Standard Chartered zahlt 340 Millionen wegen Iran-Geschäften

Peter Sands

Standard Chartered-CEO Peter Sands.

New York – Die britische Grossbank Standard Chartered hat die Vorwürfe der Geldwäsche für iranische Kunden mit dem Scheckbuch aus der Welt geschaffen. Das Institut zahlt im Rahmen eines Vergleichs mit der New Yorker Finanzaufsicht 340 Millionen Dollar. Das teilte die Behörde des US-Bundesstaats am Dienstag mit. Im Rahmen des Vergleichs akzeptierte die Bank auch einen Aufseher für mindestens zwei Jahre, der die internen Kontrollen überwachen soll.

Die Finanzaufsicht hatte vor einer Woche den Vorwurf erhoben, dass Standard Chartered von 2001 bis 2007 Transaktionen im Umfang von mindestens 250 Milliarden Dollar für iranische Banken abgewickelt habe. Dies sei wegen der geltenden Sanktionen gegen das Land illegal gewesen. Standard Chartered habe die Geschäfte deshalb bewusst verschleiert. Nach Angaben der Finanzaufseher ging es um annähernd 60.000 Transaktionen. Die Bank habe dabei «Hunderte Millionen Dollar» an Gebühren eingestrichen.

Aktienkurs abgestürzt
Die Bank hatte die Vorwürfe nach Bekanntwerden bestritten. Der Börsenkurs war jedoch an zwei Tagen um ein Viertel eingebrochen – denn schlimmstenfalls hätte der Verlust der Lizenz in den USA gedroht. Der Schritt hätte das Institut empfindlich getroffen – und sorgte damit für Druck, den Fall schnell aus der Welt zu schaffen. An diesem Mittwoch hätte Bankchef Peter Sands der New Yorker Finanzaufsicht Rede und Antwort stehen sollen. Der Termin wurde nun abgeblasen, die in den USA notierten Aktien der Bank stiegen um acht Prozent.

Allerdings kann Standard Chartered das Kapitel Geldwäsche noch nicht komplett schliessen. Denn auch andere staatliche Stellen wie die Notenbank Fed, das Justizministerium oder die Staatsanwaltschaft von Manhattan schauen sich die Sache an. Frühestens im September sei mit einem übergreifen Vergleich zu rechnen, berichtete die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine eingeweihte Person. Der Alleingang der New Yorker Finanzaufsicht hatte nach US-Medienberichten für Unmut unter den Regulierern gesorgt. «Wir werden in dieser Sache weiterhin mit unseren Partnern auf Bundes- und Staatenebene zusammenarbeiten», erklärte der New Yorker Behördenchef Benjamin Lawsky.

Vorzeigeinstitut 
Die Bank selbst äusserte sich zunächst nicht. Das Haus galt bislang als Vorzeigeinstitut unter den fünf britischen Grossbanken. In den vergangenen acht Jahren fuhr Standard Chartered trotz Finanzkrise einen Rekord nach dem anderen ein. Die in Kontinentaleuropa kaum bekannte Bank macht einen Grossteil ihres Geschäfts in Asien, dem Nahen Osten und Afrika. Das Vorgehen der New Yorker Finanzaufseher hatte die Briten aufgebracht. Der Labour-Abgeordnete John Mann etwa warf den USA vor, gezielt den Finanzplatz London schwächen zu wollen. Ähnlich äusserte sich Londons Bürgermeister Boris Johnson. Unlängst war mit Barclays eine andere britische Grossbank in die Schusslinie geraten; hier geht es um Manipulationen von Referenzzinssätzen wie dem Libor.

Standard Chartered hatte in einer ersten Reaktion erklärt, 99,9 Prozent der Transaktionen im Zusammenhang mit dem Iran hätten sich innerhalb der gesetzlichen Regeln bewegt. Die Geschäfte hätten auch nichts mit Institutionen zu tun gehabt, die von der US-Regierung zum damaligen Zeitpunkt als terroristisch eingestuft worden waren. Lediglich bei Geschäften im Umfang von 14 Millionen Dollar sei dies nicht der Fall gewesen. Die Bank hatte betont, Anfang 2010 selbst auf die Behörden zugegangen zu sein und Daten vorgelegt zu haben.

Mehrfach Bussen wegen Geschäften mit Schurkenstaaten verhängt
In der Vergangenheit hatten die USA mehrfach internationalen Banken wegen Geschäften mit sogenannten Schurkenstaaten sowie Geldwäsche empfindliche Strafen aufgedrückt. So musste die britische Lloyds 2009 eine Strafe in Höhe von 350 Millionen Dollar zahlen, Barclays ein Jahr später 298 Millionen. Betroffen waren auch schon Credit Suisse und die niederländische ABN Amro. Die ebenfalls niederländische ING hatte erst im Juni diesen Jahres 619 Millionen Dollar wegen des Verstosses gegen US-Sanktionen berappen müssen. Damals ging es um Kuba und den Iran. (awp/mc/ps)

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