Spanien bleibt in neuer Anleiheauktion unter Zinsdruck

Spanien bleibt in neuer Anleiheauktion unter Zinsdruck

Madrid – Das kriselnde Euro-Schwergewicht Spanien kommt dank der Aussicht auf Unterstützung der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas günstiger an frisches Geld. Dennoch kämpft Madrid weiter mit hohen Zinsen, wie eine Versteigerung von Staatsanleihen am Donnerstag zeigte. Immerhin konnte das Platzierungsziel von 4,5 Milliarden Euro übertroffen werden. Den Zahlen der spanischen Schuldenagentur zufolge sammelte Madrid 4,8 Milliarden Euro ein.

Unter den Hammer kamen zum einen richtungsweisende Papiere mit zehnjähriger Laufzeit. Investoren verlangten einen durchschnittlichen Zins von 5,66 Prozent, um die Titel zu zeichnen. Damit hat sich die Situation gegenüber dem vergangenen Monat, also bevor die EZB ihr neues Anleihekaufprogramm beschlossen hatte, spürbar entspannt. Anfang August hatte der Zins noch bei 6,65 Prozent gelegen. Allerdings nahm Spanien lediglich 858,7 Millionen Euro in diesem Laufzeitbereich auf.

Hängepartie um Hilfsantrag belastet
Den überwiegenden Teil der frischen Mittel spülte eine Anleihe mit dreijähriger Laufzeit in die Kasse. Das ist der Wirkungsbereich, der von potenziellen Markteingriffen der EZB gestützt würde. Dennoch stiegen die Zinsen gegenüber der letzten Versteigerung Anfang September von 2,80 auf 3,85 Prozent an. Analysten machen die Hängepartie um den spanischen Hilfsantrag verantwortlich, der nötig wäre, damit die Notenbank interveniert.

«Käufe vonseiten der Zentralbank hat es bisher aber nicht gegeben, denn die spanische Regierung feilscht um die Bedingungen», erklärt Ralf Umlauf, Experte der Landesbank Hessen-Thüringen. Solange sich das Land nicht an ein Hilfsprogramm des Euro-Rettungsfonds binde, steige die Verunsicherung. Damit nehme auch das Renditeniveau wieder zu.

Spanien könnte Zinsdruck längerfristig aushalten
Nach Einschätzung von Analysten der Citigroup wäre Spanien allerdings in der Lage, den derzeitigen Zinsdruck längerfristig auszuhalten. Die Chancen, dass Madrid noch vor dem EU-Gipfel am 18. Oktober einen Hilfsantrag in Brüssel einreicht, könnten deshalb gesunken sein, heisst es in einer Analyse vom Donnerstag.

An den Finanzmärkten fielen die Reaktionen auf die Auktion verhalten negativ aus. Die Ergebnisse hätten sich in das ohnehin von gesunkener Risikofreude geprägte Gesamtbild eingefügt, sagten Händler. An den Sekundärmärkten, wo Investoren bereits ausgegebene Staatsanleihen handeln, stieg das Misstrauen gegenüber spanischen Titeln etwas. Im Laufzeitbereich über zwei Jahre hinaus zogen die Renditen an.

Euro weiter unter Druck
Der nach schwachen Konjunkturdaten ohnehin leicht angeschlagene Euro geriet zunächst weiter unter Druck. Die bei defensiven Anlegern gefragten deutschen Anleihen erhielten Zulauf. (awp/mc/pg)

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