Jean-Pierre Danthine, Vizepräsident des Direktoriums der Nationalbank. (Foto: SNB)
Bern – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sieht an den internationalen Finanzmärkten seit Juni eine gewisse Entspannung, bleibt aber weiter vorsichtig. Insgesamt sei das Umfeld des Schweizer Bankensektors weiter schwierig und die Risiken im Umfeld der Banken seien nach wie vor beträchtlich, erklärt Jean-Pierre Danthine, Vizepräsident des Direktoriums, anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung am Donnerstag. Mit Blick auf die hiesigen Grossbanken heben die Währungshüter die weitere Verbesserung der Kapitalsituation positiv hervor.
Die gewisse Entspannung an den Finanzmärkten führt Danthine auf die diversen Beschlüsse und Massnahmen von Regierungen und Zentralbanken weltweit zurück. Die Entspannung sei jedoch mit Vorsicht zu interpretieren, warnt die SNB. «Falls die bereits getroffenen Massnahmen nicht wie vorgesehen greifen oder Fortschritte in der Sanierung der Haushalte auf sich warten lassen, sind erneute Turbulenzen auf den Finanzmärkten nicht auszuschliessen», so Danthine. Der Zustand des europäischen Bankensektors bleibe fragil.
UBS und CS haben Widerstandskraft gesteigert
Positiver als vor sechs Monaten äussert sich die Nationalbank gegenüber den Grossbanken UBS und CS. Die Lage der Grossbanken habe sich seit dem letzten Mediengespräch verbessert – beide Institute hätten ihre Widerstandskraft weiter gesteigert, so Danthine. Besonders ausgeprägt sei die Steigerung bei der CS ausgefallen. Diese war anlässlich des letzten Mediengesprächs in die Kritik der SNB geraten. Die CS habe ihren Bestand an verlustabsorbierendem Kapital im zweiten Halbjahr um rund drei Viertel erhöht. Neben der Einbehaltung von Gewinnen sei dieser Anstieg vor allem auf die im Juli angekündigten und zu einem Grossteil bereits umgesetzten Kapitalmassnahmen zurückzuführen.
Zudem hätten beide Grossbanken im Rahmen der Neuausrichtung ihrer Strategie Massnahmen angekündigt, welche ihre Widerstandskraft weiter steigern würden. «Die SNB begrüsst die bisherige Steigerung der Widerstandskraft der Grossbanken sowie deren angekündigte Massnahmen zur weiteren Verbesserung der Kapitalsituation,» zeigt sich Danthine zufrieden.
Fehlentwicklungen am Immobilienmarkt bauen sich weiter auf
Die Situation am Schweizerischen Hypothekar- und Immobilienmarkt bleibt im Urteil der SNB angespannt. Die Fehlentwicklungen auf dem Schweizer Immobilienmarkt würden sich weiter aufbauen. Entsprechend erhöhe sich mittelfristig das Risiko starker Preiskorrekturen, warnt Danthine.
Die Verschärfung der Eigenmittelanforderungen bei der Vergabe von Hypothekarkrediten und die Revision der Selbstregulierungsrichtlinien im Hypothekarbereich haben im Urteil der SNB ein halbes Jahr nach ihrer Ankündigung keine oder noch keine erkennbare Trendwende am Hypothekar- und Immobilienmarkt herbeigeführt.
Spärliche Anzeichen für eine Veränderung erkennbar
Allerdings seien einige spärliche Anzeichen für eine Veränderung erkennbar: «Es ist nicht auszuschliessen, dass die Auswirkungen der genannten Massnahmen zum Teil noch nicht erkennbar sind oder sich einfach noch nicht in den verfügbaren Daten niedergeschlagen haben», so Danthine. Die SNB beobachte wie bis anhin die Entwicklung am Hypothekar- und Immobilienmarkt aufmerksam. Sie prüfe dabei regelmässig die Notwendigkeit einer Aktivierung des antizyklischen Kapitalpuffers, so der Vizepräsident. (awp/mc/pg)