Bruno Pfister, CEO Swiss Life Holding (Copyright: Swiss Life)
Zürich – Die Swiss Life-Tochter Swiss Life Select hat in Österreich mit dem Verein für Konsumenteninformation VKI die unter dem Begriff «Sammelklagen» hängigen Verfahren einvernehmlich beendet und damit einen Schlussstrich unter den seit Jahren laufenden Rechtsstreit gezogen. In diesem Verfahren wurde dem früheren Finanzdienstleister AWD von österreichischen Anleger systematische Fehlberatung vorgeworfen. Die Vergleichssumme beläuft sich auf 11,1 Mio EUR.
«Mit der Beilegung des jahrelangen Rechtsstreits ist nun die volle Konzentration auf die Bedürfnisse unserer Kunden gewährleistet», wird Eric Samuiloff, Geschäftsführer von Swiss Life Select Österreich, in der Mitteilung zitiert. Der Vergleich sei für beide Seiten positiv, ergänzt ein Swiss Life-Sprecher auf Anfrage von AWP. «Wir konnten so in Österreich weitere Prozesse und einen wahrscheinlich mehrere Jahre dauernden Rechtsstreit vermeiden.»
Differenzierte Betrachtung der Ansprüche
Die Einigung mit dem VKI sei dank der differenzierten Betrachtung der verschiedenen Fälle möglich geworden, heisst es in der Mitteilung weiter. Die geltend gemachten Ansprüche wurden zunächst gemeinsam geprüft. Danach konnten durch eine vertiefte Diskussion der Fälle diese unterschiedlich betrachtet und unberechtigte Ansprüche ausgeschlossen werden. Vor diesem Hintergrund wurden für verschieden gelagerte Fallgruppen individuelle Lösungen erarbeitet.
Die Ausgangsbasis der Einigung sei ein Differenzschaden in der Höhe von 23 Mio EUR gewesen, dies basierend auf den betroffenen Immofinanzaktien zu einem Kurs von 3,103 EUR je Stück. Die Leistung der Vergleichssumme in Höhe von 11,1 Mio EUR sei aufgrund der Abtretung der Ansprüche der Anleger an den VKI vorgenommen worden. Nach Abzug aller mit den Verfahren verbundenen Kosten verteilt der VKI rund 7 Mio EUR an die Anleger. Die Verteilung erfolgt über eine Vereinbarung zwischen dem VKI und den Anlegern.
Zufriedenheit beim VKI
Auch auf Seiten des VKI zeigt man sich mit der getroffenen Lösung zufrieden, «weil sie rasch ist und weil der VKI dadurch an die Verbraucher bezogen auf den Differenzschaden 30% auszahlen kann», so VKI-Geschäftsführer Josef Kubitschek in der Mitteilung. Er ist der Ansicht, dass die heutige Swiss Life Select-Organisation mit ihrer flachen Hierarchie nicht mehr mit dem früheren AWD-Strukturvertrieb vergleichbar ist.
Auch wurde mit dem Vergleich der Vorwurf der systematischen Fehlberatung nicht aufrechterhalten. Sämtliche im Zuge der «Sammelklage-Verfahren» geltend gemachten Ansprüche der Anleger seien damit abschliessend abgegolten, heisst es.
Analysten werten Schritt positiv
Die Einigung sei ein wichtiger Schritt für Swiss Life Select in Österreich und dürfte weder zu Kosten noch zu einem Gewinn führen, meint Stefan Schürmann von der Bank Vontobel. Das Ganze sei gut für das Image, da der Prozess in Österreich viel Aufmerksamkeit erhielt und zeige, das sich Swiss Life Select von AWD unterscheide. Schürmann schätzt, dass Swiss Life rund 70 bis 80 Mio EUR für Gerichtsverfahren in Deutschland und Österreich bereitgestellt hat.
Auch Georg Marti von der ZKB beurteilt den in Österreich erzielten Vergleich als positiv. Damit werde ein definitiver Schlussstrich unter das unrühmliche Kapitel des AWD und somit auch der Swiss Life in Österreich gezogen. Die 11,1 Mio EUR seien für Swiss Life-Verhältnisse ein relativ moderater Betrag, der gut verkraftet werden könne. Zudem habe Swiss Life auch bereits Rückstellungen für mögliche Schadenklagen in Österreich und Deutschland gegen Swiss Life Select bzw. den früheren AWD gebildet.
Weiterer «schwarzer Fleck» ausradiert
Mit der Einigung werde ein weiterer «schwarzer Fleck» ausradiert, der auf der Aktie von Swiss Life laste, so Fabrizio Croce von KeplerCheuvreux. Zudem würden in Österreich Management-Kapazitäten wieder frei, um sich verstärkt dem Tagesgeschäft zuwenden zu können.
Die Aktie von Swiss Life tendiert am Montag bis um 09.35 Uhr mit 0,4% auf 177,70 CHF etwas fester, während der Gesamtmarkt SMI 0,34% hinzugewinnt.
Am kommenden Mittwoch präsentiert Swiss Life die Zahlen zum ersten Halbjahr. (awp/mc/upd/ps)