Swiss Re bestätigt Halbjahresverlust von 1,1 Milliarden Dollar

Swiss Re bestätigt Halbjahresverlust von 1,1 Milliarden Dollar
(Foto: Swiss Re)

Zürich – Die Coronapandemie hat der Swiss Re erstmals seit über einem Jahrzehnt wieder einen Halbjahresverlust eingebrockt. Der zweitgrösste Rückversicherer der Welt erlitt in den ersten sechs Monaten ein Defizit von 1,135 Milliarden Dollar nach einem Gewinn von 953 Millionen Dollar im Vorjahressemester.

Das ist das schlechteste Semesterergebnis seit ganz langer Zeit. Letztmals hatte die Swiss Re einen Halbjahresverlust im Jahr 2009 erlitten, damals belief er sich aber lediglich auf 155 Millionen.

Schuld an dem Riesendefizit sei die Coronapandemie, die Schäden und Rückstellungen von 2,54 Milliarden Dollar verursacht habe, hatte die Swiss Re vergangene Woche in einer Gewinnwarnung erklärt. Ohne die Corona-Schäden und -Rückstellungen hätte der zweitgrösste Rückversicherer der Welt in den ersten sechs Monaten einen Gewinn von 865 Millionen Dollar erzielt, teilte die Swiss Re nun am Freitag mit.

Alles reingepackt
Mit Coronaschäden und -rückstellungen von 2,5 Milliarden Dollar scheint die Swiss Re härter von der Pandemie getroffen worden zu sein als die Nummer eins in der Branche Munich Re. Die Münchner Rückversicherer haben die Coronaschäden im ersten Halbjahr auf 1,5 Milliarden Euro beziffert.

Allerdings hat die Swiss Re alles reingepackt, was irgendwie absehbar ist. So seien fast drei Viertel von den 2,54 Milliarden Dollar Rückstellungen für Schäden, die zwar eingetreten, aber der Swiss Re noch nicht gemeldet worden seien, erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler in einer telefonischen Medienkonferenz. Bei dieser Analyse sei man umsichtig vorgegangen.

«Unser Verlust widerspiegelt ungefähr unseren Marktanteil», sagte Mumenthaler: «Wir denken nicht, dass wir mehr exponiert sind als andere Rückversicherer.» Die Ausnahme seien die Veranstaltungsversicherungen, wo die Swiss Re wahrscheinlich einen höheren Marktanteil habe. Die Zukunft werde zeigen, «ob wir zu konservativ waren oder nicht.»

Betriebsunterbrüche kosten viel Geld
Den grössten Brocken der Coronaschäden und -rückstellungen machen die Betriebsunterbrüche aus, die während der Eindämmungsmassnahmen schliessen mussten. Diese belasten die Rechnung mit 973 Millionen Dollar. Das sei eine sehr hohe Zahl, sagte Mumenthaler.

Die Absage von Veranstaltungen rissen ein Loch von 484 Millionen Dollar in die Kasse. So hätten in diesem Sommer beispielsweise die Olympischen Spiele in Tokio oder die Fussball-Europameisterschaft stattfinden sollen. Wegen Corona wurden sie auf das nächste Jahr verschoben. Das ist mit hohen Kosten verbunden. Alleine die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio schlägt laut früheren Angaben mit einer viertel Milliarde zu Buche.

Dies bekommen die beiden Sparten Sach-Rückversicherung (P&C Re) und die Erstversicherung von Grosskonzernen (Corso) zu spüren. Beide Sparten haben im ersten Halbjahr happige Verluste geschrieben.

In der Leben- und Kranken-Rückversicherung sind Corona-Schäden in Höhe von 548 Milliarden Dollar entstanden. Hauptgrund seien Mortalitätsschäden in den USA und Grossbritannien, die grösser seien als erwartet, hiess es weiter.

Finanzchef: Haben das Schlimmste hinter uns
Mit der Verbuchung von 2,5 Milliarden Dollar zeigt sich die Swiss Re überzeugt, den grössten Teil der Coronaverluste abdecken zu können. «Wir dürften das Schlimmste hinter uns haben», sagte Finanzchef Dacey. Der Höhepunkt der Pandemie und der daraus folgenden Wirtschaftseinbrüche habe im zweiten Quartal stattgefunden.

Es würden in den kommenden Quartalen zwar noch mehr Schäden kommen. Es sei aber sehr schwierig, diese Schäden zu prognostizieren. Der Höhepunkt der Pandemie sei in den meisten Industrieländern im zweiten Quartal gewesen.

«Wir erwarten keine zweite Ansteckungswelle von der Dimension der ersten Welle.» In Europa seien die meisten grossen Länder besser geworden im Umgang mit der Pandemie. Soziale Distanz und Masken würden wirken. Die Menschen würden sich relativ verantwortungsvoll verhalten, auch wenn die Disziplin gerade bei den Jungen in letzter Zeit etwas nachgelassen habe, sagte Dacey. Grosse Unsicherheiten gebe es dagegen über die Entwicklung in den USA.

Konzernchef Mumenthaler betonte, dass er einen zweiten monatelangen Lockdown für «extrem unwahrscheinlich» halte. Denn es gebe viele Massnahmen, das Coronavirus unter Kontrolle zu halten. «Ein erneuter Lockdown wäre ein klares Versagen der Politik.» (awp/mc/ps)

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