Rückversicherer hoffen weiter auf Trendwende
Monte Carlo – Im jahrelangen Preiskampf in der Rückversicherung hoffen die weltgrössten Anbieter Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück weiter auf ein baldiges Ende des Abwärtstrends. Während die Swiss Re am Branchentreffen «Rendez-Vous de Septembre» in Monte Carlo mit Blick auf die Vertragserneuerungen im Januar bereits mit einer Stabilisierung rechnet, sprach Munich Re-Vorstand Torsten Jeworrek von einem «unverändert herausfordernden» Marktumfeld.
In Monte Carlo sondieren seit Samstag Rückversicherer mit Erstversicherern wie der Allianz, Zurich Insurance oder Axa und Maklern wie Aon Benfield und Guy Carpenter jeweils im September die Preise und Bedingungen für die wichtigste Vertragserneuerung des Jahres. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) schätzt, dass die Preise im Schaden- und Unfallgeschäft 2016 und 2017 um jeweils bis zu 5% sinken – und damit weniger stark als in den Vorjahren.
Die Rückversicherungspreise befinden sich seit 2013 im Sinkflug und dank vergleichsweise geringer Schäden sitzen die Rückversicherer auf dicken Kapitalpolstern. Damit hat die Kapazität und das Angebot an Rückversicherungsschutz zugenommen und weil wegen tiefer Zinsen Kapitalanlagen immer weniger abwerfen, drängen etwa Pensionsfonds und Hedgefonds zusätzlich in den Markt. Laut der Ratingagentur A.M. Best stellt dieses alternative Kapital mit 71 Mrd USD heute rund einen Fünftel der weltweiten Rückversicherungskapazität.
Unterschiedliche Entwicklungen
Der sogenannte «Soft Market» könnte bald der Vergangenheit angehören, die Wende sei «nicht allzu weit entfernt», zeigte sich der neue Swiss Re-CEO Christian Mumenthaler vor Medienvertretern optimistisch. Nach diversen Katastrophenschäden im zweiten Quartal dürfte sich der Preisrückgang in diesem Geschäft zumindest verlangsamen. Derweil werde im Property-Geschäft mit stabilen Preisen zu rechnen sein, während der Preisdruck im Haftpflicht-Teil nachlasse, hiess es.
In den Specialty Lines geht die Swiss Re in den verschiedenen Märkten und Geschäftsbereichen von unterschiedlichen Entwicklungen aus. Die stark wachsenden Schwellenländer dürften langfristig weiter zulegen. In der Motorfahrzeugrückversicherung könnten sich die Preise etwas «verfestigen», wobei sich der Trend steigender Schadenskosten im US-Motormarkt fortgesetzt habe. Immerhin sei langfristig mit einer abnehmenden Unfallfrequenz zu rechnen.
Laut Hannover Rück stehen die Prämien in Bereichen wie der Industrie-Feuerversicherung und im Luftfahrt-Geschäft dagegen weiterhin unter Druck. Noch fraglich scheint die Entwicklung im wichtigen Naturkatastrophengeschäft in den USA. Dafür müsse man das Ende der Hurrikan-Saison abwarten, sagte Vorstandsmitglied Jürgen Gräber.
Wachstum mit Grossverträgen
Swiss Re will im heutigen Umfeld beim Zeichnen von Geschäft weiterhin Disziplin an den Tag legen und versuchen, massgeschneiderte Rückversicherungsverträge an Land zu ziehen. Solche mit einzelnen Kunden abgeschlossenen Grosstransaktionen hätten an Bedeutung gewonnen und so kletterte das entsprechende Prämienvolumen im ersten Halbjahr um 76% in die Höhe.
Die grossen Rückversicherer versuchen auch, neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Marktchancen sieht Swiss Re im technologischen Wandel. «Es ist unser Ziel, gemeinsam mit den Kunden die neuen Märkte und die sich daraus ergebenden Risiken zu bewältigen», sagte Mumenthaler.
Munich Re und Hannover Rück bauen auch auf das Geschäft mit der Cyberversicherung, die vor allem Unternehmen gegen die Folgen von Hackerattacken und Datenlecks absichert. Bis Ende 2020 dürfte das weltweite Cyber-Prämienvolumen von heute 3 Mrd USD auf dann 8 bis 10 Mrd wachsen, schätzt Munich Re-Vorstand Thomas Blunck. (awp/mc/upd/pg)