SNB erhöht Liquidität erneut signifikant

Philipp Hildebrand

Philipp Hildebrand, Direktionspräsident der Nationalbank.

Bern – Zum dritten Mal innert zwei Wochen verstärkt die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Massnahmen gegen den starken CHF. Dieses Mal erreichte sie damit aber keine Schwächung der Schweizer Währung, im Gegenteil: Der CHF gewann nach der Ankündigung sprunghaft an Wert.

Innerhalb von wenigen Minuten sank der Wechselkurs des Euro von über 1,15 bis auf 1,1234 CHF. Bis Mittwochnachmittag hat sich der Euro indes auf 1,1423 CHF erholt. Der Dollar-Kurs sank von über 80 Rappen auf ein Tagestief von 78,25 Rappen, am Nachmittag notierte die US-amerikanische Währung bei 78,86 Rappen.

Ausweitung der Giroguthaben der Banken auf 200 Mrd. Franken
Die SNB will die Liquidität am CHF-Geldmarkt durch eine Ausweitung der Giroguthaben der Banken von 120 Mrd CHF auf 200 Mrd signifikant erhöhen, wie sie am Mittwoch mitteilte. Dazu will sie wie schon zuvor SNB Bills zurückkaufen und Devisen-Swaps einsetzen. Die SNB hatte Anfang August, als der Kurs des Euro auf nahezu einen CHF gesunken war, eine erste Ausweitung der Liquidität beschlossen. Die Nationalbank setzte sich eine Erhöhung der Giroguthaben der Banken auf 80 Mrd CHF zum Ziel. Eine Woche später hob sie die Grenze auf 120 Mrd an.

SNB zu weiteren Massnahmen bereit
Die Währungshüter bekräftigten in der Mitteilung vom Mittwoch ihre Ankündigung, bei Bedarf weitere Massnahmen gegen die Frankenstärke zu ergreifen.

Märkte erwarteten Untergrenze
Den Grund für das anfängliche Erstarken des CHFs sehen Analysten darin, dass die Anleger mit einer direkten Intervention am Devisenmarkt gerechnet hatten. «Die Märkte hatten erwartet, dass die SNB eine Untergrenze festlegt», sagte David Marmet, Leiter Volkswirtschaft Schweiz bei der Zürcher Kantonalbank, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Entsprechend enttäuscht seien die Reaktionen auf die angekündigten Massnahmen ausgefallen.

Diese Einschätzung teilt Oliver Adler, Leiter Internationale Volkswirtschaft bei der Credit Suisse. Die Kursstürze seien aber eine kurzfristige Reaktion, für eine Bewertung der Massnahmen sei es noch zu früh, sagte er. «Die SNB hat momentan nicht viele Optionen», so Adler. Eine Anbindung des CHFs an den Euro sei unwahrscheinlich. Die getroffenen Massnahmen der Nationalbank hätten bisher gut funktioniert.

Adler hält Untergrenze für immer weniger wahrscheinlich
Durch die kontinuierliche Ausweitung der Liquidität werden in den Augen der Analysten allerdings weitergehende Massnahmen wie die Festsetzung eines Kursziels oder einer Kursuntergrenze immer weniger wahrscheinlich. «Wenn die Nationalbank mehrmals solche Massnahmen trifft, erwarten die Finanzmärkte irgendwann nicht mehr, dass die SNB eine Untergrenze glaubwürdig verteidigen kann», erklärte David Marmet.

Auch UBS-Ökonom Caesar Lack gibt zu bedenken, dass eine Kursuntergrenze die Schweiz teuer zu stehen kommen könnte. «Eine Untergrenze wäre mit massiven Risiken verbunden», sagte er.

Situation am europäischen Anleihenmarkt hat sich beruhigt
Eine direkte Intervention am Devisenmarkt wird laut Oliver Adler aber noch aus einem anderen Grund unwahrscheinlich. Die Situation am europäischen Anleihenmarkt habe sich beruhigt. Die Zinsen italienischer und spanischer Staatsanleihen seien wieder deutlich tiefer, was den Druck auf den Schweizer CHF mindere. «Die Situation im internationalen Umfeld deutet nicht mehr so stark auf eine weitere Stärkung des CHFs hin», so Adler.

Weitere Interventionen möglich
Dennoch werde die Entwicklung in Europa entscheidend für das weitere Vorgehen der SNB sein, sagte David Marmet. «Sollte sich die Eurokrise in den nächsten Wochen nicht deutlich beruhigen, müssen wir mit weiteren Massnahmen der SNB rechnen.» Diese Prognose stellt auch Lack von der UBS. «Es könnte durchaus sein, dass noch ein viertes oder fünftes Massnahmenpaket der SNB folgt», sagte er. (awp/mc/pg)

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