Starker Jahresausklang des weltweiten IPO-Markts
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Zürich – Dank eines starken Jahresendspurts im vierten Quartal liegen Zahl und Emissionsvolumen der weltweiten Börsengänge im Jahr 2013 über dem Vorjahresniveau: Trotz der von der chinesischen Börsenaufsicht verordneten Zwangspause für Börsengänge in China – dem bis 2012 mit Abstand aktivsten IPO-Markt der Welt – steigt die Zahl der Börsengänge im Jahresvergleich von 837 im Jahr 2012 auf 864 im laufenden Jahr. Deutlich stärker wächst das Gesamtemissionsvolumen: um 27 Prozent von 129 auf 163 Milliarden US-Dollar.
Die Zahl der Börsengänge an den US-Börsen kletterte von 133 im Vorjahr auf 222 im laufenden Jahr. In Europa ging zwar die Zahl der Transaktionen zurück – von 164 auf 157 -, das Emissionsvolumen der europäischen IPOs stieg aber deutlich: von 13,2 auf 30,3 Milliarden Euro.
Unter anderem dank der Wiederöffnung der chinesischen Börsen für neue Listings dürfte es im kommenden Jahr auf dem weltweiten IPO-Markt weiter deutlich aufwärts gehen: EY erwartet allein für das erste Quartal 2014 mindestens 250 Börsengänge mit einem Gesamtemissionsvolumen von mehr als 35 Milliarden US-Dollar – im ersten Quartal 2013 wurden hingegen nur 163 IPOs mit einem Volumen von 24 Milliarden US-Dollar registriert.
Fenster für Börsengänge derzeit geöffnet
«Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken, hohe Bewertungen, verbesserte Konjunkturaussichten: Die Rahmenbedingungen für Börsengänge sind derzeit gut», fasst Roger Müller, Partner, Financial Accounting Advisory Services bei EY Schweiz, die Ergebnisse zusammen. Nachdem die Ankündigung der amerikanischen Notenbank, das Anleiherückkaufprogramm zurückzufahren, im Lauf des Sommers für Unruhe an den Weltbörsen und Zurückhaltung bei den IPO-Kandidaten gesorgt hatte, drängten im vierten Quartal wieder deutlich mehr Unternehmen aufs Parkett. «Das Fenster für Börsengänge ist derzeit geöffnet – grundsätzlich auch in der Schweiz», sagt Roger Müller.
Fast 300 IPOs im vierten Quartal
Während in der Schweiz im vierten Quartal ein Börsengang stattfand – das IPO von Cembra Money Bank -, nutzen weltweit aktuell viele Börsenaspiranten die Gunst der Stunde: Für das gesamte vierte Quartal rechnet EY mit insgesamt 294 IPOs – ein Anstieg um 47 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (200 IPOs). Die Emissionserlöse sollen sich dabei auf insgesamt 67 Milliarden US-Dollar addieren (4. Quartal 2012: 37 Milliarden US-Dollar).
Asiatische Börsen mit den meisten Börsengängen
Trotz eines starken Rückgangs aufgrund der Zwangspause in China, wo seit Ende 2012 keine Börsengänge mehr stattfanden, wurden auch 2013 wieder die meisten Transaktionen in Asien gezählt: Bei 347 Börsengängen wurden 44,4 Milliarden US-Dollar eingeworben. 2012 waren noch 414 IPOs mit einem Gesamtvolumen von 56,2 Milliarden Dollar gezählt worden. Besonders starke Zuwächse verzeichneten die Börsen in Hongkong (von 60 auf 89 IPOs), Japan (von 49 auf 58 IPOs) und Thailand (von 12 auf 34 IPOs).
Europa: Vertrauen der Investoren kehrt zurück
In Europa prägten einige sehr grosse Börsengänge das Bild und sorgten dafür, dass das Emissionsvolumen – trotz einer leicht gesunkenen Zahl von Börsengängen – stark zulegte: um 130 Prozent von 13,2 auf 30,3 Milliarden US-Dollar. «Lange hatte die Schulden- und Konjunkturkrise den europäischen IPO-Markt gebremst. Im laufenden Jahr scheint aber das Vertrauen sowohl der Investoren als auch der Emittenten wieder deutlich gestiegen zu sein», sagt Roger Müller. Dabei gehe der Trend aber zu grossen Transaktionen, was sich auch am weltweit gestiegenen durchschnittlichen Emissionsvolumen zeigt. «Kleinere IPOs haben es schwerer, sich im Wettbewerb um Kapital zu positionieren. Unternehmen mit Markennamen oder einer klaren, gut verständlichen Strategie haben einen besonderen Vorteil in der Platzierung.»
In Europa stieg die Zahl der Börsengänge mit einem Volumen von über 1 Milliarde US-Dollar im Jahresvergleich von vier auf acht. Der grösste Börsengang in Europa war die Privatisierung der britischen Royal Mail im Oktober 2013, die insgesamt knapp 3,2 Milliarden US-Dollar einbrachte. An zweiter Stelle rangiert das IPO des britischen Unterhaltungskonzerns Merlin Entertainments (1,7 Milliarden US-Dollar), vor dem deutschen Wohnimmobilienkonzern LEG Immobilien AG (1,6 Milliarden US-Dollar).
London mit den meisten europäischen IPOs
Die meisten europäischen IPOs wurden in London gezählt: Bei 69 Börsengängen wurden insgesamt 14,2 Milliarden US-Dollar eingeworben. Mit Abstand am dynamischsten entwickelte sich in diesem Jahr der US-Markt: Die Zahl der Transaktionen stieg von 133 auf 222, das Emissionsvolumen von 46,7 auf 59,6 Milliarden US-Dollar.
Optimistischer Ausblick: Weltweiter IPO-Markt gewinnt an Fahrt
«Wenn wie erwartet das Wirtschaftswachstum zulegt und die Zinsen niedrig bleiben, spricht viel für ein starkes IPO-Jahr 2014 – zumal die Pipeline an Börsenkandidaten gut gefüllt ist», sagt Roger Müller. Dabei dürfte China einer der Haupttreiber des weltweiten IPO-Booms sein: Allein für das erste Quartal 2014 erwartet EY 50 Börsengänge an den chinesischen Börsen. Aber auch in den USA und Japan werden voraussichtlich mehr Unternehmen an die Börse gehen. «Die wichtigen Notenbanken haben klargestellt, dass sich an der Politik des billigen Geldes vorerst nichts ändern soll – ein wichtiges Signal für die weltweiten IPO-Märkte.»
Es kündigt sich also ein starkes erstes Quartal 2014 an: EY rechnet mit weltweit 250 bis 300 Börsengängen und einem Gesamtemissionsvolumen zwischen 35 und 45 Milliarden US-Dollar in den ersten drei Monaten des Jahres. Das wäre ein deutlicher Anstieg gegenüber dem ersten Quartal 2013 und eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau der Jahre 2005 bis 2008.
Für den europäischen Gesamtmarkt ist Roger Müller aber nicht ganz so optimistisch: «Die Schulden- und Konjunkturkrise in der Eurozone ist noch nicht ausgestanden – das dämpft das IPO-Sentiment nach wie vor etwas. Die Rahmenbedingungen in der Schweiz sind allerdings gut, was ein positives IPO-Jahr 2014 verspricht.»
Haupttreiber des weltweiten IPO-Marktes werden auch im kommenden Jahr wieder Finanzinvestoren sein, die die guten Bewertungen nutzen, um sich von ihren Beteiligungen zu trennen: 2013 brachten Finanzinvestoren weltweit 182 Unternehmen an die Börse, das Emissionsvolumen dieser Transaktionen betrug insgesamt 56,4 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr 2012 waren gerade einmal 107 derartige Transaktionen gezählt worden. Ihr Gesamtvolumen betrug 19,4 Milliarden US-Dollar. (EY/mc/pg)