SNB wird ihre «langweilige» Politik fortsetzen

SNB wird ihre «langweilige» Politik fortsetzen
Fritz Zurbrügg. (Foto: Schweizerische Nationalbank)

Zürich – Langweilig aber effektiv, so beschreibt das SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg die Politik der Schweizerischen Nationalbank. Wie er am Dienstag vor Investoren und Journalisten klar machte, wird die SNB diesen Kurs vorerst fortsetzen. Dabei stütze sie sich wie bisher auf die ihr zur Verfügung stehenden Instrumente, erklärte der Notenbanker.

Anlässlich einer Podiumsdiskussion zum Thema Notenbanken strich Zurbrügg vor allem zwei Punkte heraus: So habe die SNB noch weiter Spielraum, über Zinsen und Devisenmarktinterventionen für Stabilität zu sorgen. «Wir sind hier noch nicht am Ende der Möglichkeiten angelangt.»

Auf die Frage wann genau die SNB ihre Zinsen noch tiefer in den negativen Bereich absenkt, antwortete Zurbrügg derweil eher schwammig: «Wir beobachten die internationalen Entwicklungen sehr genau und werden handeln, wenn es die Umstände erfordern.» Die Zinsen weiter zu senken sei aber nicht das oberste Ziel der SNB.

Hierbei macht das Direktoriumsglied allerdings klar, dass man nicht unter dem Druck stehe, auf jede Situation sogleich reagieren zu müssen. So habe man zuletzt durchaus einen erhöhten Aufwertungsdruck auf den Franken gesehen. «Dieser Druck ist durch die Handelsstreitigkeiten bedingt», erklärte Zurbrügg.

Glaubwürdigkeit ist wichtig
Vielmehr betonte Zurbrügg, dass es gerade für Notenbanken wichtig sei, glaubwürdig zu sein. Das erreiche man nur durch eine gewisse Kontinuität. Daher bleibe die SNB auf ihrem aktuellen Kurs. Dieser habe sich bislang als wirksam erwiesen. «Ob dies die richtige Politik war, werden wir erst in der Zukunft sehen können», so Zurbrügg.

Derweil machte Axel Weber klar, dass sich Investoren weltweit auf eine höhere Volatilität einstellen sollten. «Das liegt nicht zuletzt am Handelsstreit zwischen den USA und China, der zu einer insgesamt höheren Unsicherheit geführt hat», erklärte der heutige Verwaltungsratspräsident der UBS und frühere Bundesbank-Chef an der Podiums-Diskussion.

Die Konsequenz daraus ist laut Weber nicht nur, dass die Notenbanken die Normalisierung der expansiven Politik weiter verschoben haben, «vielmehr sind sie derzeit im Begriff, neue Massnahmen einzuführen, um das Wachstum zu stimulieren.»

Weber sieht 180-Grad-Wendung
Diese verbale Intervention sei eine der deutlichsten Kehrtwenden, die er je bei den Notenbanken gesehen habe, fuhr Weber fort. Sie komme einer 180-Grad-Wendung gleich. Angetrieben wurde diese Entwicklung vom Fed, das die Märkte mittlerweile auf eine Zinssenkung vorbereitet. Laut Weber wird die US-Notenbank die Zinsen im Juli möglicherweise um bis zu 50 Basispunkte senken. «Sie würde diesen Schritt machen, weil sie ihre Entscheidungen mittlerweile weniger auf Basis von Daten als vielmehr aus Gründen der Risikoprävention trifft», meinte Weber.

Einig sind sich nämlich Weber, Zurbrügg und das dritte Diskussionsmitglied, Roberto Campos Neto, Chef der Brasilianischen Zentralbank, dass die Handelsstreitigkeiten ein grundsätzliches Risiko für das weitere Wirtschaftswachstum darstellen, sollten sie nicht beizeiten behoben werden. An sich, so sind sich alle drei einig, wächst die Weltwirtschaft derzeit knapp oberhalb ihres Potenzials, was vollkommen akzeptabel sei.

Dagegen könnten anhaltende Handelsauseinandersetzungen das globale Wirtschaftswachstum bis zu 75 Basispunkte kosten, rechnete Weber vor. Und der brasilianische Notenbankchef Neto sieht darüber hinaus die grösste Gefahr darin, dass die Unsicherheit beginnt, Produktionsabläufe zu beeinflussen. Die Folgen wären weitreichend und beträfen dann alle – egal ob direkt oder indirekt in die Handelsstreitigkeiten involviert. (awp/mc/ps)

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