S&P senkt Bonität Griechenlands erneut

S&P senkt Bonität Griechenlands erneut

London – Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) sendet mit einer abermaligen Herabstufung der Bonität Griechenlands einen Warnschuss in Richtung Politik. Die Kreditwürdigkeit des grössten Euro-Schuldensünders sinkt um weitere drei Noten von «B» auf «CCC», wie S&P am Montagabend mitteilte.

Damit liegt das Rating nur noch wenige Noten von der Tiefstwertung «D» entfernt, die einen Zahlungsausfall kennzeichnet.Eine solche Wertung würde es der Europäischen Zentralbank (EZB) verbieten, griechische Staatsanleihen als Sicherheit anzunehmen, mit ungeahnten Konsequenzen für das europäische Bankensystem.

Ausblick weiter negativ
Trotz der abermaligen Herabstufung bleibt der Ausblick für das Rating negativ, was weitere Senkungen in den kommenden Monaten erwarten lässt. S&P begründet seinen Schritt mit einem möglichen Zahlungsausfall in Griechenland, der zusehends wahrscheinlicher werde. Zwar geht die Agentur davon aus, dass Griechenland von seinen europäischen Partnerstaaten zusätzliche Finanzhilfen erhält. Allerdings dürften die Hilfen nur unter einer Beteiligung privater Gläubiger etwa in Form einer Laufzeitverlängerung griechischer Anleihen gewährt werden, argumentiert S&P. In diesem Fall würde die Agentur das Rating auf den niedrigsten Wert «D» gleichbedeutend mit einem Zahlungsausfall senken, so S&P.

Risiko eines Zahlungsausfalls deutlich gestiegen
Insgesamt sei das Risiko eines Zahlungsausfalls innerhalb der nächsten zwölf Monate deutlich gestiegen, unterstreicht die Ratingagentur. Die jetzige Bewertung von «CCC» könne nur beibehalten werden, falls ein Zahlungsausfall zumindest in naher Zukunft ausgeschlossen werden kann. Bereits vor Wochen hatten Ratingagenturen wie S&P, Moody’s oder Fitch gedroht, dass sie eine Laufzeitverlängerung griechischer Staatsanleihen wie einen Zahlungsausfall werten würden. Hintergrund der jüngsten Aktion seitens S&P sind Bestrebungen der Bundesregierung, weitere staatliche Hilfen für Griechenland nur unter Beteiligung privater Gläubiger wie Banken und Versicherungen zu gewähren. Die Regierung argumentiert mit einer «fairen Lastenverteilung». Die EZB stellt sich dieser Position entgegen – sie lehnt jede Art von zwanghafter Beteiligung ab, weil sie grosse Probleme auf den Finanzsektor zukommen sieht.

Ansteckungseffekte befürchtet
Vor allem griechische Banken wären stark davon betroffen, falls die EZB griechische Staatstitel nicht mehr als Sicherheit akzeptieren würde. Jüngst hatte EZB-Chef Jean-Claude Trichet die Position der Notenbank untermauert, wonach griechische Anleihen im Fall eines Zahlungsausfalls nicht mehr als Sicherheit angenommen werden. Experten befürchten darüber hinaus Ansteckungseffekte auf andere Länder des Währungsraums, im schlimmsten Fall grosse Länder wie Spanien oder Italien.

Athen wehrt sich gegen Senkung seiner Kreditwürdigkeit
Athen hat am Montag die neue drastische Senkung der Kreditwürdigkeit Griechenlands durch die Ratingagentur Standard & Poor’s kritisiert. Die Senkung der Kreditwürdigkeit nehme nicht die intensiven Unterredungen zur Kenntnis, die innerhalb der EU und im Internationalen Währungsfonds (IWF) stattfinden. Durch diese soll eine «praktikable Lösung gefunden werden», hiess es in einer Erklärung des Finanzministeriums. Griechenland bleibe «unerschütterlich» auf dem eingeschlagenen Kurs der Rettung des Landes, hiess es. EU und IWF beraten über ein weiteres Rettungspaket, Griechenland will zusagen, noch härter zu sparen und in grossem Stil Staatsbesitz zu privatisieren, damit Geld in Staatskassen fliesst. (awp/mc/gh/upd/ps)

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