Swiss Life tritt bei Vollversicherungen auf die Bremse
Zürich – Die Swiss Life hat im Startquartal 2021 deutlich weniger Prämien eingenommen als noch vor einem Jahr. Dabei hat sie im BVG-Geschäft den Fokus bewusst auf den Verkauf teilautonomer Lösungen und weg von Vollversicherungen verlagert. Zugleich legt die Gruppe im Kommissionsgeschäft weiter zu.
Die tiefen Zinsen machen Lebensversicherern wie Swiss Life zu schaffen. Das hat die Gruppe dazu bewogen, in der Beruflichen Vorsorge das Angebot der Vollversicherung zu drosseln. Diese bietet den Unternehmen in Vorsorgefragen einen Rundumschutz, der auch Kapitalrisiken abdeckt. Dafür muss die Swiss Life mehr Kapital bereithalten – und das kostet Geld.
Der Produkt-Mix der Swiss Life habe sich aufgrund der ultratiefen Zinsen stärker auf teilautonome Lösungen verlagert, erklärte Finanzchef Matthias Aellig am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Bei diesem Angebot werden die Anlagerisiken an die Kunden weitergegeben und das Geschäft ist im Tiefzinsumfeld in der Tendenz rentabler.
Als Vollsortimenter werde man aber die Vollversicherungen weiterhin anbieten, versicherte Aellig. Als die Axa vor rund zwei Jahren als zweitgrösster Anbieter aus diesem Geschäft ausgestiegen war, hatte Swiss Life eine Vielzahl ehemaliger Axa-Kunden bei sich aufgenommen.
Prämienvolumen bricht ein
Insgesamt brachen die Prämieneinnahmen der Swiss Life im ersten Quartal deutlich um 13 Prozent auf 6,80 Milliarden Franken ein. Dabei wurde die Analystengemeinde auf dem falschen Fuss erwischt. Sie hatte im Durchschnitt mit einem Geschäftsvolumen von knapp 8 Milliarden gerechnet. Angaben zum Ergebnis macht die Swiss Life zu diesem Zeitpunkt im Jahr nicht.
Der Grund für den Prämienschwund war der Rückgang am Heimmarkt Schweiz, wo die Einnahmen um einen Viertel schrumpften. Vor allem die Einmalprämien in der Vollversicherung wurden stark zurückgefahren. Mit Blick auf die Profitabilität habe die Swiss Life bewusst auf Qualität anstatt hohe Volumen gesetzt, hiess es.
Zugleich fliesse das Wachstum der teilautonomen Lösungen nicht vollumfänglich in die Prämienrechnung ein, erklärte Aellig weiter. Von Kunden geleistete Einmaleinlagen oder bezahlte Sparprämien würden nämlich als verwaltete Vermögen und nicht als Prämien verbucht. Diese Vermögen seien bis Ende März innert Jahresfrist um eine Milliarde auf 5,2 Milliarden Franken angewachsen.
Kräftig gewachsen sind die Prämienvolumen aber im Ausland: In Frankreich legten sie um 19 Prozent auf 1,84 Milliarden Franken zu, in Deutschland um 7 Prozent auf 390 Millionen Franken. In Frankreich läuft etwa der Verkauf von anteilgebundenen Vorsorgelösungen auf Hochtouren.
Weiteres Gebührenwachstum
Ungebrochen forciert die Swiss Life derweil das Wachstum im Kommissionsgeschäft. Da setzt die Gruppe seit einigen Jahren auf den Ausbau der Finanzberatung, den Verkauf anlagegebundener Lebensversicherungen, das Geschäft mit Immobilien oder auf die Vermögensverwaltung mit institutionellen Kunden wie Pensionskassen.
Im ersten Quartal kletterten die Gebühreneinnahmen beziehungsweise Fee-Erträge der Gruppe um 16 Prozent auf 527 Millionen Franken in die Höhe. Das lag über den Erwartungen der Analysten, wobei das Beraternetz vor allem in Deutschland ausgebaut wurde – was wesentlich zum Wachstum beigetragen hat.
Den Swiss Life Asset Managers flossen von Drittkunden Neugelder in hohem Umfang von 2,9 Milliarden Franken zu. Im Vergleich zum Corona-Lockdown im Vorjahr seien digitale Beratungen mit Kunden geläufiger geworden, hiess es. Und die verwalteten Vermögen rückten auf 96,7 Milliarden in die Nähe des bis Jahresende gesetzten Ziels von 100 Milliarden Franken vor.
Auch mit den restlichen im Rahmen des dreijährigen Strategieprogramms «Swiss Life 2021» sei die Gruppe nach wie vor gut auf Kurs, versicherte Swiss-Life-Chef Patrick Frost laut Mitteilung. Unter anderem wird eine Eigenkapitalrendite im Bereich von 8 bis 10 Prozent angestrebt.
Am Markt wurden die Zahlen etwas ernüchtert aufgenommen. Die Aktie verlor bis Handelsschluss 2,38 Prozent auf 451 Franken. (awp/mc/ps)