Société Générale mit Gewinneinbruch
Frédéric Oudéa, CEO der Société Générale.
Paris – Hohe Abschreibungen auf ihre griechischen Staatsanleihen haben den Gewinn der französischen Grossbank Société Générale (SocGen) im zweiten Quartal einbrechen lassen. Der Überschuss sank um fast ein Drittel auf 747 Millionen Euro, wie das Institut am Mittwoch in Paris mitteilte. Das war viel schlechter als von Analysten erwartet. Zudem äusserte sich Vorstandschef Frederic Oudea skeptisch zur weiteren Entwicklung.
Angesichts der schwierigen Lage für die Bankenbranche und der zunehmenden Risiken für die Wirtschaftsentwicklung stellte er das noch im Mai bestätigte Ziel infrage, im kommenden Jahr unter dem Strich sechs Milliarden Euro zu verdienen. Zum Handelsauftakt an der Pariser Börse brach der Aktienkurs ein – das Papier verlor in der ersten halben Handelsstunde zeitweise neun Prozent an Wert.
Griechische Anleihen um 395 Mio. Euro nach unten korrigiert
Die Bank korrigierte den Wert der von ihr gehaltenen griechischen Anleihen um 395 Millionen Euro nach unten. Am Vortag hatte bereits Konkurrent BNP Paribas seine Beteiligung am Rettungspaket für Griechenland angekündigt und 534 Millionen Euro – 21 Prozent seiner bis Ende 2020 auslaufenden Anleihen – abgeschrieben. Der SocGen-Rivale konnte diese Belastung aber mit einem starken Privatkundengeschäft wettmachen und seinen Gewinn noch leicht steigern. Die europäische Finanzbranche will im ersten Schritt rund 50 Milliarden Euro zur Griechenland-Rettung beitragen, in dem sie griechische Staatsanleihen in neue Papiere mit längeren Laufzeiten tauscht und dafür Abschläge in Kauf nimmt. Die französischen Banken zählen zu den am stärksten in Griechenland investierten Instituten.
Risiko in Schuldenstaaten noch ausgebaut
Hoch ist das Engagement der Société Générale auch in den anderen Euro-Krisenländern. Die Bank bezifferte ihr Nettorisiko in Staatsanleihen von Italien, Spanien, Portugal, Irland und Griechenland zum Stichtag 30. Juni auf 10,2 Milliarden Euro. Das war eine Milliarde mehr als Ende Dezember. Die Deutsche Bank hatte im gleichen Zeitraum ihre Risiko in diesen Staaten um 70 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro abgebaut.
Verlustgeschäft mit Bank Geniki
Société Générale ist gleich doppelt von der Griechenland-Krise betroffen. Neben dem hohen Bestand an Staatsanleihen gehört ihr die griechische Bank Geniki. Seit der Übernahme der Mehrheit 2004 haben die Franzosen mit der Tochter noch kein Geld verdient. Rückstellungen für faule Kredite bei Geniki blieben auf einem hohen Niveau, räumte Societe Generale. Das führte auch dazu, dass der Gewinn im ausländischen Privatkundengeschäft im zweiten Quartal um 7,2 Prozent sank, während er auf dem Heimatmarkt um 9,5 Prozent zulegte. Société Générale hat zur Zeit kein Glück im Ausland. Im ersten Quartal hatten die Revolten in Tunesien und Ägypten das Geschäft belastet. Inzwischen habe sich die Situation aber normalisiert.
Zuwachs im Investmentbanking
Im Investmentbanking gab es anders als etwa bei den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse im zweiten Quartal einen leichten Zuwachs. Zwar hielten sich auch sie SocGen-Kunden angesichts der Turbulenzen an den Kapitalmärkte beim Investieren zurück. Allerdings lief das Geschäft mit sogenannten strukturierten Produkten gut. Mit diesen wegen ihrer Komplexität oft kritisierten Anlageformen sollen sich Investoren gegen viele Risiken absichern können.
Die Société Générale hatte schwer unter der Finanzkrise gelitten, weil sie mehr als andere französische Institute auf das Investmentbankgeschäft nach angelsächsischem Vorbild setzte. Anfang 2008 geriet sie mit einem Spekulationsverlust von 4,9 Milliarden Euro und dem Skandal um den Händler Jerome Kerviel in die Schlagzeilen. In der Finanzkrise belastete zudem der Wertverlust vieler erworbener Risikopapiere das Ergebnis. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Societe Generale aber wieder einen Überschuss von fast vier Milliarden Euro. (awp/mc/pg)