Moritz Kraemer, Leiter S&P-Team für Bewertung europäischer Staaten
London / Frankfurt – Die Kreditwürdigkeit der Euroländer Spanien und Griechenland hat sich nach Einschätzung von Ratingagenturen verbessert. Standard & Poor’s hob am Freitag die Bonitätsnote von Spanien um eine Stufe auf «BBB» an. Die Note liegt damit nun zwei Stufen über dem sogenannten Ramschniveau. Die Bonität Griechenlands bleibt bei der Ratingagentur Fitch hingegen trotz Anhebung um eine Stufe auf die Note «B» tief im spekulativen Bereich. Weiterhin droht der Türkei aber eine Herabstufung.
In Spanien hätten sich die Wirtschaftsaussichten und die Wettbewerbsfähigkeit verbessert, begründete S&P seine Heraufstufung. Dies sei eine Folge der seit dem Jahr 2010 durchgeführten strukturellen Reformen. Zudem hob S&P seinen Ausblick für das spanische Wirtschaftswachstum an. Für den Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 rechnen die Experten nun mit einem Wachstum von 1,6 statt zuvor 1,2 Prozent.
Griechenland für Sanierungsfortschritte belohnt
Fitch begründete seine Heraufstufung von Griechenland mit den verbesserten Wirtschaftsaussichten und den Fortschritten bei der Sanierung der Staatsfinanzen. Schliesslich habe Griechenland im Jahr 2013 erstmals seit einem Jahrzehnt mehr Geld eingenommen als ausgegeben – zumindest wenn man die enormen Zinskosten und Kapitalspritzen an Banken herausrechnet.
Türkei-Beurteilung bleibt im Ramschbereich
Die Ratingagentur Standard & Poor’s droht der Türkei weiter mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit. Die Bonitätsnote werde zwar mit «BB+» bestätigt, teilte S&P am Freitag in London mit. Damit bleibt die Note aber im sogenannten Ramschbereich und liegt eine Note unter dem Bereich, der sichere Anlagen kennzeichnet. Der Ausblick für das Rating ist weiter «negativ». Es besteht also die Gefahr einer Herabstufung.
Die anhaltend schlechte Note begründete S&P mit der gestiegenen politischen Unsicherheit. Diese könnten das Land empfindlicher für externe Schocks machen. Korruptionsskandale und teils gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten dominierten zuletzt das politische Geschehen. Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ging mit drastischen Massnahmen gegen Gegner vor. S&P verweist zudem auf das hohe Leistungsbilanzdefizit des Landes. Allerdings zeichne sich hier angesichts wachsender Ausfuhren eine leichte Verbesserung ab. Der negative Ausblick bleibe, da die Gefahr einer «harten Landung» der Wirtschaft bestehe, schreibt S&P. Die Wahrscheinlichkeit liege bei eins zu drei. In ihrem Basiszenario erwartet S&P in den Jahren von 2014 bis 2015 ein Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent. (awp/S&P/mc/cs)