S&P rechnet zu 30% mit Umschuldung Griechenlands

S&P rechnet zu 30% mit Umschuldung Griechenlands

Frankfurt am Main – Die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland umschulden muss, liegt nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) bei «fast einem Drittel». Einer Rückkehr an den Anleihenmarkt sei Athen in den vergangenen 12 Monaten nicht wesentlich näher gekommen, sagte Moritz Kraemer, Leiter des S&P-Teams für die Bewertung europäischer Staaten, der «Zeit».

Es sei sehr optimistisch zu glauben, das sich bis Mitte 2013 alles beruhigt hat und die Märkte den Krisenländern wieder Geld geben, ohne mit der Wimper zu zucken. S&P rechnet im Fall einer Umschuldung Griechenlands mit einem Schnitt der Verbindlichkeiten um 50 bis 70 Prozent des aktuellen Werts. Zwar sei es denkbar, dass Europa im Ernstfall zunächst nur eine Streckung von Laufzeiten oder eine Reduzierung von Zinszahlungen erwäge. «Wir aber halten es für wenig sinnvoll und daher auch für wenig wahrscheinlich, die enormen Folgen eines solchen Schrittes für den Marktzugang und die Finanzierungskosten eines Landes in Kauf zu nehmen, wenn man die Schuldenlast zugleich nur von aktuell 160 Prozent auf 130 Prozent senkt», sagte Kraemer. «Dieser Schritt lohnt sich nur, wenn man die Schulden tatsächlich nachhaltig reduziert.»

Bei Irland hält S&P Talsohle erreicht
Optimistischer als Griechenland beurteilt Kraemer Irland, den zweiten Staat, der auf Hilfen der Eurozone zurückgegriffen hatte. S&P halte dort die Talsohle für erreicht. «Eine Umschuldung halten wir für ausserordentlich unwahrscheinlich», so Kraemer. Auch Portugals Lage sei längst nicht so dramatisch wie die Griechenlands. Trotz der politisch schwierigen Situation erwarte er keine Probleme bei Portugals Gesprächen über Hilfen aus dem europäischen Rettungsfonds (EFSF).

«Eine Verantwortung, die uns nicht behagt»
Auf die jüngsten Forderungen des Internationalen Währungsfonds (IWF), öffentliche Institutionen und private Investoren sollten den Noten von Ratingagenturen künftig weniger Gewicht beimessen, reagierte Kraemer zustimmend. Wir haben uns nie dafür stark gemacht, dass Ratings für regulatorische Zwecke genutzt werden, und halten es für sinnvoll, wenn dies geändert wird. Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) oder andere staatliche Akteure unsere Ratings als Massstab für Entscheidungen vorschreiben, geben sie ihnen eine offizielle Bedeutung, um die wir nie gebeten haben. Das ist eine Verantwortung, die uns nicht behagt und die wir nicht tragen wollen. (awp/mc/ps)

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