SNB: Raggenbass stellt sich nicht zur Wiederwahl
Hansueli Raggenbass verzichtet auf weitere Amtszeit.
Bern – Der in der Affäre Hildebrand heftig kritisierte Bankratspräsident Hansueli Raggenbass stellt sich nicht mehr zur Wiederwahl. Das teilte die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Freitag mit. Raggenbass war wegen seines Krisenmanagements unter Druck geraten. Einen frühzeitigen Rücktritt lehnte der 64-Jährige bisher jedoch ab. Nun habe Raggenbass den Bankrat sowie Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf informiert, dass er sich auf Ende der Amtsdauer 2008-2012 nicht mehr der Wiederwahl stellen werde, schreibt die SNB.
Raggenbass war 2001 in den Bankrat gewählt worden. Ein Jahr später wurde der Bankratspräsident. Wegen der Amtszeitbeschränkung könnte er ohnehin nur noch ein Jahr im Bankrat bleiben. Raggenbass betonte nach dem Rücktritt des ehemaligen SNB-Präsidenten Philipp Hildebrand, der Bankrat habe keine Aufsichtspflichten verletzt. Dem Gremium war indes von verschiedenen Seiten unter anderem vorgeworfen worden, mangelhaft informiert zu haben.
Neue Bankräte
Damit hat der Bundesrat auf die Generalversammlung vom 27. April hin zwei neue Bankräte zu bestimmen. Bereits im Oktober 2011 reichte Fritz Studer, ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Luzerner Kantonalbank, seinen Rücktritt aus dem Bankrat auf Ende der Amtsperiode ein. Der Bundesrat wählt jeweils sechs, die Generalversammlung fünf der elf Bankrats-Mitglieder, und ihm obliegt auch die Ernennung des Präsidenten und des Vizepräsidenten des Bankrates. Der ebenfalls aus dem Bankrat zurücktretende Studer hatte dem Bankratspräsidenten kurz nach dem Rücktritt Hildebrands das Vertrauen ausgesprochen.
Arbeiten kommen voran
Die im Zusammenhang mit der Affäre Hildebrand vom Bankrat in Auftrag gegebenen Arbeiten kämen planmässig voran, heisst es in der Mitteilung weiter. Diese Arbeiten umfassen drei Bereiche. Dabei handelt es sich um die Prüfung sämtlicher Finanztransaktionen der Mitglieder des erweiterten Direktoriums zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2011 durch die Revisionsgesellschaft KPMG. Hinzu kommen die Revision des Reglements über die Eigengeschäfte mit Finanzinstrumenten der Bankleitung sowie die Rekrutierung eines neuen Mitglieds des Direktoriums.
Sobald die Ergebnisse der Prüfung der Finanztransaktionen vorliegen, wird der Bankrat darüber informieren, wie es in der Mitteilung heisst. Die Arbeitsgruppe zur Revision des Reglements über Eigengeschäfte wird laut SNB ihre Arbeiten in den nächsten Wochen abschliessen. Somit könne der Bankrat voraussichtlich im März das revidierte Reglement verabschieden. Es sieht weitgehende Restriktionen für die Vermögensanlage der Mitglieder der Bankleitung vor.
Vorschlag für Hildebrand-Nachfolge
Im Rahmen der Neubesetzung des vakanten dritten Direktoriumspostens wird im Moment auf der Basis des bereits genehmigten Anforderungsprofils eine «Longlist» möglicher Kandidaten erstellt. Der Bankrat rechnet damit, im April dem Bundesrat den Namen des Kandidaten oder der Kandidatin für das Direktorium unterbreiten zu können. Der Bundesrat wählt die Mitglieder des Direktoriums und ihrer Stellvertreter auf Vorschlag des Bankrats.
Als Interimspräsident wirkt derzeit bei der SNB Vizepräsident Thomas Jordan, der auch als aussichtsreicher Kandidat für das Präsidium gilt. Hildebrand war am 9. Januar als SNB-Präsident wegen umstrittenen Devisengeschäften seiner Ehefrau zurückgetreten. (awp/mc/pg/upd/ps)