SNB hat 2021 weniger stark am Devisenmarkt interveniert
Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) war 2021 deutlich weniger stark gefordert als noch in dem von Corona belasteten Vorjahr. Sie musste im Kampf gegen den starken Franken weniger vehement am Devisenmarkt intervenieren.
Die SNB habe verglichen mit 2020 weniger oft und in deutlich geringerem Umfang am Devisenmarkt intervenieren müssen, schrieben die Währungshüter in dem am Dienstag veröffentlichten Geschäftsbericht. Im Jahresverlauf erwarb sie Devisen im Umfang von 21,1 Milliarden Franken nach knapp 110 Milliarden im Jahr davor.
Der Rückgang der Devisenmarktinterventionen hatte sich abgezeichnet, denn die SNB hatte im Verlauf des letzten Jahres bereits Angaben zu den ersten drei Quartalen gemacht. In den Monaten Januar bis September wurden demnach Devisen in der Grössenordnung von 8,5 Milliarden Franken erworben. Das bedeutet, dass die Interventionen der SNB im Schlussquartal mit 12,6 Milliarden wieder angezogen haben.
Franken bleibt «sicherer Hafen»
Die zuletzt verstärkten Aktivitäten der SNB am Devisenmarkt sind den zum Jahresende hin gestiegenen Unsicherheiten geschuldet. In unsicheren Zeiten gewinnt der Schweizer Franken in der Regel als «sicherer Hafen» unter Anlegern rasch an Attraktivität.
Der handelsgewichtete nominale Aussenwert des Frankens habe im ersten Quartal dank globaler Impfprogramme merklich nachgegeben, sei dann aber gestiegen, beschrieb die SNB die Entwicklung. Ab Herbst zogen mit der Delta-Variante die Corona-Ansteckungszahlen wieder an und in vielen Ländern wurden die Massnahmen verschärft. Zudem hätten auch Störungen in den globalen Lieferketten zur Unsicherheit beigetragen.
In der Konsequenz gewann der Franken zumindest zum Euro an Wert: Hatte der Euro im September noch um die 1,09 Franken gekostet, fiel der Kurs zum Jahresende hin unter die Marke von 1,04 Franken. Der Dollar-Kurs pendelte derweil im vierten Quartal um die Marke von 0,92 Franken.
Am Ende des Jahres hat der handelsgewichtete nominale Wechselkursindex laut SNB um 1,3 Prozent höher notiert als zu Jahresbeginn. Zum Euro wertete sich der Franken dabei im Jahresverlauf um 4,3 Prozent auf und zum US-Dollar verlor er 3,6 Prozent an Wert. Im langfristigen Vergleich sei der Franken weiterhin hoch bewertet, bekräftigte die SNB ihre Einschätzung.
Zukäufe nach Kriegsbeginn?
Die Devisenkäufe haben Folgen für die Bilanz der SNB: So sind die Aktiven mit 1057 Milliarden Franken wie zu erwarten über die Marke von 1000 Milliarden geklettert (Ende 2020: 999 Mrd). Die Devisenanlagen sind dabei mit 966 Milliarden der mit Abstand grösste Bilanzposten.
Unklar bleibt, wie stark die SNB nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs am Devisenmarkt eingegriffen hat. Die russische Invasion hat an den Finanzmärkten zu massiven Verwerfungen geführt und der Euro-Franken-Kurs sackte Anfang März gar auf Paritätsniveau ab. Aktuell notiert der Euro bei rund 1,03 Franken.
Die Angaben zu allenfalls weiteren Interventionen im ersten Quartal wird die SNB erst Ende Juni publizieren. Noch haben die Währungshüter nicht zu erkennen gegeben, dass die Aufwertung ein Dorn im Auge wäre. Am kommenden Donnerstag nimmt die SNB die quartalsweise stattfindende geldpolitische Lagebeurteilung vor, auch mit Hinweisen dazu, wie sie die Entwicklungen am Devisenmarkt einschätzt. (awp/mc/ps)