Basel – In vielen Schweizer Kantonen ist die Steuerbelastung für Firmen stark zurückgegangen. Seit der Einführung der Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) liegt die Schweiz gemäss den Wirtschaftsexperten von BAK Economics deutlich näher an Steuerparadiesen wie Hongkong oder Singapur. Der Kanton Nidwalden hat die Niedrigsteueroasen sogar überholt.
Zu diesem Schluss kommt der am Dienstag veröffentlichte BAK Taxation Index. Die Steuerbelastung für Unternehmen in den Schweizer Kantonen habe sich durch die per Anfang 2020 in Kraft getretene STAF «erheblich gesenkt», so der Hauptbefund. Gleichzeitig sei die Belastung in den internationalen Konkurrenzstandorten in den letzten zwei Jahren vergleichsweise stabil geblieben.
Konkret habe die effektive Steuerbelastung für Firmen in der Schweiz in diesem Zeitraum um 1,9 Prozentpunkte auf 13,9 Prozent abgenommen. Je nach Kanton um bis zu knapp 10 Prozentpunkte. Den stärksten Rückgänge verzeichneten dabei laut BAK insbesondere die Kantone, in den die Steuerbelastung bisher für Schweizer Verhältnisse hoch war. Zeitgleich sei der internationale Durchschnitt um nur 0,2 Prozentpunkte gesunken.
Nidwalden überholt Steuerparadiese
Ganz vorne mit dabei bei den neuen «Steueroasen» ist der Kanton Nidwalden. Der Innerschweizer Kanton habe 2021 mit einer Quote von 9,8 Prozent den bisherigen Leader Hongkong (9,9%) an der Spitze des internationalen Rankings abgelöst. Aber auch der gesamtschweizerische Durchschnitt liege mit 13,9 Prozent nun unterhalb der Steuerbelastung von Singapur (15,6%).
Aktuell wird hierzulande eine Debatte rund um die Mindestbesteuerungspläne der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geführt. Die der OECD-Steuerreform, welcher auch die Schweiz zugestimmt hat, will das Niveau der Besteuerung von multinationalen Konzernen mit einem Mindestumsatz von 750 Millionen Euro auf mindestens 15 Prozent anheben.
Weniger Steuern für Top-Manager
Der Bundesrat gab jüngst bekannt, dass die neuen globalen Konzernsteuerregeln in der Schweiz per Anfang 2024 umgesetzt werden sollen. Der Bundesrat will dies temporär mit einer Verordnung tun, die sich auf einen neuen Verfassungsartikel stützt. Über Letzteren haben Volk und Stände das letzte Wort. Nach früheren Angaben von Finanzminister Ueli Maurer werden zwischen 200 und 300 Schweizer Firmen unter diese Regel fallen. Dazu kommen rund 2000 bis 3000 ausländische Tochterfirmen.
Maurer äusserte sich am vergangenen Wochenende in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» zur Frage, wie die Schweiz nach der Umsetzung der OECD-Pläne für eine Mindeststeuer für Unternehmen interessant bleiben kann. Er brachte dabei eine geringere Besteuerung für gutverdienende Arbeitnehmer ins Spiel. Ähnliche Pläne hat der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler. (awp/mc/ps)