Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Quartal 2023 nicht nur erneut Devisen im grösseren Stil verkauft. Sie hat ihre Verkäufe auch weiter erhöht.
Von Januar bis März 2023 hat die Notenbank Devisen im Gegenwert von 32,3 Milliarden Franken veräussert, wie aus einer am Freitag publizierten SNB-Statistik hervorging. Im vierten Quartal 2022 lagen die Devisen-Verkäufe noch bei 27,3 Milliarden Franken, im dritten Quartal noch bei 739 Millionen und im zweiten Quartal bei nur 5 Millionen.
Vor diesem Zeitpunkt kaufte sie zum Teil im grossen Stil Devisen, um eine zu starke Aufwertung des Schweizer Frankens zu verhindern. 2021 etwa wurden noch Devisen im Wert von 21,1 Milliarden gekauft, 2020 waren es sogar knapp 110 Milliarden Franken.
Doch stehen nun nach einem Paradigmenwechsel Verkäufe von Fremdwährungen im Vordergrund. Die SNB bekämpft mit diesem Instrument die Inflation, weil Devisenverkäufe tendenziell zu einem stärkeren Franken führen. Denn mit einem aufwertenden Franken wird weniger Inflation aus dem Ausland importiert. Bekanntlich ist die Teuerung in der Eurozone und den USA weiter klar höher als hierzulande.
Devisenverkäufe und Zinserhöhungen
Nebst den Devisenverkäufen setzt die SNB bei ihrem Kampf gegen die Inflation – wie die anderen Notenbanken auch – auf höhere Leitzinsen. So hoben die Schweizer Notenbanker um Chef Thomas Jordan erst vergangene Woche den sogenannten SNB-Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent an. Nach den zuvor recht aggressiven Erhöhungen gingen sie somit aber etwas langsamer vor.
Weitere Erhöhungen seien nicht ausgeschlossen, sollte der Inflationsdruck nicht nachhaltig in Richtung des gewünschten Zielbandes zwischen 0 und 2 Prozent nachlassen, hatte SNB-Chef Thomas Jordan klar gemacht.
Denn auch wenn die Inflation seit Februar deutlich zurückgekommen ist auf zuletzt 2,2 Prozent im Mai, liegt sie aber weiterhin über dem Zielband der SNB. Vor allem sei damit zu rechnen, dass sich der Rückgang mittelfristig nicht von selbst fortsetze. Hierzu dürften nicht zuletzt steigende Mieten beitragen, die wegen der steigenden Zinsen ebenfalls zulegen.
«Phase der feineren Steuerung»
Dass die SNB dennoch bei den nächsten Lagebeurteilungen ihre Geldpolitik nochmals straffen könnte, davon gehen auch viele Ökonomen aus. Einerseits bedeutet dies – zumindest auf kurze Frist – erneut Devisenverkäufe in grösserem Stil. Andererseits nehmen sie SNB-Chef Jordan ab, dass er die Zinsen schon bald erneut zumindest leicht erhöhen wird.
«Die SNB dürfte die Geldpolitik weiterhin straffen», meinte etwa UBS-Ökonom Alessandro Bee. Die Verlangsamung des Zinserhöhungstempos spiegle jedoch die Tatsache wieder, dass die SNB nun in eine «Phase der feineren Steuerung» der Geldpolitik eingetreten sei, ergänzte sein Kollege Adrien Pichoud von der Bank SYZ. (awp/mc/pg)