Nationalbank intervenierte wegen Corona im grossen Stil

Sitz der Schweizerischen Nationalbank in Bern. (Foto: SNB)

Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im vergangenen Jahr an den Devisenmärkten interveniert wie noch nie seit Aufhebung des Mindestkurses. Sie kämpfte damit gegen den in der Coronakrise erstarkten Franken.

Insgesamt erwarb die SNB 2020 Fremdwährungen in der Höhe von 109,7 Milliarden Franken, wie dem am Montag veröffentlichten Geschäftsbericht 2020 zu entnehmen ist. Im Jahr davor hatte das Volumen nur 13,2 Milliarden betragen.

Die Geldpolitik sei im Coronajahr «stark gefordert» gewesen, schreiben die Währungshüter. So habe sich der Franken in der Krise unter «erhöhtem Aufwertungsdruck» befunden.

Interventionen am Devisenmarkt sind eines der wichtigsten Instrumente der SNB, um eine unerwünschte Aufwertung des Frankens zu vermeiden und die Exportwirtschaft vor einem allzu hohen Franken zu schützen. Nach Ausbruch der Coronakrise betonte die Notenbank, dass sie bei Bedarf auch «verstärkt» am Devisenmarkt eingreifen werde.

Gros im ersten Semester
Konkret rutschte etwa der Euro-Franken-Kurs auf dem Höhepunkt der Krise unter die Marke von 1,05. Das Gros der Devisenmarktinterventionen 2020 verteilt sich denn auch auf diese Zeit. Im ersten Quartal stemmten sich die Notenbanker mit 38,5 Milliarden gegen die Frankenstärke, im zweiten Quartal sogar mit 51,5 Milliarden.

Die anschliessende Erholung des Euro-Franken-Kurses sorgte auch für ein Abflauen der Interventionen. Im dritten Quartal betrugen die Volumina noch 11,0 Milliarden, im vierten Quartal sogar nur 8,7 Milliarden. Aktuell liegt der Euro-Franken-Kurs über der Marke von 1,10, womit die Interventionen wohl weiter abgenommen haben.

Über den Werten von 2015 bis 2017
Insgesamt ist das Jahr 2020 nun aber klarer Spitzenreiter in Sachen Interventionen seit Aufhebung des Mindestkurses. Davor hatte die SNB vor allem in den Jahren 2015 bis 2017 bzw. nach Aufhebung des Euro-Mindestkurses (15.1.2015) in hohem Mass intervenieren müssen.

So hatte die SNB 2015 für 86,1 Milliarden, 2016 für 67,1 Milliarden und 2017 für 48,2 Milliarden Franken Devisen gekauft. Vor der Aufhebung des Mindestkurses kam es ebenfalls zu Interventionen, welche jene des letzten Jahres zum Teil sogar noch übertrafen, so etwa im Jahr 2012 mit 188 Milliarden.

Die Devisenkäufe wirken sich auch in der SNB-Bilanz aus. Ende 2020 betrugen die Aktiven schwindelerregende 999 Milliarden, wobei die Währungsreserven 962 Milliarden ausmachten. Auf diesen erzielte die SNB 2020 eine Rendite von 1,9 Prozent. Dies war der Haupttreiber hinter dem Gewinn von 20,9 Milliarden.

Harsche US-Kritik
Die Interventionen am Devisenmarkt haben der SNB in letzter Zeit harsche Kritik von Seiten der USA eingebracht. Mitte Dezember hatte das US-Schatzamt bekanntgegeben, dass es die Schweiz als Währungsmanipulator einstufe. Die SNB hatte die US-Vorwürfe umgehend zurückgewiesen und sich gegen den Vorwurf verwahrt.

Im nun vorliegenden Geschäftsbericht wird dies wiederholt: «Die Devisenmarktinterventionen der SNB sind notwendig, um angemessene monetäre Bedingungen und dadurch Preisstabilität zu gewährleisten», heisst es.

SNB-Präsident Thomas Jordan hatte im Dezember jedoch betont, man werde auf den Dialog mit den US-Behörden setzen. «Wir werden den USA erklären, dass sich die Schweiz mit dem permanent starken Franken in einer speziellen Ausgangslage befinde und die Devisenmarktinterventionen nicht das Ziel verfolgen, uns einen Wettbewerbs-Vorteil zu verschaffen.» (awp/mc/ps)

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