Spanien sieht keine Ansteckungsgefahr

Spanien sieht keine Ansteckungsgefahr

Spaniens Finanzministerin Elena Salgado.

Madrid – Das Bild von den Domino-Steinen drängt sich geradezu auf. Als Irland seine Staatsschulden nicht mehr finanzieren konnte und die EU um Hilfe bitten musste, richtete die Finanzwelt ihre Augen auf Portugal. Nachdem nun auch Portugal gekippt ist, gerät Spanien ins Blickfeld. Ist Spanien das nächste Euro-Land, das gerettet werden muss?

«Das ist völlig ausgeschlossen», sagt die spanische Wirtschafts- und Finanzministerin Elena Salgado. «Eine Rettungsaktion für #Spanien kommt überhaupt nicht infrage.» Auch internationale Institutionen wie die EU-Kommission oder der Weltwährungsfonds (IWF) gehen davon aus, dass Spanien nicht unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Bisher war Portugal für die Spanier eine Art Schutzwall. Da dieser gefallen ist, steht Spanien jetzt im Kampf gegen das Misstrauen der Märkte und die Ausbreitung des Schulden-Virus an vorderster Front. Das Land hält sich in dieser Position bisher gut. Noch am Tag des portugiesischen Gesuchs um EU-Hilfe nahm Spanien auf dem Markt ohne Probleme Anleihen in Höhe von 4,1 Milliarden Euro auf. Madrid muss dafür sogar einen niedrigeren Risikoaufschlag zahlen als vor einem Monat. Die Anleger scheinen der Vertrauen in die Bonität des spanischen Staates zurückgewonnen zu haben.

Viertstärkste Volkswirtschaft der Euro-Zone
Spanien unterscheidet sich von den anderen Mega-Schulden-Ländern vor allem durch seine Grösse. Die spanische Volkswirtschaft ist die viertstärkste der Euro-Zone und weitaus stärker als die Griechenlands, Irlands und Portugals zusammen. Spanien hat auf der einen Seite ganz andere Möglichkeiten, Angriffe auf seine Staatsschulden abzuwehren, als die kleineren Länder. Auf der anderen Seite hätte ein Wanken der spanische Staatsfinanzen ungleich schlimmere Folgen, weil es den Euro richtig in Gefahr brächte. «Spanien kann aufgrund seiner Grösse nicht fallen, es kann aber auch nicht gerettet werden», schreibt die Zeitung «El País». Dabei ist die spanische Wirtschaft von der Krise in Portugal durchaus direkt betroffen. Banken wie Santander, La Caixa, Banco Popular oder BBVA unterhalten Filialnetze im Nachbarland, auf sie entfallen ein Drittel der portugiesischen Auslandsschulden. Unter dem Strich hält sich das Risiko jedoch in Grenzen. Portugal macht nur zwei Prozent des Geschäftsvolumens der spanischen Banken aus.

Kampf gegen Schulden-Krise noch nicht gewonnen
Spanien scheint derzeit vor einer Ansteckung mit dem Schulden-Virus geschützt zu sein – immun ist das Land aber nicht. Madrid hat den Kampf gegen die Schulden-Krise noch nicht gewonnen. Die Konjunktur kommt in Spanien nur sehr langsam in Schwung. Die Regierung erwartet für 2011 ein Wachstum von nur 1,3 Prozent, und selbst dieser Wert gilt noch als optimistisch. Die Arbeitslosenquote ist mit über 20 Prozent die höchste in der EU. Allein der Tourismus bringt einen Hoffnungsschimmer: In diesem Sommer erwarten die Badeorte auf Mallorca oder an der Costa Brava einen Rekordansturm von Urlaubern. Spanien profitiert dabei auch von den politischen Unruhen in anderen Ferienländern wie Tunesien oder Ägypten. (awp/mc/ps)

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