Katalonien bittet Spanien um Milliarden-Finanzhilfe

Spanien

Barcelona – Das von der Schuldenkrise geschüttelte Spanien muss der wirtschaftsstärksten Region des Landes Finanzhilfe leisten. Die Region Katalonien entschied am Dienstag, den spanischen Staat um eine Finanzhilfe in Höhe von 5,0 Milliarden Euro zu bitten. Das Geld werde benötigt, um fällige Kredite zurückzuzahlen und die Neuverschuldung von 3,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2011 auf 1,5 Prozent zu senken, sagte der katalanische Regierungssprecher Francesc Homs in Barcelona.

Spanien hatte die Schaffung eines Fonds von 18 Milliarden Euro beschlossen, der einzelne Regionen des Landes vor einem Bankrott bewahren soll. Die Regionen Valencia und Murcia hatten ebenfalls angekündigt, dass sie Hilfen benötigen. Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy versprach: «Spanien wird Katalonien helfen, ebenso wie es den anderen Regionen auch helfen wird.»

Regionen noch verschuldet
Die Regionen sind – neben den Banken – eine wichtige Schwachstelle im spanischen Finanzsystem. Viele von ihnen sind hoch verschuldet und haben Schwierigkeiten, sich auf den Finanzmärkten frisches Kapital zu beschaffen. Katalonien hat mit Verbindlichkeiten von 42 Milliarden Euro den höchsten Schuldenberg angehäuft.

Katalonien will keine «politischen Bedingungen» akzeptieren
Madrid hatte allerdings angekündigt, die Gewährung von Finanzhilfen an die Regionen von der Erfüllung von Sparauflagen abhängig zu machen. Katalonien kündigte jedoch an, dass es keine «politischen Bedingungen» akzeptieren werde. «Wir beantragen nur das Geld, das die katalanischen Steuerzahler an Spanien entrichtet haben», betonte Homs. Katalonien beklagt sich seit langem darüber, dass die Region an Spanien mehr Steuergelder entrichte als in die Region zurückflössen.

Der spanische Hilfsfonds für die Regionen wird zu acht Milliarden Euro mit Bankkrediten finanziert, zu sechs Milliarden über eine Anleihe der staatlichen Lotteriegesellschaft und zu vier Milliarden aus der Staatskasse.

Zu günstigeren Bedingungen refinanziert
Nach dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigten Anleihekaufprogramm konnte sich Spanien am Dienstag zu deutlich günstigeren Konditionen am Geldmarkt refinanzieren. Insgesamt habe man 3,6 Milliarden Euro mit Papieren mit Laufzeiten von drei und sechs Monaten aufgenommen, teilte die spanische Schuldenagentur mit. Maximal angestrebt war eine Summe von 3,5 Milliarden Euro.

Mit einem Papier mit Fälligkeit in sechs Monaten (Volumen 1,93 Mrd Euro) wurde eine Rendite von 2,03 Prozent erzielt. Dies war der niedrigste Wert seit Mai. Bei der letzten vergleichbaren Auktion Ende Juli mussten noch 3,69 Prozent gezahlt werden. Bei einer Laufzeit von drei Monaten (Volumen 1,67 Mrd Euro) fiel die Rendite auf 0,95 Prozent. Ende Juli hatte sie noch bei 2,43 Prozent gelegen. Die Nachfrage war in beiden Laufzeiten stark.

Spanier nehmen weiter massiv Geld von Bankkonten
Nach Angaen der Europäischen Zentralbank nehmen spanische Bankkunden weiter massiv Geld von ihren Konten. Laut einer Statistik verringerten im Juli spanische Privatkunden und Unternehmen ihre Guthaben im Zuge der Euro-Schuldenkrise. Den Angaben zufolge gingen die Einlagen bei den Banken des Landes um etwa 74 Milliarden Euro auf 1,5086 Billionen Euro zurück. (awp/mc/pg)

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