SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan. (© SNB)
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt trotz des robusten Wirtschaftswachstums und der tiefen Teuerung bei ihrer Geldpolitik im Ausnahmemodus. Sie hält an der Euro-Mindestkurs-Garantie von 1,20 CHF fest und belässt den Leitzins bei 0 bis 0,25%. Damit können sich Banken weiterhin praktisch zinslos Geld bei der SNB ausleihen.
Die SNB wiederholte auch, dass sie bereit sei, die Wechselkursuntergrenze «durch den Kauf von Devisen in unbeschränkter Höhe durchzusetzen». Die Schlüsselaussagen wurden damit bekräftigt. Und die abermals gesenkten Inflationsprognosen wurden von der SNB erstmals mit der Erwartung eines schwächeren Schweizer Frankens verknüpft.
Inflationsprognose gesenkt
Die SNB senkte ihre Teuerungsprognose für das laufende Jahr von 0,2% auf 0,0%. Auf mittlere Frist sieht es aber nicht nach Deflation aus: Für 2015 rechnet die SNB mit einer Teuerung von 0,4%. Im Dezember war sie noch von einer etwas höheren Rate von 0,6% ausgegangen. Für 2016 erwartet die SNB gemäss der erstmalig abgegebenen Prognose bei unverändertem Leitzins einen Preisauftrieb von 1,0%. «Für die Schweiz sind damit auf absehbare Zeit keine Inflationsrisiken erkennbar», so die SNB weiter.
Die international rückläufige Teuerung und der leicht stärkere Franken verzögerten den Anstieg der Inflation, schreibt die Notenbank im Communiqué zur jüngsten geldpolitischen Lagebeurteilung. Gering sei die Teuerung nicht zuletzt in der Eurozone und damit auf den wichtigsten Auslandmärkten der Schweizer Wirtschaft, was an der dortigen Schwäche der Binnennachfrage liegt.
UBS-Ökonom Reto Huenerwadel streicht den Umstand hervor, dass die SNB erstmals mit ihrer Inflationsprognose auch die Erwartung eines sich abschwächenden Schweizer Frankens verknüpfte. Es mache den Anschein, als versuche die SNB die monetären Bedingungen nun auch über den Frankenkurs zu steuern. Huenerwadel wirft jedoch die Frage auf, ob die Finanzmärkte ganz im Gegenteil mit einer Frankenaufwertung auf eventuell steigende Inflationserwartungen reagieren werden. Dies sei jedenfalls bereits in den Jahren 2010 und 2011 genau der Fall gewesen.
Leicht freundlicher Ton mit Blick auf die Wirtschaft
Für das laufende Jahr 2014 rechnet die SNB weiterhin mit einem Wachstum des Bruttoinlandproduktes von «rund 2%». So sei es hierzulande zwar erwartungsgemäss im letzten Jahresviertel 2013 zu einer Abschwächung des Wachstums gekommen; ab dem ersten Quartal dürfte sich die Wirtschaftsdynamik aber wieder beleben, so die Währungshüter.
Mit Blick auf die hiesige Wirtschaft haben die Währungshüter diesmal einen leicht freundlicheren Ton angeschlagen: Wurden im Dezember aufgrund der verletzlichen Konjunkturlage im Ausland noch die Abwärtsrisiken für die Schweiz hervorgehoben, ist dieser Passus nun weggefallen.
Allerdings sei die Erholung der Weltwirtschaft mit «bedeutenden Risiken» behaftet. Und deren Zahl ist gross: Die SNB verweist auf Unsicherheiten wegen der Überprüfung der Bankbilanzen in der Eurozone, auf Staatsschulden, auf strukturelle Schwächen in Schwellenländern sowie auf politische Spannungen in mehreren Regionen.
Keine Entwarnung für den Immobilienmarkt
Zwar verzichtete die SNB diesmal auf die explizite Nennung von Gefahren eines weiteren Aufbaus der Ungleichgewichte auf dem Hypothekar- und Immobilienmarkt, von einer Entwarnung kann aber noch nicht die Rede sein. Die Situation habe sich «noch nicht vollständig beruhigt», erklärte SNB-Direktor Thomas Jordan im Interview mit AWP/Keystone-Video.
Die SNB steuert einem Aufbau dieser Ungleichgewichte mit dem so genannten antizyklischen Kapitalpuffer entgegen. Anfang Jahr hat der Bundesrat auf Antrag der SNB die zweite Stufe gezündet. Die Hypothekennachfrage sei weiterhin «sehr hoch», warnte der SNB-Chef. Die Währungshüter würden die Situation daher weiterhin sehr aufmerksam beobachten.
«Wir haben mit dem antizyklischen Kapitalpuffer die richtige Massnahme ergriffen», ist sich Jordan sicher. Die SNB prüft gemäss Mitteilung regelmässig, ob dieser angepasst werden soll.
Interventionen kurzfristig nicht notwendig
Der Mindestkurs bleibt im Urteil des SNB-Direktoriums bei einem Dreimonats-Libor nahe null das angemessene Instrument, um eine unerwünschte Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen zu verhindern, falls der Aufwertungsdruck auf den Franken wieder zunehmen sollte.
Devisenmarktinterventionen zur Verteidigung des Euro-Mindestkurs werden in der kurzen Frist wohl nicht notwendig, sagte Jordan gegenüber AWP auf die jüngste Frankenstärke angesprochen. «Der Mindestkurs ist sehr glaubwürdig», erklärte er. Zuletzt hatte sich der Eurokurs Mitte März bis auf 1,2123 CHF verbilligt, so tief ist die Einheitswährung seit Anfang 2013 nicht mehr gefallen.
Diese Versicherung manifestierte in einem nur wenig steigenden Euro-Kurs. Gegen 15.20 Uhr kostet die Einheitswährung 1,2191 Franken, nach 1,2184 direkt vor der Zinsentscheidung. Ein Ausflug über die Marke von 1,22 Franken war nur von kurzer Dauer.
Deutlich erholt hat sich derweil der US-Dollar: Seit dem Zinsentscheid hat der «Greenback» um bis zu 57 Pips auf 0,8869 Franken zugelegt. Seit die US-Notenbank am Vorabend Erwartungen auf eine früher als bisher erwartete Leitzinserhöhung geschürt hat, hat die USD/CHF-Relation gar um rund 1,2 Rappen zugelegt. (awp/mc/upd/ps)