Swiss-Re-Chef sieht nach Tötung in den USA «Vertrauensdefizit»
Zürich – Die Ermordung eines US-Krankenkassenchefs und Sympathien für die Tat sind nach Ansicht von Swiss-Re-Chef Andreas Berger Zeichen für Probleme mancher Versicherer. Für die Kundenzufriedenheit habe die Schadenbearbeitung den grössten Hebel, sagte er der «NZZ am Sonntag».
«Egal, welche Perspektive man anwendet, diese Situation in den USA ist tragisch. Die zynischen Reaktionen zeigen, dass es ein Vertrauensdefizit gibt», sagte der deutsche Manager, der seit April CEO bei Swiss Re ist.
Die Ermordung des Chefs des US-Krankenversicherungskonzerns UnitedHealthcare, Brian Thompson, auf offener Strasse in New York am 4. Dezember hat in den USA unter anderem eine Debatte über das Geschäft von Versicherungen ausgelöst. Zahlreiche Menschen äusserten in sozialen Medien Sympathien für die Tat. Es gibt Hinweise darauf, dass der festgenommene Tatverdächtige Luigi Mangione aus Wut über das Verhalten der Krankenversicherer in den USA gehandelt haben könnte.
Das Thema müsse man in der Branche ernst nehmen, forderte Berger. «Der Zweck von Versicherungen ist es, Menschen in dem Moment zu helfen, in dem es notwendig ist.» Wenn die Schadenbearbeitung zügig laufe und den Menschen schnell wieder auf die Beine helfe, «dann wird es keine negativen Kundenbewertungen geben». Es müsse klar sein, was in einem Schadenfall zu erwarten sei.
«Wenn ich erkennen würde, dass ein Versicherungsunternehmen mit seinen Produkten nicht vertrauenswürdig agiert und die versprochenen Dienstleistungen nicht liefert, dann hätte ich Bedenken», sagte Berger. Als Rückversicherer versichere Swiss Re Portfolios und sehe deshalb oft nicht, was in den Einzelfällen und in den Prozessen passiere. (awp/mc/ps)