Société-Générale -Chef Frédéric Oudéa.
Paris – Nach einer kurzzeitigen Erholung zum Handelsstart sind die Aktienkurse der französischen Grossbanken am Donnerstag wieder tief ins Minus gerutscht. Dennoch sieht Zentralbankchef Christian Noyer in den heftigen Kursstürzen keine grosse Gefahr. Die Solidität der Institute sei durch die Bewegungen an der Börse nicht beeinträchtigt, liess er am Mittag mitteilen. Auch die Fähigkeit zur Krisenresistenz sei nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Die Papiere der Société Générale verloren bis zum späten Mittag knapp neun Prozent. Bereits am Mittwoch hatten sie mit 14,7 Prozent im Minus gelegen. Die Aktien der BNP Paribas büssten bis Donnerstagnachmittag knapp sieben Prozent ein, die der Crédit Agricole rund sechs Prozent. Beide Institute hatten am Vortag ebenfalls empfindliche Kursverluste von 10 beziehungsweise mehr als 13 Prozent (Crédit Agricole) hinnehmen müssen. Insgesamt lag der französische Aktienindex CAC40 am Donnerstagmittag mit drei Prozent im Minus.
SocGen schaltet wegen Gerüchten Börsenaufsicht ein
Als Ursache der weiteren Kursverluste nannten Analysten unter anderem Gerüchte über möglicherweise bevorstehende neue Belastungen durch die griechische Schuldenkrise. Die französischen Grossbanken sind in Athen besonders stark engagiert. Am Mittwoch hatten vor allem Gerüchte über eine möglicherweise bevorstehende Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit die Märkte bewegt. Die Société Générale forderte am Mittwochabend die Finanzmarktaufsicht AMF auf, den Ursprung von «vollkommen haltlosen Marktgerüchten» zu ermitteln. Die AMF wollte sich am Donnerstag zunächst nicht zu dieser Bitte äussern. «Wir beobachten in Zeiten von Turbulenzen ganz besonders, ob die Märkte ordnungsgemäss funktionieren», sagte eine Sprecherin der dpa. Dabei habe man natürlich auch die Bankwerte im Auge.
«Gerede über Probleme der Bank vollkommen unbegründet»
Zum Handelsstart am Donnerstagmorgen wurden die Aktien der Société Générale kurzzeitig vom Handel ausgesetzt. Dies habe aber allein technische Gründe gehabt, hiess es von Analysten. Als möglichen Hintergrund der besonderen Anfälligkeit seines Instituts für die Gerüchte nannte Société-Générale-Chef Frédéric Oudéa den vor zwei Jahren eingeleiteten Strategiewechsel mit tiefgreifende Veränderungen des Geschäftsmodell. Der Wandel werde aber mit der Zeit überzeugen, sagte er der französischen Tageszeitung «Le Figaro». Das Gerede über Probleme der Bank sei vollkommen unbegründet.
Gute Note bei Stresstest
«Wir haben keinerlei besonderen Verlust erlitten und unsere derzeitige Performance ist zufriedenstellend», erklärte Oudéa. Die harte Kernkapitalquote («Core Tier 1») liege bei 9,3 Prozent. Beim jüngsten Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht kam die Société Générale auf einen Wert von 6,6 Prozent und lag damit deutlich über der geforderten Quote von mindestens fünf Prozent. Bereits am Mittwochabend hatte die Bank betont, dass der jüngst publizierte Gewinn von 1,6 Milliarden Euro im ersten Halbjahr solide sei und alle Belastungen durch den Rettungsplan für Griechenland berücksichtige. Die Risiken seien gemäss der Empfehlungen Institute of International Finance miteingerechnet, sagte Oudéa. (awp/mc/upd/ps)