SNB rüstet sich für möglichen «Brexit»

Brexit

(Foto: Pixabay)

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Bern – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bereitet sich auf einen möglichen Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union, den «Brexit» vor. Sie stützt sich dabei auf die beiden derzeit tragenden Pfeiler ihrer Geldpolitik, die Negativzinsen und Interventionen am den Devisenmarkt. Letztere dürften, wenn notwendig, in einer Erstreaktion auf Marktturbulenzen zum Einsatz kommen.

«Der ‹Brexit› ist zwar nicht Teil unseres Basis-Szenarios, doch wir analysieren die Lage genau und sind bereit, wenn nötig, am Markt zu intervenieren», erklärte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag an der Medienkonferenz zur geldpolitischen Lagebeurteilung. Sowohl mit Blick auf die Negativzinsen als auch in Sachen Interventionen am Devisenmarkt habe die SNB weiteren Spielraum.

Laut den aktuellsten Umfragen sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Briten für den Austritt aus der EU stimmen, gestiegen, sagte Jordan weiter. Die SNB rechne im Falle eines «Brexit» mit «gewissen» Turbulenzen an den Finanzmärkten. In einem solchen Fall würde die SNB eingreifen und Marktübertreibungen stabilisieren.

SNB steht bereit
In einer Erstreaktion auf einen «Brexit» habe die SNB vor allem die Möglichkeit, an den Devisenmärkten zu intervenieren. Für Devisenmarkttransaktionen habe sich die SNB dabei keine fixe Limite gesetzt, so Jordan mit Blick auf die zuletzt auf über 600 Mrd CHF angeschwollenen Devisenreserven.

SNB-Direktoriumsmitglied Andrea Maechler sieht die SNB auf die am kommenden Mittwoch anstehende «Brexit»-Abstimmung und daraus möglicherweise entspringende Finanzmarktturbulenzen gut vorbereitet. Die SNB verfolge die Entwicklungen an den Devisenmärkten sowieso bereits rund um die Uhr, sagte sie. Und ein Team von Finanzmarktspezialisten werde die Lage im Anschluss an die «Brexit»-Abstimmung verstärkt beobachten und wenn nötig handeln. «Wir sind es uns gewöhnt, in der Nacht zu arbeiten», ergänzte Jordan.

Spielraum für Zinssenkung
Spielraum sieht der SNB-Präsident in einem zweiten Schritt auch für eine weitere Zinssenkung. Trotz bereits tief negativer Leitzinsen sei das Ende der Fahnenstange möglicherweise noch nicht erreicht, hielt er fest. «Wir schliessen eine weitere Zinssenkung nicht aus. Wir haben noch Spielraum.»

Ab einem gewissen Zinsniveau drohe jedoch die Gefahr einer übermässigen Bargeldhortung, räumte der SNB-Chef ein. Dieses Niveau sei mit den heutigen Negativzinsen aber noch nicht erreicht. «Das würde kommen, wenn wir deutlich weitergehen würden», so Jordan. Der Schweizer Franken hat in den letzten Wochen zu den wichtigsten Währungen wieder aufgewertet. Jordan denkt, dass diese Entwicklung vor allem an die Unsicherheit rund um die «Brexit»-Debatte gekoppelt ist.

Kosten und Nutzen analysieren
Den Interventionen am Devisenmarkt seien je nach Entwicklung und Situation auch gewisse Grenzen gesetzt, hielt Jordan fest. Die SNB analysiere vor solchen Aktionen jeweils die damit zusammenhängenden Kosten und der Nutzen, der sich daraus ergibt, genau.

Ein Beispiel dafür, als Interventionen am Devisenmarkt den gewünschten Nutzen nicht gebracht hätten, nannte Jordan die Zeit nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015. «Wir mussten feststellen, dass Interventionen damals kurzfristig kaum einen Nutzen gebracht, aber in Zukunft hohe Kosten verursacht hätten», sagte der SNB-Präsident. Die SNB habe sich damals dazu entschlossen, nur begrenzte Mittel für Interventionen einzusetzen.

Die SNB müsse in ihren Überlegungen auch einschätzen, welchen Einfluss die geldpolitischen Massnahmen auf die Inflationsentwicklung ausübe, sagte Jordan. «Es ist unmöglich, die Inflation kurzfristig zu bewegen. Wir versuchen aber, mit unseren Massnahmen die Inflation mittelfristig zu steuern und treffen unsere Entscheide im Gesamtinteresse der Schweiz.»

Rückkehr zu Preisstabilität
In der aktuellen Prognose gehe die SNB davon aus, dass die Inflation in der Schweiz bis Ende 2016 wieder in den Bereich der Preisstabilität zurückkehre, so Jordan. Und im Anschluss daran dürfte die Inflation «gemächlich» nach oben gehen, sofern sich nicht grössere Veränderungen im Marktumfeld ergeben. Dabei rechne die SNB mit einem Ölpreis auf heutigem Niveau von rund 50 USD je Barrel.

«Mit dem Austritt Grossbritanniens aus der EU würde die Ausgangslage grundlegend verändert», warnt Jordan. Die SNB müsste sowohl die Einschätzungen zur Inflations- als auch zur BIP-Entwicklung in der Schweiz anpassen. Allerdings sei es derzeit schwierig, Prognosen dazu abzugeben. (awp/mc/pg)

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