Keith Skeoch, CEO Standard Life Investments. (Foto: Flickr/Financial Reporting Council)
Wöchentlicher Wirtschaftsausblick von Standard Life Investments:
Edinburgh – Bevor der wöchentliche Wirtschaftsausblick von Standard Life Investments (SLI) eine Sommerpause einlegt, wirft SLI einen Blick zurück auf ein bewegtes erstes Halbjahr 2016: Zu Beginn hatten sich die Anleger mit der Abkehr der US-Notenbank von der expansiven Geldpolitik auseinanderzusetzen. Die Folgen waren nicht schön. Inmitten eines steigenden US-Dollars, tauchender Rohstoffpreise, der erneuerten Angst vor einer harten Landung Chinas und einer langwierigen Verlangsamung in der globalen Industrie stürzten die Kurse der Risikoaktiva ab und eine Rezession lag in der Luft.
Nachdem die Einschätzung der globalen Wachstumsaussichten durch die Märkte zu pessimistisch geworden war, musste eine politische Reaktion folgen, um einen stärkeren Abschwung zu vermeiden. Und prompt signalisierte die US-Notenbank, bei der Straffung der Geldpolitik einen langsameren Weg zu verfolgen. Seitdem hat jede grössere globale Anlageklasse eine höhere Rendite als Bargeld erzielt. Eine gewisse Verbesserung der globalen Entwicklung war im Laufe des Jahres ohnehin zu erwarten. Aber die Kombination aus einer unterstützenden Politik der US-Notenbank, einer quantitativen geldpolitischen Lockerung in Japan und in der Eurozone sowie weit verbreiteten Politikimpulsen in den Schwellenländern, unter anderem in China, haben für zusätzlichen Antrieb gesorgt. Als Ergebnis haben sich in den letzten Monaten, trotz Brexit, die globalen Wachstumsprognosen von SLI für das Jahr 2016 stabilisiert. Im vergangenen Jahr musste SLI sie bei steigendem Risiko noch durchwegs herabstufen (siehe Abbildung).
Strukturelle Probleme nicht aus der Welt verschwunden
Die besseren Wachstumsaussichten sind nach den holprigen letzten Jahren zweifellos willkommen. Aber es wäre nachlässig, sich nicht daran zu erinnern, dass die strukturellen Probleme der Welt nicht verschwunden sind. Das globale Wirtschaftswachstum ist weiterhin abhängig von der ultra-expansiven Geldpolitik. Diese ist zwar hilfreich, um die Kosten für den Schuldendienst niedrig zu halten und den Wert der Aktiva zu erhöhen, verbessert aber das Wachstumspotenzial nicht. Das Wachstum erfolgt auch auf Kosten verzerrter Märkte und untergräbt die Teile des Finanzsektors, die auf positive Zinsen und eine steile Zinskurve angewiesen sind, um profitabel zu sein. Die offensichtliche Lösung wäre, Steuerpolitik und Strukturreformen stärker zu nutzen, aber hier steht sich die Politik selbst im Weg.
Die jüngsten Daten unterstützen die Einschätzung von SLI, dass sich die negativen Auswirkungen des Brexit in erster Linie auf das Vereinigte Königreich beschränken werden. Aber die Kräfte, welche zu diesem Abstimmungsergebnis geführt haben, werden die politische Stabilität und Agenda auch in anderen Industrieländern beeinflussen. Auch eine Reihe von Schwellenländern steht vor erheblichen Problemen in der Staatsführung. Bis diese Sklerose behandelt wird, ist es aus Sicht von SLI schwer, die längerfristigen Aussichten wirklich optimistisch einzuschätzen. (Standard Life Investments/mc/ps)