Erneuter Rückschlag für Athen: S&P senkt Bonität
Giorgos Papandreou, griechischer Ministerpräsident.
London – Griechenland hat am Montag erneut einen Rückschlag hinnehmen müssen. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) senkte die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Euro-Landes um weitere zwei Noten. Die Bonitätsnote werde von bisher «BB-» auf «B» reduziert, teilte S&P am Montag in London mit.
Der Ausblick für die Kreditwürdigkeit bleibe auch nach der Herabstufung negativ. Es droht also eine weitere Herabstufung. Zuletzt hatte S&P am 29. März die Kreditwürdigkeit ebenfalls um zwei Noten gesenkt. Die Ratingagentur begründete die Herabstufung mit der gestiegenen Gefahr, dass die staatlichen Gläubiger der Eurozone eine Streckung der Laufzeiten ihrer Kredite akzeptieren könnten. Bei einer solchen Verlängerung könnten sie eine vergleichbare Behandlung von privaten Gläubigern verlangen. Die Kreditzusagen aus der Eurozone für Griechenland belaufen sich auf insgesamt 80 Milliarden Euro. Insgesamt umfasst das im Frühjahr 2010 beschlossene Hilfsprogramm von Europäischer Union (EU) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Volumen von 110 Milliarden Euro.
Defizitziel verfehlt
Griechenland hat zudem sein Defizitziel für den Staatshaushalt von 9,6 Prozent im vergangenen Jahr verfehlt. Tatsächlich habe das Defizit bei 10,5 Prozent gelegen. Es sei fragwürdig, ob Griechenland sein Ziel für das Jahr 2011 erreichen werde, so S&P. Die Regierungen der Eurozone fürchten laut S&P, dass Griechenland nicht wie geplant im Jahr 2012 an die Kapitalmärkte zurückkehren kann. Daher könnten die Euroländer ein Streckung der Schulden als einzigen Ausweg ansehen. Das griechische Finanzministerium wehrte sich umgehend gegen die erneute Herabstufung. Seit der letzten Herabstufung Ende März habe es keine neuen negativen Entwicklungen oder Entscheidung gegeben, heisst es in einer Mitteilung. Damit sei die abermalige Herabstufung nicht gerechtfertigt. «Rating-Entscheidungen sollten auf objektiven Daten, politischen Ankündigungen und realistischen Annahmen über die wirtschaftliche Bedingungen basieren. Nicht auf Marktgerüchten oder Presseberichten.»
Schuldenlast müsste mindestens um Hälfte reduziert werden
S&P droht Griechenland eine weitere Herabstufung auf Sicht von drei Monaten an, falls ein Kreditausfall wahrscheinlicher werde. Sollten die Partner Griechenlands jedoch private Gläubiger von einer möglichen Verlängerung der Kreditlaufzeiten ausschliessen, könnte das Rating auf dem derzeitigen Niveau bleiben. S&P geht jedoch davon aus, dass die Schuldenlast um mindestens die Hälfte reduziert werden müsse, um auf ein nachhaltiges Niveau zu kommen. Dazu reiche eine Streckung der Schulden alleine nicht aus. S&P verweist hier auf die Wachstumsschwäche des Landes.
Auch Fitch will Griechenland weiter herabstufen
Die Ratingagentur Fitch will die Bonitätsnote für Griechenland laut der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstagausgabe) weiter senken. Die Note solle von aktuell «BB+» auf «B» oder «B-» fallen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Finanzkreise. Damit hätten griechische Anleihen auf der Skala der Kreditwürdigkeit nur noch unteren Ramsch-Status. Fitch habe die Meldung nicht kommentieren wollen, schreibt das Blatt.
Euro fällt auf Tagestief
Zumindest hat die Änderung des Ratings keine unmittelbaren Auswirkung auf das Refinanzierungsgeschäft der Banken mit der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank hatte im Frühjahr 2010 mit Beginn des Rettungspaketes ihre Bonitätsanforderungen für griechische Staatsanleihen aufgehoben. Der Eurokurs fiel nach den Zahlen auf ein Tagestief von 1,4296 US-Dollar. Zuletzt erholte er sich leicht und wurde mit 1,4327 Dollar gehandelt. Im Vormittagshandel hatte er noch bei 1,44 Dollar notiert. Der für den deutschen Anleihemarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future stieg nach der Herabstufung auf sein Tageshoch von 124,38 Punkte, nach zuvor 123,80 Punkten. Der deutsche Aktienmarkt reagierte mit Verlusten.
Trichet stützt Aussagen Junckers zu Griechenland-Krise
Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, hat sich in der Frage einer Umschuldung Griechenlands hinter den Vorsitzenden der Euro-Gruppe gestellt. Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker hatte nach einem Geheimtreffen hochrangiger Vertreter des Euro-Raums am vergangenen Freitag in Luxemburg erklärt, die grossen Länder der Euro-Zone hätten «jegliche Umschuldung» Griechenlands abgelehnt. Die Idee eines Euro-Austritts sei dumm. Trichet deutete am Montag in Basel an, dass er dessen Ansicht teilt. «Ich habe nichts zu ergänzen oder wegzustreichen, was Juncker nach dem Treffen mitgeteilt hat», sagte Trichet.
«Keine Zweifel mehr an einer weltweiten Erholung»
Der EZB-Präsident äusserte sich vor Journalisten nach einer Sitzung des sogenannten Weltwirtschafts-Treffens (Global Economy Meeting/GEM) der Zentralbank-Gouverneure in Basel, das er regelmässig leitet. Es sei dabei deutlich geworden, dass es keinen Zweifel mehr «an einer weltweiten Erholung» geben könne. Dass die Erholung durch einen Rückfall in die Rezession (sogenannter double dip) gefährdet werden könnte, sei nicht zu erwarten, sagte Trichet. Allerdings bestehe die Gefahr einer Überhitzung, da vor allem in den Schwellenländern der Aufschwung deutlich rasanter ausfalle als in den Industriestaaten. Auch die gestiegenen Rohstoffpreise müssten genau beobachtet werden. (awp/mc/upd/ps)