Zürich – Swiss Re hat im ersten Quartal 2017 wie erwartet weniger verdient als noch vor Jahresfrist. Die Rechnung belastet haben hohe Schadenskosten, die der Tropensturm «Debbie» in Australien verursacht hat. Mit Blick auf die solide Kapitalisierung und die damit verbundene Aussicht auf weitere attraktive Ausschüttungen, gewinnt die Aktie dennoch an Wert.
Der Gewinn sank auf 656 Mio USD von zuvor 1,23 Mrd und so rutschte die Eigenkapitalrendite mit annualisiert 7,5% (14,6%) leicht unter die langfristig geltende Zielvorgabe ab (Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen plus 700 Basispunkte). Das Ergebnis zeige dennoch auf, dass Swiss Re auch unter schwierigen Bedingungen mit Preisdruck, Niedrigzinsen und Naturkatastrophenschäden positive Renditen erzielen könne, teilte die Gruppe am Donnerstag mit.
Mit einer SST-Quote von 262% sei man nach wie vor «sehr gut kapitalisiert», gab Finanzchef David Cole an einer Telefonkonferenz weiter zu Protokoll. Die Quote liege deutlich über der gesetzten Risikotoleranzgrenze von 220% und damit bleibe man gut positioniert, um Wachstumschancen zu nutzen und den eingeschlagenen Weg im Kapitalmanagement weiter zu verfolgen.
Die Swiss-Re-Aktionäre hatten vergangene Woche an der Generalversammlung einer Dividendenerhöhung auf 4,85 CHF je Aktie zugestimmt und den Verwaltungsrat dazu ermächtigt, später im Jahr je nach Geschäftsverlauf einen weiteren Aktienrückkauf von bis zu 1 Mrd CHF zu lancieren.
Zeichnungsdisziplin im Fokus
In erster Linie soll verfügbares Kapital nach Möglichkeiten in Wachstum investiert werden. «Wir tun das aber nur, wenn wir eine langfristig attraktive Rendite für unsere Aktionäre erwarten», versicherte Cole. Swiss Re bleibe dem Grundsatz «Qualität vor Quantität» treu und setze nach wie vor auf Zeichnungsdisziplin.
Der anhaltende Preisdruck führte im ersten Quartal dazu, dass die Gruppe bewusst auf das Zeichnen von Geschäft verzichtet hat. Die gebuchten Bruttoprämien sind um knapp 11% auf 10,2 Mrd USD geschrumpft. Die Wachstumsbewegungen seien allerdings auch davon abhängig, wie viele grosse massgeschneiderte Transaktionen man wann an Land ziehen könne, gab Cole zu bedenken. Im ersten Quartal gewann Swiss Re weniger solche Deals.
In der wichtigsten Sparte, der Sach- und Haftpflicht-Rückversicherung (P&C Re), nahm das Prämienvolumen um beinahe einen Fünftel auf 5,8 Mrd USD ab. Vor allem in der Region EMEA und in der Quotenrückversicherung in China sei weniger Geschäft gezeichnet worden. Die Combined Ratio verschlechterte sich indessen um 2,3 Prozentpunkte auf 95,6%.
Corporate Solutions nahm im ersten Quartal mit 717 Mio USD 11% weniger Prämien ein und die Combined Ratio rückte mit 99,6% (VJ 90,4%) nahe an die für die Profitabilität des Geschäfts massgebende Marke von 100% heran. Im Life&Health-Geschäft sank der Gewinn um rund 50 Mio auf 193 Mio. Und bei Life Capital nahm das Ergebnis auf 73 Mio (321 Mio) deutlich ab, nachdem einmalige Bewertungsgewinne im Anlageportfolio den Gewinn des Vorjahres in die Höhe getrieben hatten.
Blick nach Asien
In der April-Erneuerungsrunde, wo Verträge in Asien im Vordergrund stehen, ging das zu erneuernde Volumen bei P&C Re nur um 2% zurück. Dabei habe man die Preisqualität mit 101% auf «attraktiven Niveau» gehalten, so Swiss Re.
Das Asien-Geschäft soll in Zukunft weiter vorangetrieben werden. Um den Ambitionen gerecht zu werden, hat die Swiss Re im April eine regionale Tochter in Singapur gegründet. In der neuen indischen Niederlassung in Mumbai sieht Swiss Re ebenfalls Wachstumschancen, und für Corporate Solutions wurde die Präsenz in Asien mit einer neuen Geschäftsstelle in Kuala Lumpur verstärkt.
An der Börse kletterten die Swiss Re-Papiere am Donnerstag in einem festeren Markt (SMI: +1,0%) um 1,8% in die Höhe. Swiss Re habe «Debbie» offenbar bestens verkraftet und das erste Quartal etwas besser als erwartet abgeschlossen, hiess es im Handel. Die Aktie sei nach den Abgaben im bisherigen Jahresverlauf nach wie vor unterbewertet. (awp/mc/upd/ps)