SNB senkt Zinsen in unsicherem Umfeld abermals

SNB senkt Zinsen in unsicherem Umfeld abermals
SNB-Direktionspräsident Martin Schlegel. (Bild: SNB)

Zürich – Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sorgt sich um die Wirtschaftsaussichten – sowohl für die Schweiz als auch die Welt. Das ist ein Grund für die neuerliche Zinssenkung.

Die Währungshüter haben am Donnerstag den Leitzins das fünfte Mal in Folge gesenkt. Runter ging er um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent. Direktoriums-Präsident Martin Schlegel begründete den Schritt im Gespräch mit den Medien mit der sehr tiefen Inflation und den unsicheren Wirtschaftsaussichten. «Die Unsicherheit über die globale Wirtschafts- und Inflationsentwicklung ist deutlich angestiegen», betonte er mehrfach.

Die Dinge hängen bekanntlich zusammen. Läuft die Wirtschaft schlecht, dämpft dies die Inflation. Und dies passt der SNB derzeit nicht in den Kram.

Als Hauptrisiko in Sachen Teuerung gilt aktuell ein Fall unter die Marke von 0 Prozent, also eine Deflation. Eine Deflation kann mit tieferen Zinsen bekämpft werden, da tiefe Zinsen die Wirtschaft ankurbeln und sich dies dann auch positiv auf die Inflation auswirkt.

Inflation schon tief
Tatsächlich ist die Inflation hierzulande bereits vergleichbar tief mit 0,3 Prozent im Februar. Zum Vergleich: In den USA lag sie bei 2,8 und in der Eurozone bei 2,3 Prozent. Laut neuen SNB-Schätzungen dürfte sie im laufenden Jahr mit durchschnittlichen 0,4 Prozent denn auch kaum merklich höher ausfallen, liegt damit aber innerhalb ihres Zielbandes zwischen 0 und 2 Prozent.

Dabei scheint der Wirtschaftskurs der US-Regierung an sich eher inflationstreibend zu sein. Dass der SNB-Chef und seine Kollegen dennoch stärkere Abwärtsrisiken sehen, begründen sie damit, dass ein Zollstreit das Wirtschaftswachstum im Ausland dämpfen würde. Das wiederum zöge eine schwächere Nachfrage nach Schweizer Produkten und Dienstleistungen nach sich.

Sicherer Franken ein Risiko
Als zweiten Grund nannte Schlegel gegenüber den Medien mögliche «save haven»-Bewegungen in den Schweizer Franken, wie sie in der Vergangenheit oft gesehen wurden. Ein aufwertender Schweizer Franken würde die (importierte) Teuerung hierzulande dämpfen.

Mit dem aktuellen Zinsschritt nun habe die SNB aber sichergestellt, dass die monetären Bedingungen angesichts des schwachen Inflationsdrucks und der erhöhten Abwärtsrisiken für die Inflation angemessen bleiben. Man werde die Lage aber weiter genau beobachten und die Geldpolitik wenn nötig anpassen – dabei schliesst Schlegel weder Negativzinsen noch Devisenmarktinterventionen aus.

Am Zyklus-Ende?
Ökonomen gehen nun überwiegend davon aus, dass dies die letzte Zinssenkung der SNB war. «Die SNB ist damit also nicht nur die erste grosse Zentralbank, die in diesem Zyklus mit Zinssenkungen begonnen hat, sondern dürfte mit dem heutigen Schritt auch die erste sein, die die Zinssenkungen abgeschlossen hat», kommentiert etwa Karsten Junius, Chef-Ökonom der Bank Safra Sarasin. Manche Experten können sich aber auch vorstellen, dass die SNB den Leitzins im Jahresverlauf auf 0 senken wird.

Zur Erinnerung: Im März, Juni und September 2024 senkte die SNB den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte, im letzten Dezember dann sogar um 50 Basispunkte. Zuvor hatte die Notenbank ab Juni 2022 den Leitzins von damals -0,75 Prozent in nur fünf Schritten auf 1,75 Prozent gehievt. Der Grund war die markant gestiegene Teuerung, die sich seither wieder deutlich verringert hat.

Kritik, die SNB habe mit dem erneuten Schritt ihren Spielraum zu frühzeitig ausgereizt, kann der SNB-Chef nichts abgewinnen. «Zuwarten bringt nichts, wenn man sieht, dass es Handlungsbedarf gibt», betonte er. «Wartet man zu, muss man später stärker gegensteuern.» (awp/mc/ps)

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