Studie sieht Geldpolitik als Risiko für Versicherungsbranche
Zürich – Die Deglobalisierung und die derzeitige Geldpolitik sind zwei neu aufkommende Risiken, die in nächster Zeit grosse Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft haben könnten. Zu diesem Schluss kommt ein am Mittwoch veröffentlichter Bericht des Rückversicherers Swiss Re. Für den Bericht wurden 21 sogenannte Emerging Risks – sich neu entwickelnde oder verändernde Risiken – und ihre möglichen Auswirkungen für die gesamte Versicherungsbranche untersucht.
Bei vier der 21 untersuchten Risiken werden die potenziellen Auswirkungen als gross eingestuft: Deglobalisierung, Super-Naturkatastrophen, die Herausforderung des Internets der Dinge sowie das «grosse geldpolitische Experiment». Letzteres bezeichnet im Bericht die derzeitige Geldpolitik. Viele strukturelle Defizite der globalen Wirtschaft seien noch nicht angepackt worden, gleichzeitig würden die traditionellen Massnahmen an ihre Grenzen stossen, heisst es im Bericht.
Tiefere Zinsen als Gefahr für Lebensversicherer
Dennoch werde die extrem lockere Geldpolitik fortgesetzt, was zu einem Abwertungswettlauf führe. Die kontinuierlich tiefen Zinsen könnten das Geschäftsmodell von Versicherern, insbesondere von Lebensversicherern, grundlegend in Frage stellen.
Auch eine mögliche Deglobalisierung könnte der Versicherungsbranche schaden. Wirtschaftlicher Niedergang habe zu einer Zunahme von populistischen und nationalistischen Parteien geführt, was die Gefahr von weiteren protektionistischen Regulierungen verstärke, heisst es im Bericht. In Europa könnte dies Integrationsprojekte wie die EU untergraben.Mit dem Bericht will die Swiss Re skizzieren, welche Risiken möglicherweise auf sie zukommen. Viele der 21 untersuchten «Themen werden sich vielleicht nie als erhebliche Risiken manifestieren, andere werden es indes zweifellos tun», wird Patrick Raaflaub, Risikochef bei Swiss Re und ehemaliger Finma-Chef, in der Medienmitteilung zitiert. (awp/mc/cs)