Zürich – Der Rückblick auf das erste Halbjahr 2015 zeigt aus Sicht von Standard Life Investments (SLI) klar, dass die Abweichung in der Wirtschaftsleistung zwischen Industrie- und Schwellenländern mehr als ein vorübergehendes Phänomen ist. Nachdem das schwache Wirtschaftswachstum des ersten Quartals in den USA nun hinter uns liegt, erwartet SLI im zweiten Halbjahr 2015 eine solide und breit angelegte Stärkung des Wachstums in den entwickelten Ländern.
Das US-Wachstum dürfte in der Nähe von 2,5% liegen, was im Vergleich mit historischen zyklischen Erholungen niedrig ist, aber das gegenwärtige Potenzial des Landes überschreitet. Jedoch gibt es viel Raum für Verbesserungen: Auch wenn der Arbeitsmarkt in einem besseren Zustand ist, ist er noch nicht bei voller Gesundheit und das Wachstum der Arbeitsproduktivität bleibt kraftlos. Schleppende Investitionsausgaben tragen vor allem die Schuld dafür und die Regierung könnte mehr tun, um die öffentlichen Investitionsengpässe zu überwinden. SLI ist deutlich optimistischer für die Wirtschaftsentwicklung der Eurozone; die Wachstumsprognose für das Jahr 2015 beträgt 1,5%, was das beste Jahr für die Währungsunion darstellen würde seit dem Jahr 2011.
Die konjunkturelle Dynamik hat sich in der ersten Jahreshälfte verstärkt, gestützt durch eine erhebliche Lockerung der Geldpolitik. Das Wachstum im ersten Quartal beschleunigte sich überwiegend getragen von der Inlandsnachfrage auf 0,4% gegenüber dem Vorquartal. Die Datenindikatoren für das zweite Quartal deuten darauf hin, dass diese Wachstumsrate beibehalten, oder sogar überschritten wird.
Japan als Wachstumsüberraschung
Trotz langfristigen Gegenwinds ist Japan bis jetzt eine der grössten positiven Wachstumsüberraschungen in diesem Jahr. Das BIP im ersten Quartal wuchs annualisiert um 3,9%, gegenüber Konsenserwartungen von nur 1,6%. Weil das verbesserte Wachstum jedoch überwiegend aus temporären Faktoren wie Lagerinvestitionen zustande kam, ist es jedoch noch zu früh, von einer nachhaltigen Erholung zu sprechen. Weitere wirtschaftspolitische Massnahmen sind erforderlich, um sicherzustellen, dass das Wachstumspotenzial steigt und die Inflation den Zielbereich der Bank of Japan für die nächsten Jahre von 2% erreicht.
Schwellenmärkte enttäuschen
Das Wachstum der Schwellenmärkte war aus Sicht von SLI die grösste Enttäuschung im ersten Halbjahr 2015. Die Rezessionen in Brasilien sowie in Russland wurden erwartet, aber die breit angelegte Schwäche der Inlandsnachfrage in den Schwellenländern, insbesondere in Asien, zerstreute die Erwartungen, dass die niedrigeren Rohstoffpreise den Verbrauch ankurbeln. Nach einem schwachen ersten Quartal, wo China ein Wachstum von 1,3% verzeichnete, erholte sich die Wirtschaftstätigkeit dank staatlicher Konjunkturmassnahmen im 2. Quartal. Die Wachstumsaussichten bleiben jedoch zurückhaltend, belastet vom Rückgang der Immobilieninvestitionen und einem langsameren Wachstum bei den Finanzdienstleistungen. (SLI/mc)