Frankfurt am Main – Investments in “Schwellenländer” galten noch in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends als Synonym für hohe Risiken. Doch eine Analyse von Allianz Global Investors beschreibt, dass sich die Bedingungen auf dem Weg zu einem neuen globalen Gleichgewicht ändern.
Laut Allianz Global Investors dürfte die Suche nach Rendite auf Investorenseite die Nachfrage nach asiatischen Anleihen zukünftig weiter ansteigen. James Dilworth, Chief Executive Officer (CEO) Allianz Global Investors Europe, erklärte auf der Asienkonferenz in Berlin vor einigen Wochen: „Als verantwortungsbewusster Vermögensverwalter müssen wir unseren Kunden Alternativen aufzeigen, wie sie ihre finanziellen Ziele auch im Umfeld finanzieller Repression erreichen können. Ein systematisches Angebot an Investmentmöglichkeiten in Asien ist nach unserer Einschätzung eine wichtige Voraussetzung, um reale Renditen trotz längerfristig niedriger Zinsen und steigender Teuerungsraten zu erzielen.“ Aus diesem Grund plant das Unternehmen, das Produktangebot in diesem Bereich sukzessive zu erweitern. Insgesamt arbeiten 20 Anleiheexperten für Allianz Global Investors an den Standorten Singapur, Hong Kong, Korea und Taiwan vor Ort.
Von Kapitalnehmern zu Kapitalgebern
1997 nahm die Asienkrise in Thailand ihren Lauf, die auch Indonesien, Südkorea, Malaysia, Singapur und die Philippinen in Mitleidenschaft zog. Nach 15 Jahren haben sich diese Länder nicht nur erholt, sondern durch tiefgreifende Strukturreformen zu neuer Stärke gefunden. Das unterstreicht auch ihre Entwicklung von Kapitalnehmern zu Kapitalgebern. Insgesamt verfügen die asiatischen Wachstumsländer inklusive China heute über 60 Prozent der weltweiten Devisenreserven – rund doppelt so viel wie beim Ausbruch der Krise. In den Industriestaaten ist der Anteil in dieser Zeit dagegen auf rund 30 Prozent zurückgegangen. Zudem verbuchen sie heute Leistungsbilanzüberschüsse statt -defizite, die sie trotz starrer Wechselkurse weniger anfälliger für Krisen erscheinen lassen.
Stefan Scheurer, Kapitalmarktanalyst bei Allianz Global Investors, beobachtet trotzdem, dass Investoren auch heute noch eine höhere Rendite auf Staatsanleihen von Wachstumsländern im Vergleich zu Industrieländern erwarten, da damit ein höheres Risiko verbunden wird. In der Studie von Allianz Global Investors bezeichnet er das als „Emerging Markets-Prämie“, die allerdings aktuell zurück gehe. Kreditausfallversicherungen für Industrieländer wie Italien, Irland oder Portugal liegen derzeit bereits deutlich über denen für Länder wie Malaysia, Thailand oder den Philippinen. „Das zeigt uns, wie stark die fundamentale Entwicklung der Wachstumsländer bereits fortgeschritten ist.“, meint Scheurer.
Sinkende Renditeerwartungen aufgrund steigender Nachfrage und Bonitätsverbesserung
Scheurer ist überzeugt, dass das Interesse an asiatischen Staatsanleihen zukünftig steigen wird, denn: „Staatsanleihen von asiatischen Ländern rentieren momentan im Schnitt mit 4.2 Prozent (1), während Industrieländer aktuell bei durchschnittlich 2,3 Prozent2 liegen. Am Beispiel 10-jähriger US-Schuldverschreibungen wird deutlich, dass Anlegern nach Abzug der Inflation ein realer Kaufkraftverlust in Höhe von 0,7 Prozent2 bleibt. Mit asiatischen Anleihen könnten sie das Risikoprofil und die Renditeerwartung des Portfolios verbessern.“
Auch Bonitätsverbesserungen haben sich in der Vergangenheitsbetrachtung als Indikator für die Renditeentwicklung von asiatischen Staatsanleihen herausgestellt. Scheurer erklärt: „Etwa ein Jahr nach der Heraufstufung der Bonität eines asiatischen Staats durch eine Ratingagentur sind die Renditen der betreffenden Anleihen allein aufgrund dieses Effektes um durchschnittlich 33 Basispunkte gesunken“ (2). Aufgrund einer soliden Finanzpolitik, überzeugenden Fundamentaldaten und erfolgreichen wirtschaftlichen Reformen konnten vor allem asiatische Länder ihre Bonität in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessern.
Asiatische Anleihen ergänzen das Portfolio
Extrarenditen finden sich laut Scheurer jedoch nicht allein im Segment der Staatsanleihen, sondern auch am Markt für asiatischen Unternehmensanleihen. Er geht davon aus, dass sie im Umfeld positiver struktureller Entwicklungen und weiterer Handelsliberalisierungen profitieren dürften. Da asiatische Anleihen im Vergleich zu Anleihen aus Industriestaaten in der Vergangenheit ein moderates Rendite-Risiko-Profil aufweisen konnten, bieten sie sich auch unter Diversifikationsaspekten für ein breit gestreutes Portfolio an.
Ein weiterer interessanter Aspekt für Anleger sind die Währungsperspektiven. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit und die Außenhandels- und Leistungsbilanzüberschüsse können langfristige Wechselkursgewinne bei Währungen wie u.a. dem chinesischen Renminbi, der indonesischen Rupiah oder dem malaysischen Ringgit gegenüber dem Euro und dem US-Dollar erwarten lassen. (Allianz Global Investors/mc/pg)
Disclaimer:
(1) Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse. Wenn die Währung in welcher die frühere Wertentwicklung dargestellt wird von der Heimatwährung des Anlegers abweicht, sollte der Anleger beachten, dass die dargestellte Wertentwicklung aufgrund von Wechselkursschwankungen höher oder niedriger sein kann, wenn sie in die lokale Währung des Anlegers umgerechnet wird.
(2) Datenbasis der Analyse: Standard & Poors, Zeitraum 2002 bis 2012