Swiss Life: Aus für Marke AWD – Abschreiber von 576 Mio Franken

Swiss Life: Aus für Marke AWD – Abschreiber von 576 Mio Franken
Bruno Pfister, designierter VR-Präsident Credit Suisse Asset Management (Schweiz) AG. (Copyright: Swiss Life Holding)

Swiss Life-CEO Bruno Pfister. (Foto: Swiss Life)

Zürich – Die Swiss Life rüstet sich für die kommenden Jahre: Der Vertrieb von Finanzprodukten über den AWD wird umstrukturiert und operiert neu unter der Marke Swiss Life Select, die Gruppe will das Neugeschäft noch stärker auf zinsunabhängigere Produkte ausrichten und die Kostenbasis weiter reduzieren. Die Massnahmen führen zu einem hohen Abschreiber auf dem AWD-Goodwill, Stellen werden abgebaut und die Renditeerwartung fällt tiefer aus.

Der Umbau des AWD löst im vierten Quartal eine Abschreibung auf den in den Büchern von Swiss Life stehenden immateriellen Vermögenswerten im Umfang von 576 Mio CHF aus. Allein für den Namenswechsel werden 94 Mio abgeschrieben, für Kundenbeziehungen vor allem in den aufgegebenen Märkten Slowakei und Ungarn belaufen sich die Abschreibungen auf 96 Mio. Die restlichen 386 Mio fallen auf den eigentlichen Goodwill.

Veränderte Verhältnisse
Zum Zeitpunkt des Kaufentscheids im Jahr 2007 sei die Wirtschaft in einer robusteren Verfassung, die Zinsen viel höher und die Kapitalmärkte in besserem Zustand gewesen, verteidigte CEO Bruno Pfister am Mittwoch am Investorentag den hohen Kaufpreis. Allerdings seien beim Kauf die Marktchancen wohl auch überschätzt worden.

Neu steht der Goodwill für Swiss Life Select noch mit 765 Mio CHF in den Büchern. Der Test sei «mit viel Realitätssinn» durchgeführt worden, versicherte Finanzchef Thomas Buess. Das Risiko zusätzlicher Abschreiber sei klein.

Kein Ablenken von Image-Problem
Vor allem die Wachstumspläne in Osteuropa hätten mit dem AWD nicht verwirklicht werden können, so Pfister. Und in Österreich machte die Immobilienkrise einen Strich durch die Rechnung. Der vom deutschen Geschäftsmann Carsten Maschmeyer gegründete AWD hat im Zuge der Finanzkrise über längere Zeit Verluste geschrieben. Zudem haben Klagen von AWD-Kunden, die sich fehlberaten fühlen, aus früheren Jahren den Ruf des Unternehmens angekratzt.

Die Image-Probleme seien aber nicht der Grund für den Kurswechsel, so Pfister. Vielmehr soll die Präsenz von Swiss Life in Deutschland und der Schweiz gestärkt werden und den Vertrieb will die Gruppe neu aus einer Hand führen. In Hannover könnte das Fussballstadion bald den Namen «Swiss Life Arena» tragen. Die Gespräche dazu seien fortgeschritten.

Stärkeres Wachstum mit modernen Vorsorge- und Risikoprodukten
In Frankreich baut Swiss Life ihre Position als «Private and Personal Insurer» weiter aus. Insgesamt will man noch stärker mit modernen Vorsorge- oder Risikoprodukten wachsen. Als Wachstumspfeiler wird daher auch das Vermögensverwaltungsgeschäft unter der Marke «Swiss Life Asset Managers» gesehen. Traditionelle, kapitalintensive Vorsorgeprodukte sollen künftig dagegen nur noch 15% des Neugeschäfts ausmachen.

Operativ solide
Der hohe AWD-Abschreiber hat zur Folge, dass im laufenden Jahr nur noch ein Gewinn im zweistelligen Millionenbereich resultieren wird. Im Jahr 2011 hatte Swiss Life noch 606 Mio CHF verdient. Operativ dürfte der Konzern im laufenden Jahr aber gut abschneiden. Ohne die Sonderkosten wird ein Betriebsgewinn von über 850 Mio erwartet.

Der Abschreiber ist nicht cash-wirksam und hat daher weder auf den Cash Flow, das gebundene Vermögen der Versicherten noch auf die Solvenz der Gruppe einen negativen Einfluss. Die Aktionäre sollen erneut in den Genuss einer Dividende von 4,50 CHF je Aktie kommen. Künftig will man weiterhin zwischen 20 und 40% des Gewinns ausschütten.

Weiterer Stellenabbau
Mit dem Programm «Swiss Life 2015» strebt der Konzern die Reduktion der Kostenbasis um 130 bis 160 Mio CHF an. Damit verbunden ist der Abbau von bis zu 400 Stellen in den kommenden drei Jahren, 90 davon in der Schweiz. Für den Umbau werden Restrukturierungskosten von 80 bis 100 Mio budgetiert.

Die Eigenkapitalrendite soll um unrealisierte Kapitalgewinne bereinigt künftig zwischen 8 und 10% liegen, nachdem man zuletzt 10 bis 12% angestrebt hatte. Die Neugeschäftsmarge wird bei über 1,5% (bisheriger Zielwert 2,2%) erwartet. (awp/mc/pg)

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