SNB hat Vorbehalte gegenüber breit verfügbarer Zentralbankwährung

SNB hat Vorbehalte gegenüber breit verfügbarer Zentralbankwährung
Sitz der Schweizerischen Nationalbank in Bern. (Foto: SNB)

Rüschlikon – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat weiterhin deutliche Vorbehalte gegenüber der Einführung von für Konsumenten verfügbaren Zentralbank-Digitalwährungen. Dies berge Gefahren wie eine Aufwertung des Frankens oder gar von «Bank Runs», wie SNB-Vertreter Sébastien Kraenzlin am Donnerstag an einer Konferenz sagte.

Mit ihrer negativen Einstellung gegenüber einer «Retail»-CBDC (Central Bank Digital Currency) ist die SNB in Gesellschaft einer Mehrheit der Zentralbanken weltweit, wie den Ausführungen von Kraenzlin, Leiter Operatives Bankgeschäft SNB, an der FuW-Konferenz «Blockchain in Financial Services» in Rüschlikon zu entnehmen war. Allerdings testet etwa die chinesische Zentralbank seit dem Frühling in mehreren chinesischen Städten einen «digitalen Yuan».

Steigende Zinsen
Für die Schweiz befürchtete Kraenzlin bei der Einführung eines «digitalen Frankens» für Konsumenten etwa einen weiteren Zufluss in den Franken und damit eine Aufwertung der Währung. Zudem teilte er Befürchtungen, dass Sparer dann im grossen Stil ihre Sparguthaben von den Konten der Geschäftsbanken in die sichere Zentralbankwährung umschichten könnten.

Derweil müssten die Geschäftsbank die Spargelder höher verzinsen als die Einlagen bei der Zentralbank, um die Kunden halten zu können. Die Zinserhöhungen müssten sie in der Folge wohl auch auf der Kreditseite durchsetzen, was zu unerwünschten volkswirtschaftlichen Effekten führen würde, führte der SNB-Vertreter aus.

Test von «Grosshandels»-Digitalwährung
Tätig geworden ist die SNB allerdings bezüglich einer «Grosshandels»-Digitalwährung, bei welcher der Zugang auf Finanzinstitute beschränkt ist. Wie bereits früher mitgeteilt, hat sie diesbezüglich Versuche mit der Börsenbetreiberin SIX durchgeführt. Dabei geht es um die Anwendung einer «Wholesale-CBDC» im Wertpapierhandel.

Der Einsatz der Digitalwährung in der Finanzmarktinfrastruktur soll eine unmittelbare Abwicklung von Wertpapiergeschäften ermöglichen. Heute dauert es ab dem Kauf eines Wertpapiers bis zu zwei Tage, bis die Wertschriften- sowie die geldseitige Abwicklung abgeschlossen sind.

Beim Test der Integration von Zentralbankgeld in eine «Blockchain»-Infrastruktur konnte die funktionale wie die technische Machbarkeit nachgewiesen worden, wie Kraenzlin sagte. Endgültige Ergebnisse der Tests will die SNB noch im Dezember 2020 vorlegen. (awp/mc/ps)

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