Swiss Re schreibt im Coronajahr hohen Verlust
Zürich – Leistungen zu coronabedingten Betriebsunterbrüchen, zu Event-Absagen und zu Todesfällen haben 2020 ein tiefes Loch in die Kasse der Swiss Re gerissen. Allerdings hat der Rückversicherer für ausserordentliche Schadenjahre vorgesorgt und will den Aktionären erneut eine hohe Dividende bezahlen.
Unter dem Strich verblieb in der Jahresrechnung der Swiss Re ein Fehlbetrag von 878 Millionen US-Dollar nach einem Gewinn von 727 Millionen im 2019, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Allein die für Coronaschäden gebildeten Rückstellungen belasteten das Ergebnis mit 3,9 Milliarden.
Trotz roter Zahlen sollen die Aktionäre in den Genuss einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividende von 5,90 Franken kommen. Das ist keine Überraschung, denn noch im November hatte das Management um CEO Christian Mumenthaler ein Bekenntnis zu stabilen bis steigenden Dividenden abgegeben. Ein Aktienrückkaufprogramm soll es dagegen angesichts der nach wie vor unsicheren Pandemielage wiederum nicht geben.
Hohe Belastungen
Die Swiss Re habe von Beginn der Pandemie an «umsichtig und diszipliniert» Rückstellungen gebildet, sagte Mumenthaler an einer Telefonkonferenz. Mit 1,9 Milliarden Dollar wurde die grösste Sparte, die Schaden- und Haftpflichtrückversicherung, besonders hart von Corona getroffen. Hinzu kommt noch eine hohe Belastung von 1,7 Milliarden für Schäden aus Naturkatastrophen.
Der für das Sachgeschäft wichtige Schaden-Kosten-Satz verschlechterte sich dadurch um 1,2 Prozentpunkte auf 109,0 Prozent. Ohne Coronabelastungen läge der Wert knapp unterhalb der Marke von 100 Prozent, die für die Profitabilität des Geschäfts massgebend ist.
Auch in der Lebenrückversicherung drückte Corona aufs Ergebnis, und dies mit knapp einer Milliarde Dollar. Darin spiegelten sich die gestiegenen Sterblichkeitsraten in den USA und Grossbritannien. Trotz dieser hohen Belastung erzielte die Swiss Re im Lebengeschäft aber einen kleinen Gewinn von 71 Millionen Dollar.
Im Geschäft mit Erstversicherungen der Sparte Corporate Solutions sind die Anfang 2019 in Angriff genommenen Arbeiten zur Restrukturierung so gut wie abgeschlossen. Ohne Coronakosten von 943 Millionen Dollar hätte ein Gewinn von 393 Millionen resultiert.
Mit Blick auf das laufende Jahr rechnet die Swiss Re mit weiteren Aufwendungen zur Pandemie, doch dürften diese weitaus geringer ausfallen. Der Konzern schätzt, dass die Rückstellungen im Sachgeschäft dafür unter einer halben Milliarde bleiben werden, während im Lebenbereich viel von den Sterberaten in den USA abhängt, wo die Mortalitätsrisiken für die Swiss Re am grössten sind.
Steigende Preise
Das Volumen steigerte die Swiss Re über die gesamte Gruppe hinweg um 6 Prozent auf 40,8 Milliarden Dollar. Dabei wuchs das Schadengeschäft um gut 8 Prozent und die Lebensparte um knapp 7 Prozent. In den Teilsparten Property und Spezialrückversicherungen habe man im Verlauf des Jahres Geschäft dazugewonnen, sagte Finanzchef John Dacey. Und auch das Geschäft mit massgeschneiderten Grosstransaktionen sei gut gelaufen.
Profitieren kann die Gruppe von steigenden Preisen. In den von Swiss Re im Januar erneuerten Verträge gingen die Preise um 6,5 Prozent nach oben. Man habe den Fokus bewusst auf die Marge gelegt und nicht auf die Quantität, begründete Mumenthaler den Volumenrückgang in der Januar-Runde. Sollten sich aber profitable Wachstumschancen ergeben, werde man Kapital dazu einsetzen.
Der Jahresverlust der Swiss Re ist deutlich höher ausgefallen als von Analysten erwartet. Dennoch hielten sich die Aktien am Freitag in einem zuletzt schwächeren Gesamtmarkt SMI wacker, sie büssten bis Handelsschluss lediglich 0,07 Prozent ein. Vor allem die Aussagen zum Ausblick halfen. (awp/mc/pg)