SNB: Sichtguthaben erneut stark gestiegen
SNB-Sitz Bern. (© SNB)
Zürich / Bern – Der Anstieg der Giroguthaben der Banken bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) stützt Spekulationen, wonach die SNB trotz Aufhebung des Euro-Mindestkurs am Devisenmarkt interveniert.
So nahmen die Giroguthaben inländischer Banken in der vergangenen Woche um fast 18 Mrd auf 383,3 Mrd CHF zu, und das Total der Sichtguthaben bei der SNB stieg um knapp 15 Mrd auf 443,0 Mrd CHF. Dies geht aus der von der SNB veröffentlichten wöchentlichen Aufstellung geldpolitischer Daten vom Montag hervor.
Bereits in der Vorwoche waren die Giroguthaben respektive die Sichtguthaben stark angeschwollen, und zwar um je rund 26 Mrd CHF. Die Entwicklung ist ein Indiz dafür, ob und wie stark die SNB im Devisenmarkt interveniert, um eine zu starke Franken-Aufwertung zu verhindern. Denn wenn die Notenbank Devisen kauft, wird der Gegenwert in Franken dem Konto der jeweiligen Bank gutgeschrieben.
Im Handel und in den Medien wurde in den letzten Tagen darüber spekuliert, ob die SNB wieder Fremdwährungen gegen Franken kauft, um die Schweizer Währung zu schwächen. Die SNB selbst will zu den möglichen Interventionen am Markt keine Stellungnahme abgeben, wie ein SNB-Sprecher am Montag gegenüber AWP sagte.
Die SNB hatte allerdings bereits bei der Aufhebung des Euro-Mindestkurses angekündigt, «bei Bedarf» am Devisenmarkt aktiv zu bleiben. In der Wochenendpresse war ausserdem davon die Rede, dass die SNB nun mit einer Art inoffiziellen Mindestkurs operiere und den Eurowechselkurs in einen Korridor zwischen 1,05 bis 1,10 CHF bringen wolle.
«Managed Floating»
Der Anstieg der Sichtguthaben lasse vermuten, dass die SNB am Markt auch nach der Aufgabe des EUR/CHF-Mindestkurses am Markt interveniert habe, heisst es in einem Kommentar der Credit Suisse. Die Volumen seien im historischen Vergleich substantiell und es bleibe abzuwarten, wie lange die SNB in diesem Ausmass intervenieren wolle. Zudem habe die SNB bei ähnlich grossen Volumen zuletzt die Zinsen gesenkt. Eine weitere Zinssenkung sei daher nicht auszuschliessen.
Die Analysten der Grossbank gehen davon aus, dass die SNB seit Aufgabe des Mindestkurses ein Regime des sogenannten kontrollierten Floatings (managed floating) betreibt, das Interventionen beinhalte. Dabei dürfte die SNB aber nicht nur das Währungspaar EUR/CHF im Fokus haben, sondern auch andere Währungen wie den US-Dollar oder asiatische Devisen. Gemäss einem von der Bank of England publizierten Index hat sich der Franken seit Mitte Januar handelsgewichtet um rund 6% abgeschwächt.
Vor allem letzte Woche hat der Franken zu den wichtigsten Währungen deutlich an Wert verloren. So stieg der Kurs für einen Euro von rund 98 Rappen am vorletzten Freitag auf aktuell 1,0560. Der US-Dollar kletterte derweil von rund 88 auf nun über 93 Rappen. (awp/mc/upd/ps)