SNB hält an Mindestkurs zum Euro von 1,20 CHF fest
SNB-Direktoriumspräsident Thomas Jordan. (© SNB)
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre Geldpolitik am Donnerstag anlässlich ihrer vierteljährlichen Lagebeurteilung einmal mehr bekräftigt. Der Mindestkurs und das Libor-Zielband werden entsprechend unverändert belassen. Aufgrund vor allem des gesunkenen Ölpreises wurden die Inflationsprognosen für die Jahre 2014 bis 2016 aber nochmals gesenkt. Und die Deflationsrisiken haben nach Ansicht der SNB nochmals zugenommen, so dass weiter «grosse Herausforderungen» bei der Umsetzung der Geldpolitik bestehen.
Wie SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag vor der Presse in Bern erläuterte, hält die SNB unverändert am Mindestkurs von 1,20 CHF pro Euro fest und belässt das Zielband für den Dreimonats-Libor bei 0%-0,25%. «Die Deflationsrisiken haben in den letzten Monaten nochmals zugenommen, und der Franken bleibt nach wie vor hoch bewertet», so der oberste Schweizer Währungshüter.
Die SNB werde deshalb den Mindestkurs weiterhin mit aller Konsequenz durchsetzen. Zu diesem Zweck sei sie bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen. Bei Zinsen von null sei der Mindestkurs das zentrale Instrument, um eine unerwünschte Verschärfung der monetären Rahmenbedingungen zu verhindern. Dies sei zurzeit besonders wichtig, weil der Aufwertungsdruck auf den Franken wieder zugenommen habe. «Wir sind ausserdem bereit, bei Bedarf unverzüglich weitere Massnahmen zu ergreifen», bestätigte Jordan frühere Aussagen.
Eine weitere Aufwertung des Frankens hätte laut Jordan grosse Auswirkungen auf das Lohn- und Preisgefüge und würde die Teuerung weit in den negativen Bereich treiben. Die Unternehmen in der Schweiz müssten ihre Kosten erneut drastisch senken, um konkurrenzfähig zu bleiben. «In einem solchen Szenario wäre die Preisstabilität stark gefährdet. Der Mindestkurs hilft, diese deflationären Risiken zu verringern», so der SNB-Präsident.
Negative Teuerung wegen Ölpreis
Für 2014 hat die Nationalbank ihre Inflationsprognose um 0,1 Prozentpunkte auf 0,0% gesenkt, für 2015 wird sie mit minus 0,1% nun sogar negativ. Erst 2016 wird ein leichter Anstieg der Inflation auf 0,3% erwartet. Das entspricht einer Abwärtsrevision von 0,3 Prozentpunkten für 2015 und von 0,2 Prozentpunkten für 2016.
Die Inflationsprognose der SNB ist in ein weltwirtschaftliches Szenario eingebettet. Dieses geht von einer uneinheitlichen Entwicklung aus, wobei das Wachstum in den USA in den nächsten Quartalen robust bleiben dürfte, während die SNB ihre Prognosen für die Eurozone erneut nach unten revidiert hat und die Aussichten für diesen Wirtschaftsraum als «sehr verhalten» einschätzt.
Höheres Wachstum im laufenden Jahr
Bezüglich der hiesigen Konjunkturentwicklung meint die SNB, dass die Auslastung der Wirtschaft unbefriedigend bleibe. Das dritte Quartal habe zwar positiv überrascht, im vierten Quartal dürfte das Wachstum aber wieder spürbar tiefer ausfallen. Weil die Zahlen für die Vorquartale aufgrund der Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung höher ausgewiesen würden, sollte das Wachstum des Bruttoinlandprodukts im laufenden Jahr mit 1,5% bis 2% aber etwas höher ausfallen als noch im September angenommen.
Die zugrundeliegende Dynamik der Konjunktur habe sich damit jedoch nicht verändert, so die SNB. Für das kommende Jahr erwartet die Nationalbank ein Wachstum von «rund 2%». «Unter dieser Annahme wird die Unterauslastung der Wirtschaft nur langsam abnehmen. Auch auf dem Arbeitsmarkt erwarten wir lediglich eine moderate Erholung», so Jordan.
Weiter abgeschwächtes Hypothekenwachstum
Das Hypothekenwachstum schwächte sich laut SNB im dritten Quartal weiter ab, gleichzeitig stiegen die Immobilienpreise aber weiter an. Die Preisdynamik bleibe jedoch wie bereits 2013 schwächer als in den Jahren zuvor. Dies deutet darauf hin, dass die Massnahmen zur Dämpfung der Entwicklung an den Hypothekar- und Immobilienmärkten eine «gewisse Wirkung» zeigten.
Die Ungleichgewichte, die sich auf diesen Märkten im Verlauf der letzten Jahre aufgebaut hätten, blieben aber unverändert hoch. «Für eine Entwarnung ist es noch zu früh», sagte Jordan weiter. Die Nationalbank beobachte entsprechend die Entwicklung an diesen Märkten aufmerksam und prüfe regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer angepasst werden solle.
«Weiter grosse Herausforderungen»
Grundsätzlich bleiben die Herausforderungen für die Geldpolitik der SNB «im gegenwärtigen internationalen Umfeld gross», schloss Jordan seine Rede ab. Insbesondere sei die Situation in der Eurozone weiterhin schwierig. Damit die Nationalbank das ihr aufgetragene Mandat – die Sicherung der Preisstabilität unter Berücksichtigung der konjunkturellen Entwicklung – bestmöglich erfüllen könne, müsse sie ihren «ganzen Handlungsspielraum in der Geldpolitik ausnützen». Sollte es notwendig sein, werde die Nationalbank daher nicht zögern, zur Erfüllung ihres Mandats weitere Massnahmen zu ergreifen. (awp/mc/upd/ps)