SNB ebenfalls vor Zinserhöhung?

Martin Neff

CS-Chefökonom Martin Neff.

Zürich – Ökonomen rechnen mit einem baldigen Zinsanstieg in der Schweiz. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) werde ihren Leitzins im Juni um 0,25% anheben, hiess es unisono. Die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) habe dafür den Grundstein gelegt.

Nach Ansicht Von Credit-Suisse-Chefökonom Martin Neff ist die lange Phase von rekordtiefen Zinsen vorbei. Die Schweizer Währungshüter müssten an der Zinsschraube drehen, weil das Zinsniveau für die Stärke der hiesigen Wirtschaft eindeutig zu tief sei, erklärte Neff bereits am Mittwoch vor den Medien in Zürich. «Die Schweizer Realwirtschaft kann eine Erhöhung um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte locker verkraften.»

Zinserhöhung schon länger angebracht
Eine Zinserhöhung wäre schon länger angebracht, weil gerade die Binnenwirtschaft hervorragend laufe, sagte Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz von der UBS. Die Exportwirtschaft würde dagegen unter einer Zinserhöhung leiden, da der Franken dann zusätzlich gestärkt würde. Deshalb habe die SNB solange zugewartet. «Der SNB ist nach dem EZB-Entscheid bestimmt ein Stein vom Herzen gefallen. Wenn der Euro-Kurs die Marke von 1,30 CHF nicht unterschreitet, zieht die SNB im Juni nach», sagte Kalt.

Exportbranche könnte Zinsanstieg verkraften
ZKB-Analyst Christian Brändli betonte indes, dass auch die Exportbranche einen Zinsanstieg verkraften könne. Trotz der Franken-Stärke laufe das Geschäft heute gut. Für Qualitätsware aus der Schweiz bestehe eine grosse Nachfrage – Schweizer Franken hin oder her. Auch die Katastrophen in Japan und die politische Umwälzungen im arabischen Raum können der Robustheit der Weltwirtschaft laut CS-Chefökonom Neff keinen Abbruch tun. Selbst wenn jetzt nochmals ein grösseres Ereignis folge, «kann das den Grundtrend nicht durchbrechen, dass wir in Europa die Zinsen erhöhen müssen.»

HEV: Moderater Zinsanstieg für Hauseigentümer verkraftbar
Der Schweizerische Hauseigentümerverband (HEV) rechnet nach der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) auch bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mit einer Zinserhöhung. Ein moderater Anstieg sei für die Schweizer Immobilieneigentümer aber verkraftbar.Denn sie hätten sich seit längerem darauf eingestellt, teilte der HEV am Donnerstag mit. Für die Mietzinsen habe eine allfällige Anhebung des Leitzinses durch die SNB keine unmittelbaren Auswirkungen. In den nächsten Monaten sei nicht mit einem Anstieg des mietrechtlichen Referenzzinssatzes zu rechnen.

Verband empfiehlt Hypotheken mit festen Zinsen
Der Verband empfiehlt denjenigen Immobilieneigentümern, bei denen eine Verlängerung oder ein Neuabschluss ansteht, auf Hypotheken mit festen Zinsen zu setzen. Heute verfügten bereits 80 Prozent der Hypothekarnehmer über solche Kredite. Sowohl Kreditgeber als auch Kreditnehmer sollten aber die Tragbarkeitsberechnung sorgfältig und langfristig vornehmen. (awp/mc/ss)

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