SGKB-CEO Roland Ledergerber.
St. Gallen – Die St. Galler Kantonalbank hat im Geschäftsjahr 2011 den starken Franken und die tiefen Zinsen zu spüren bekommen und einen erneuten Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Die Vermögensverwaltungstochter Hyposwiss wird mit einer stärkeren Fokussierung auf wenige Länder neu ausgerichtet.
Das vergangene Jahr sei wohl das schwierigste seit der Finanzkrise gewesen, sagte SGKB-CEO Roland Ledergerber am Mittwoch vor den Medien in Zürich. Wie das Institut bereits am Dienstagnachmittag mitgeteilt hatte, ging der Bruttogewinn 2011 um 11% auf 189,6 Mio CHF zurück. Der Reingewinn lag mit 135,7 Mio CHF um 7,2% unter dem Vorjahreswert.
Negative Währungs- und Finanzmarkteinflüsse
Deutlich tiefere Einnahmen realisierte die Bank im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (-8,1%), wofür die Bankleitung vor allem die Euro- und Dollarschwäche verantwortlich machte. Im Zinsengeschäft konnte die Bank den Erfolg bei einem klaren Wachstum des Ausleihungsvolumens noch leicht steigern (+0,7%). Die Kundenausleihungen der SGKB erhöhten sich um 7% auf 21,3 Mrd CHF. Das Hypothekengeschäft wuchs dabei um rasante 6,9%, wobei die Zunahme im Kerngeschäft mit Privatkunden mit +4,2% moderater ausfiel. Die verwalteten Vermögen wiesen einen Bestand von 37,5 Mrd auf und lagen gemäss Communiqué im Bereich des Vorjahrs (-0,6%).
Der Verwaltungsrat der SGKB schlägt der Generalversammlung vom 25. April eine Dividende von 15 (VJ 18) CHF pro Aktie vor, was einer Ausschüttungsquote von 61,6% entspricht. Ziel der SGKB sei eine Ausschüttungsquote von 50-70%, sagte Ledergerber.
Keine Rückstellungen wegen Hyposwiss-Vorwürfen
Bezüglich der Geldwäschereivorwürfe um die Vermögensverwaltungstochter Hyposwiss, die im November 2011 zum Rücktritt eines Hyposwiss-Verwaltungsrats geführt hatten, konnte Ledergerber über keine neuen Entwicklungen berichten. Der russische Milliardär Oleg Deripaska habe bisher keine Zivilklage gegen die Bank eingereicht. Hintergrund der Vorwürfe ist ein Kampf um die Kontrolle des Rohstoffkonzerns Norilsk Nickel. SGKB-Chef Ledergerber zeigte sich – gestützt auf ein Rechtsgutachten – wenig beunruhigt. Die Bank habe auch keine Rückstellungen vorgenommen, sagte er. Eine Strafklage Deripaskas, in der auch der ehemalige Verwaltungsrat aufgeführt ist, liegt nach dem Wissensstand der SGKB noch beim Bundesstrafgericht in Bellinzona.
Deutsche Filiale im Businessplan
In Reaktion auf das sich verändernde Umfeld im Vermögensverwaltungsgeschäft wird auch das Geschäft der traditionell in Osteuropa und Lateinamerika tätigen Hyposwiss auf die Länder Polen und Russland sowie Argentinien und Brasilien fokussiert und auch die Mitarbeitenden entsprechend geschult, wie Hyposwiss-Chef Siegfried Peyer sagte. In Deutschland habe sich der Aufbau eines Onshore-Geschäfts mit der Eröffnung der SGKB-Filiale in München als richtiger Schritt herausgestellt, sagte Peyer weiter. Auch wenn das Geschäft offenbar noch keinen Gewinn abwirft, liege es «im Businessplan». Deutschland sei mit Kundenvermögen von rund 3,5 Mrd CHF der wichtigste Markt ausserhalb der Schweiz, betonte auch Ledergerber.
Schwer haben werden es bei der SGKB in Zukunft US-Kunden: Von US-domizilierten Kunden werde man sich bis Ende 2012 ganz verabschieden, kündigte der CEO an. Der Anteil an Kunden mit US-Bezug sei mit «deutlich weniger als 0,5%» aber klein, so Ledergerber.
Gehaltener Gewinn 2012
Für das laufende Jahr 2012 geht die Bank davon aus, dass das Zinsniveau niedrig bleiben und sich das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft kaum beleben wird. Der Reingewinn werde im Rahmen des Vorjahres erwartet, sagte der SGBK-CEO. An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen, teilweise wurde der zurückhaltende Ausblick als etwas enttäuschend bezeichnet. Nachdem die Aktie am Dienstag noch knapp 1% zugelegt hatte, liegt sie am Mittwoch gegen 16.00 um 0,3% im Minus bei 382,50 CHF. (awp/mc/ps)