Zürich – Swiss Re schüttelt die schwere Coronalast aus dem Vorjahr allmählich ab und schreibt wieder schwarze Zahlen. Der Rückversicherer profitiert von steigenden Preisen und der guten Entwicklung an den Börsen. Zudem belasten Naturkatastrophen die Rechnung noch nicht allzu stark.
Im ersten Halbjahr erzielte Swiss Re einen Gewinn von 1,05 Milliarden US-Dollar, nachdem ein Jahr zuvor noch ein Verlust von gut einer Milliarde resultiert hatte, wie der weltweit zweitgrösste Rückversicherer am Freitag mitteilte. Hauptgrund für den Ergebnissprung war der Wegfall von Leistungen zur Coronapandemie.
Über Rückversicherungs- und Versicherungsverträge zu Betriebsschliessungen, Event-Ausfällen oder im Lebengeschäft hatte Swiss Re vor Jahresfrist 2,5 Milliarden Dollar zurückgestellt. In diesem Jahr waren es «nur» 870 Millionen, davon allein 810 Millionen in der Lebensrückversicherung.
Ohne die Coronakosten hätte der Konzern einen Gewinn von 1,7 Milliarden Dollar erreicht. Das lässt sich mit dem im Vorjahr um Corona bereinigten Gewinn von 865 Millionen und dem Plus von knapp einer Milliarde aus dem Jahr 2019 vergleichen.
Corso im Aufschwung
Während die Coronabelastung nach und nach kleiner wird, erntet Swiss Re zugleich die Früchte der vor einiger Zeit zur Steigerung der Gewinnkraft eingeleiteten Massnahmen. Vor allem im Portfolio des einst defizitären Erstversicherungsgeschäfts Corporate Solutions wurden die Preise angehoben und unprofitable Verträge nicht mehr erneuert.
Bei Corporate Solutions verbesserte sich der Schaden-Kosten-Satz, auch dank der Auflösung von Reserven, im ersten Halbjahr um 30 Prozentpunkte auf sehr tiefe 92,7 Prozent. Unter der Schwelle von 100 Prozent verdient ein Versicherer Geld.
Im grössten Teil, der Sachrückversicherung, sank die Combined Ratio mit 21 Prozentpunkte ebenfalls klar auf 94,4 Prozent. Stark rückläufige Coronakosten und anhaltende Preissteigerungen hätten dazu geführt, hiess es. Seit Jahresbeginn konnte Swiss Re die Preise um durchschnittlich 4 Prozent anheben.
Die Lebensrückversicherung hat dagegen noch mit den Folgen der Coronakrise zu kämpfen. Die in einigen Märkten hohen Sterblichkeitsraten belasten, allen vor jene des ersten Quartals in den USA. Die Sparte schrieb mit 119 Millionen Dollar rote Zahlen nach einem kleinen Plus im Vorjahr.
Mit Zielen auf Kurs
Für die Zukunft sieht sich Swiss Re gut aufgestellt. Sowohl in der Sachrückversicherung als auch bei Corporate Solutions sei die Gruppe auf Kurs, um die zum Schaden-Kosten-Satz gesetzten Ziele von «unter 95 Prozent» beziehungsweise «unter 97 Prozent» zu erreichen, sagte Finanzchef John Dacey an einer Telefonkonferenz.
Dabei geht die Swiss Re nach vorläufigen Schätzungen davon aus, dass die Juli-Flutkatastrophen in Europa und die Unruhen in Südafrika zu einem Gesamtschaden im mittleren dreistelligen Millionenbereich führen und Corona im Sachgeschäft höchstens noch Schäden von 200 Millionen Dollar beschert.
Im Lebengeschäft sind keine Prognosen möglich. Da hofft man bei Swiss Re, dass mit den Impffortschritten rund um den Globus die Pandemie unter Kontrolle gebracht wird und keine tödlichere Coronavarianten ausbrechen.
An der Börse kamen die Neuigkeiten weniger gut an: Die Papiere gaben am Freitag 3,2 Prozent auf 82,02 Franken ab. (awp/mc/pg)