S&P sieht teilweisen Zahlungsausfall Griechenlands

S&P sieht teilweisen Zahlungsausfall Griechenlands

London – Der Druck auf Griechenland wächst. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) reagierte auf den ausgehandelten Schuldenschnitt mit einer erneuten Abstufung der Kreditwürdigkeit und senkte am späten Montag die schon mangelhafte Note «CC» auf ein «Selective Default», also einen teilweisen Zahlungsausfall.

S&P hatte den Schritt bereits angedroht. Grund ist, dass Griechenland die Anleger notfalls per Gesetz zwingen will, beim Schuldenschnitt mitzumachen. Das funktioniert über nachträglich eingefügte Umschuldungsklauseln, sogenannte Collective Action Clauses (CAC). Das sieht S&P kritisch. Die weitere grosse Ratingagentur Fitch hatte sich ähnlich geäussert.

Athen bemüht sich um Schadensbegrenzung
Ein Zahlungsausfall ist deshalb problematisch, weil damit Kreditausfallversicherungen fällig werden könnten. Diese sogenannten Credit Default Swaps (CDS) waren einer der Gründe, warum die Finanzkrise des Jahres 2008 so dramatische Ausmasse angenommen hatte. Damals war es zu einer Kettenreaktion im Finanzsystem gekommen. Die griechische Regierung mühte sich um Schadensbegrenzung: Die Herabstufung habe keinen Einfluss auf den Bankensektor des Landes, versicherte das Athener Finanzministerium noch in der Nacht. Die Zentralbank und der Euro-Rettungsfonds EFSF hätten vorgesorgt.

Deutscher Bundestag stimmt zu
Erst kurz zuvor hatte der Deutsche Bundestag dem 130 Milliarden Euro schweren neuen Hilfspaket für Griechenland zugestimmt. Einer der Kernpunkte ist, dass die Gläubiger aus der Privatwirtschaft freiwillig auf Teile ihrer Forderungen verzichten und bestehende Anleihen in neue, länger laufende und niedriger verzinste Papiere umtauschen.

Teilnahme an freiwilligem Schuldentausch als Knackpunkt
Experten hatten ausgerechnet, dass Verluste vom ursprünglichen Wert der Anleihen von mehr als 70 Prozent drohen. S&P stufte die in den Schuldenschnitt einbezogenen Staatsanleihen sogar auf «D» ab, was Zahlungsausfall bedeutet.

Wenn genügend Anleihebesitzer ihre Wertpapiere wie vorgeschlagen umtauschen, kann sich die Kreditsituation für Griechenland jedoch schnell wieder entspannen, wie S&P erklärte. In diesem Fall sei es gut möglich, dass der «teilweise Zahlungsausfall» als abgewendet angesehen werde und die Ratingnote auf ein «CCC» steige, hiess es. Auch das Athener Finanzministerium wies auf den Umstand hin.

EZB akzeptiert Griechen-Bonds nicht mehr als Sicherheit
Die erneute Abstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands wirkt sich direkt auf die Refinanzierungsmöglichkeiten von Geschäftsbanken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) aus: Der EZB-Rat habe beschlossen, vorrübergehend griechische Staatsanleihen sowie von Griechenland garantierte Wertpapiere nicht mehr als Sicherheiten für Kredite zu akzeptieren, teilte die Notenbank am Dienstag in Frankfurt mit. Das dürfte vor allem griechische Banken treffen, die besonders viele Griechenland-Bonds halten. Üblicherweise können diese bei der EZB als Pfand für Kredite hinterlegt werden.

S&P droht mit EFSF-Herabstufung – Ausblick auf ’negativ›
Standard & Poor’s drohte am Montag ausserdem mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Euro-Rettungsschirms EFSF. Der Ausblick wurde auf «negativ» gesenkt, hiess es. Die aktuelle Note «AA+» bestätigte die Agentur jedoch. «AA+» ist die zweitbeste Note im System von S&P. Das Ratingunternehmen hatte Mitte Januar Frankreich und Österreich seine Bestnote «AAA» aberkannt und weitere Euro-Länder herabgestuft. Daraufhin wurde auch der EFSF schlechter bewertet. Die Märkte zeigten sich am Montag aber zunächst wenig beeindruckt.

S&P begründete die jüngste Einschätzung damit, dass auch Frankreich und Österreich ein «AA+»-Rating mit einem negativen Ausblick hätten. Die Kreditwürdigkeit des EFSF sei zuletzt nicht gestärkt worden. Der EFSF wird derzeit von Deutschland, Frankreich, Österreich den Niederlanden, Finnland und Luxemburg garantiert. Sollte es bei diesen Ländern zu weiteren Herabstufungen kommen, dann sei auch die aktuelle Note des EFSF gefährdet. (awp/mc/pg)

Schreibe einen Kommentar