Spanische Geldmarktauktion sorgt für Beruhigung
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy.
Madrid – Die Lage im angezählten Euro-Land Spanien hat sich am Dienstag wieder etwas beruhigt. Am heimischen Anleihemarkt gaben die Renditen – ein Mass für das Misstrauen der Investoren – in allen Laufzeiten spürbar nach. Im richtungsweisenden Zehnjahresbereich sank der Effektivzins wieder deutlich unter die Marke von sechs Prozent. Zu Wochenbeginn war die Entwicklung hingegen turbulent gewesen: Die Zehnjahresrendite war erstmals in diesem Jahr über die Sechs-Prozent-Schwelle gestiegen. Ein derart hohes Zinsniveau gilt langfristig als nicht tragbar.
Für Entspannung sorgte am Dienstag insbesondere eine positiv aufgenommene Auktion kurzfristiger Staatstitel. Bei einer Emission zweier Geldmarktpapiere musste Spanien zwar wesentlich höhere Zinsen als vor Monatsfrist zahlen. Allerdings legte zugleich das Interesse der Investoren zu. Dank der robusten Nachfrage konnte Spanien auch mehr frisches Geld aufnehmen als eigentlich geplant. Insgesamt spülte die Auktion 3,18 Milliarden Euro in die Staatskasse. Angestrebt waren bis zu 3,0 Milliarden Euro.
Renditen steigen – Japan stockt IWF-Mittel auf
Die zu zahlenden Renditen stiegen allerdings deutlich an: Bei einem Papier mit einem Jahr Laufzeit legte der Effektivzins von 1,418 Prozent Mitte März auf 2,623 Prozent zu. Die Rendite eines eineinhalbjährigen Titels kletterte von 1,711 Prozent bei einer früheren Auktion auf 3,11 Prozent. Höhere Zinsen verteuern die Kapitalaufnahme und damit die Refinanzierungskosten eines Landes. Im Falle Spaniens belastet das die ohnehin angespannte Haushaltslage zusätzlich. Darüber hinaus leidet die spanische Wirtschaft unter den Folgen einer geplatzten Immobilienblase und einer sehr hohen Arbeitslosigkeit.
Positiv wurde ebenfalls aufgenommen, dass Japan im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise seine Mittel für den IWF um 60 Milliarden Dollar aufstocken will. Damit solle verhindert werden, dass die Krise in Europa die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft zieht, begründete Finanzminister Jun Azumi am Dienstag den Schritt. IWF-Chefin Christine Lagarde begrüsste die Ankündigung und rief andere Länder auf, dem Beispiel Japans zu folgen.
EFSF- und Belgien-Auktion
Etwas ungünstiger fielen unterdessen Auktionen kurzfristiger Papiere des Euro-Rettungsfonds EFSF und des hochverschuldeten Euro-Landes Belgien aus. Der EFSF musste bei rückläufiger Nachfrage höhere Zinsen für sechsmonatige Papiere zahlen. Belgien verfehlte bei einer ebenfalls geringeren Nachfrage seine geplante Mittelaufnahme. Zudem musste es den Investoren höhere Zinsen als noch vor kurzem bieten. Händler erklärten die Auktionsergebnisse mit der Entwicklung an den Finanzmärkten in den letzten Wochen. Insbesondere die Haushaltslage in Spanien hatte die Schuldenkrise zuletzt wieder hochkochen lassen. (awp/mc/pg)