José Sócrates, geschäftsführender Regierungschef Portugals.
Lissabon – Im hoch verschuldeten Euro-Land Portugal hat sich der geschäftsführende Regierungschef José Sócrates erneut energisch gegen einen Antrag auf externe Finanzhilfe ausgesprochen. Er wolle sein Bestes tun, um ein solches Ersuchen zu vermeiden, sagte Sócrates am späten Montagabend bei einem Interview des TV-Senders RTP in Lissabon.
Sócrates warnte, ein solcher Schritt würde schlimme Folgen für die Portugiesen und auch für ganz Europa haben. «Wenn Portugal fällt, dann werden der Euro und Europa geschwächt werden», so der jüngst zurückgetretene Ministerpräsident, der die Übergangsregierung bis zu den Neuwahlen vom 5. Juni anführt. Sócrates fügte an, ein Hilfsantrag könne nur das «allerletzte Mittel» sein, da Portugal Ansehen und auch den Zugang zu den Finanzmärkten verlieren würde. Ausserdem müssten die Bürger des ärmsten Landes Westeuropas noch grössere Opfer als bisher aufbringen.
Grösster «Wackelkandidat» der EU
Portugal gilt als zur Zeit grösster «Wackelkandidat» der EU. Viele Finanzexperten gehen davon aus, dass das Land früher oder später unter den Euro-Rettungsschirm flüchten muss. Sócrates war am 23. März zurückgetreten, nachdem seine Minderheitsregierung im Parlament keine Mehrheit für das jüngste Sparpaket gefunden hatte. Seit dem Rücktritt klettern die Renditen von portugiesischen Anleihen täglich auf neue Rekordhöhen. Sócrates will bei den Neuwahlen wieder als Spitzenkandidat der Sozialisten ins Rennen gehen. (awp/mc/ps)