Zürich – Die Versicherungsgesellschaft Swiss Life hat im ersten Halbjahr in einem schwierigen Umfeld einen leicht höheren Gewinn erzielt. Eine Haupterklärung sind die forcierten Erträge ausserhalb des klassischen Versicherungsgeschäfts. An der Börse kommen die Nachrichten gut an.
Swiss-Life-CEO Patrick Frost sprach am Donnerstag von einem «garstigen Umfeld». Die tiefen Zinsen und volatile Finanzmärkte erschwerten Versicherungen das Leben. Gleichwohl konnte die Swiss Life im ersten Halbjahr den Betriebsgewinn um 5% auf 729 Mio CHF und den Reingewinn um 1% auf 500 Mio CHF steigern. Das war deutlich mehr, als die Analysten erwartet hatten. CEO Frost frohlockte und sprach vom «besten Halbjahr seit der Finanzkrise».
Mehr Geld von Drittkunden
Erklärt wurde dies mit einer weiteren Diversifikation der Gewinnquellen. Konkret setzt das Unternehmen nicht nur auf das Versicherungsgeschäft, sondern verdient sein Geld immer stärker auch mit Anlageberatungen, Kommissionen sowie mit «Spezialitäten» wie Pensionskassenberatung und Immobilienmaklergeschäften.
Frost liess keine Zweifel aufkommen, dass dieser Weg weiterbeschritten werden soll. So stellte er für die nächsten Monate eine Erweiterung der Fondspalette in Aussicht. Und in Deutschland will er mit der Beratungssparte Select Finanzberatungen anbieten, wo sich herkömmliche Banken zurückziehen.
Das sogenannte Gebühren- und Kommissionsgeschäfts (Fee) verzeichnete konkret in Lokalwährungen 3% höhere Erträge von 656 Mio CHF und ein 16% höheres Ergebnis von 194 Mio CHF. Als Hauptgründe wurden die Fortschritte von Swiss Select in Deutschland und der Schweiz sowie der Asset-Management-Sparte genannt.
Erstmals mehr als 200 Mrd Franken verwaltete Vermögen
Per Ende Juni knackten Swiss Life Asset Managers bei den verwalteten Vermögen mit 202,2 Mrd CHF erstmals die 200-Mrd-CHF-Marke. Davon stammten 44,4 Mrd CHF von Drittkunden (14% gegenüber Ende 2015). Es ist das erklärte Ziel von Swiss Life, mehr Gelder von Drittkunden anzuziehen – und auf diese Weise die Einnahmen aus Gebühren etc. zu steigern. Konkret sollen die entsprechenden Vermögen bis 2018 auf 50 Mrd CHF ansteigen.
Verzicht im Versicherungsgeschäft
Teil der Strategie ist es ausserdem, im klassischen Versicherungsgeschäft stärker auf die Profitabilität zu achten. Der Rückgang des Prämienvolumens sei die Folge einer selektiveren Zeichnungspolitik und daher gewollt, sagte CEO Frost. Das Volumen nahm im ersten Halbjahr um 9% (in LW) auf 10,1 Mrd CHF ab. Analysten hatten im Vorfeld auch mit einem tieferen Prämienvolumen gerechnet. Im wichtigen Heimmarkt Schweiz nahm das Prämienvolumen um 6% auf 6,6 Mrd CHF ab.
Trotz der leicht höheren Gewinnkennzahlen spürt Swiss Life die sehr tiefen Zinsen. Die Neugeschäftsmarge sank auf 1,5% von 1,7% im Vorjahr. Laut CFO Thomas Buess drückten die Zinsen die Marge um 0,8 Prozentpunkte. Diesen Effekt habe man jedoch unter anderem mit einem sorgfältigen Steuern des Geschäftsmixes abfedern können.
Die Nettoanlagerendite (nicht annualisiert) nahm derweil auf 1,6% von 2,0% ab. Sie habe es gleichwohl ermöglicht, die versicherungstechnischen Rückstellungen zugunsten der Versicherten zu stärken – und zwar um 0,5 Mrd CHF.
Mittelfristziele bestätigt
Das Eigenkapital lag Ende Juni bei 14,4 Mrd CHF nach 12,3 Mrd Ende 2015 und damit über den Analysten-Schätzungen (AWP-Konsens: 13,2 Mrd CHF). Die annualisierte und um nicht realisierte Kapitalgewinne bereinigte Eigenkapitalrendite wurde mit 11,1% (VJ 11,6%) angegeben und blieb damit über dem Mittelfrist-Ziel von 8% bis 10%.
Konkrete Jahresziele gibt es abgesehen von der Nettoanlagerendite («rund 3%») nicht. Die Mittelfristziele, die bis 2018 erreicht werden sollen, wurden aber bestätigt. Bei einigen Zielen gebe es sogar einen Vorsprung auf die Marschtabelle, wurde betont.
Alles in allem kamen die News bei den Analysten gut an. An der Börse legten die Swiss-Life-Valoren 2,8% zu (SMI: +1,1%), notierten damit allerdings noch immer über 12% tiefer als Ende 2015. (awp/mc/upd/pg)