Solvency II Reporting – Fondsindustrie stark unter Druck

Daniel Niedermayer, CEO SolvencyAnalytics (Bild: SolvencyAnalytics)

Zürich – Seit dem 1. Januar 2016 sind tausende von Versicherungsgesellschaften mit Sitz in der Europäischen Union unter die neue Versicherungsregulation, Solvency II, gestellt. Die Regulation erfordert unter anderem das periodische Reporten von komplexen Risikokennzahlen von Verpflichtungen und Anlagen von Versicherungsgesellschaften.

Mit dem Näherrücken der ersten regulatorischen Reporting deadline Mitte Mai 2016, sind Versicherungen aber auch vermehrt Fondshäuser, vor grosse Herausforderungen gestellt. Diese haben ganz klar eine finanzielle Seite: einige Versicherungen drohen mit Fondsrückgabe, falls der Vermögensverwalter kein akkurates Solvency II Anlagereporting liefern kann.

Berechnung der Solvency Capital Requirements (SCR)
Was hat aber die Versicherungsregulation mit der Fondsindustrie zu tun? Solvency II verlangt grundsätzlich ein volles, sogenanntes Lookthrough der investierten Anlagen. Dies bedeutet, dass eine breite Fülle von Informationen auf Holdingsstufe innerhalb von Fonds regulatorisch verlangt wird. Diese reicht von vermeintlich einfachen Feldern wie Währungen, Sektoren und Laufzeiten bis hin zu neuen Attributen wie Nace Sektoren und CIC codes, die teilweise ‘manuell’ vom Vermögensverwalter für jede investierte Anlage gemappt werden müssen. Die Königsdisziplin im Solvency II Reporting ist schliesslich die Berechnung der Solvency Capital Requirements (SCR) der einzelnen Anlagen. Alle gehaltenen Titel müssen gemäss verschiedenen, regulatorisch definierten Szenarien ‘geschockt’ werden. Bei Anlagen mit Optionalitäten sowie OTC Instrumenten kann dies eine beträchtliche Übung für Asset Manager darstellen.

Ob eine Fondsgesellschaft «A» von den komplexen Reportinganforderungen indirekt betroffen ist, ist häufig schwer abzuschätzen. Selbst wenn sie keinen direkt Solvency II regulierten Versicherungskunden hat, kann sie über verschachtelte Fondsstrukturen im Rahmen des Lookthrough-Prinzips zu solchen Reportings aufgefordert werden. Investiert eine Versicherung in ein Mandat oder Fonds eines Asset Managers «B», der wiederum in den Fonds des Asset Managers «A» investiert, wird die Reportinganfrage des Versicherers in vielen Fällen weitergereicht.

Externes Mandat kann auch aus zeitlichen Gründen sinnvoll sein
Der Solvency II Reportingstandard, der sogenannte Solvency II triparite template (tpt)[1], hat sich eigentlich weitestgehend etabliert. Dieser wurde von den deutschen, französichen und britischen Fondsverbänden definiert und wird weitestgehend akzeptiert. Da der tpt Report jedoch lediglich als ‘nicht-regulierter Zuliefererreport’ für das offizielle Solvency II Reporting von Versicherungen anzusehen ist, sind auch vom tpt Standard abweichende Anfragen zu beobachten. Individuelle Anfragen können beträchtliche Kapazitäten von Vermögensverwalter binden, insbesondere weil der versicherungsregulatorische Wissen selten in-house auf Abruf vorhanden ist.

Gemäss Thomson Reuters Studie[2] von Januar 2016 sind rund die Hälfte der Vermögensverwalter im Unklaren über die regulatorischen Anforderungen ihrer Kunden bzw. ob sie diese in ihren regulatorischen Pflichten genügend unterstützen können. Eine externe Beratung oder sogar das Mandatieren von Solvency II spezialisierten Firmen – auch mit dem Hintergrund des beträchtlichen Zeitdrucks – kann sich in vielen Fällen lohnen. (SolvencyAnalytics/mc/hfu)

[1] Siehe bspw. http://www.theinvestmentassociation.org/investment-industry-information/current-initiatives/solvency-ii.html
[2] https://www.linkedin.com/pulse/solvency-ii-has-arrived-how-confident-your-firm-meeting-coughlan

SolvencyAnalytics – Team

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