Christian Mumenthaler, CEO Swiss Re. (Foto: Swiss Re)
Zürich – Der Rückversicherer Swiss Re hat im zweiten Quartal 2016 weniger verdient, ist aber gleichzeitig gewachsen. Auf das Ergebnis haben wie erwartet die Kosten für eine Reihe von Katastrophen gedrückt. Die aus dem Verkauf von Kapitalanlagen erzielten Erlöse dämpften den Ergebnisrückgang etwas.
Der Gewinn der Swiss Re rutschte im zweiten Quartal um beinahe 200 Mio auf 637 Mio USD ab, wie es in der Mitteilung vom Freitag hiess. Und für das Halbjahr ergibt sich ein Überschuss von 1,87 Mrd (-17%). Angesichts des schwierigen konjunkturellen Umfelds sowie der höheren Schadenskosten sei dies ein durchaus «solides» Ergebnis, erklärte der neue CEO Christian Mumenthaler.
Katastrophen belasten
In der Sach- und Haftpflicht-Rückversicherung (P&C) verschlechterte sich die für die Branche wichtige Kennzahl Combined Ratio um rund 8 Prozentpunkte auf 101,0%. Eine Belastung von 350 Mio USD waren Unwetterkosten in Europa sowie den USA, die Brandkatastrophe im kanadischen Fort McMurray oder ein Erdbeben in Japan.
Die Katastrophenschäden lagen mit 4,6 Prozentpunkten über Budget, wogegen die Auflösung von Reserven für Geschäft aus früheren Jahren den Wert mit 5,5 Punkten entlastet hat. Anders hatte sich die Lage im Startquartal präsentiert: Da lag die Schadenlast auf tiefem Niveau, jedoch mussten Nachreservierungen vorgenommen werden. Unter dem Strich resultiert im Halbjahr eine Combined Ratio von 97,2% (VJ 88,3%).
Im zweitgrössten Teil Life&Health (L&H) nahm das Quartalsergebnis auf 173 Mio USD (277 Mio) ab bei einer auf das Gesamtjahr hochgerechneten Eigenkapitalrendite von 10,1% (Ziel: 10-12%). Gewinnrealisierungen aus dem Verkauf von Kapitalanlagen hätten das Ergebnis gestützt, hiess es. Gleiches, vor allem aus dem übernommenen Guardian-Portfolio, liess den Gewinn bei Capital Life auf 248 Mio von 42 Mio in die Höhe springen.
Einen Verlust von 25 Mio USD (Gewinn VJ 76 Mio) musste Swiss Re dagegen im Erstversicherungsteil (Corporate Solutions) schlucken. Wegen zweier sogenannter Man-Made-Schäden, die sich 2015 ereignet hatten, aber erst jetzt verbucht wurden, nahm die Combined Ratio stark auf 112,7% (96,6%) zu.
Insgesamt erzielte Swiss Re mit ihren Kapitalanlagen eine ansehnlich Rendite von annualisiert 3,7% nach 4,2% im Vorjahresquartal. Auch sieht Mumenthaler die Gruppe mit dem Eigenkapital, das seit Jahresbeginn um 3,4 Mrd auf 35,8 Mrd USD angestiegen ist, gut kapitalisiert.
Wachstum mit Grossverträgen
Auf der Topline ist Swiss Re gewachsen: Die verdienten Prämien (inkl. Gebühren) nahmen im Berichtsquartal um rund 1 Mrd auf 8,18 Mrd UDS zu. Wachstumstreiber war das P&C-Geschäft, wo die Nettoprämien vor allem aufgrund grosser und massgeschneiderter Transaktionen in den USA und Europa auf 4,1 Mrd (3,5 Mrd) angewachsen sind.
Aber auch bei L&H Re legte die Swiss Re an Gewicht zu, und zwar um 12% auf 3,18 Mrd USD. Dagegen trat die Sparte Corporate Solutions im Volumen mit gut 1 Mrd auf der Stelle. Swiss Re steht hier wegen ungüngstiger Marktbedingungen (tiefe Zinsen, Preisdruck) vorläufig auf die Bremse. «Langfristig wollen wir mit Corporate Solutions aber wachsen», versprach der CEO.
Weiteres Wachstum lassen die im laufenden Jahr durchgeführten Vertragserneuerungen erwarten. In der Juli-Runde, die im Zeichen von Nord- und Südamerika steht, nahm das Volumen des zu erneuernden Geschäfts um 10% auf 3,0 Mrd USD zu. Dabei habe sich die Preisqualität weiterhin bei 102% bewegt, so der CEO. Der Preisrückgang im Sachgeschäft bleibt aber ein Problem, auch wenn sich der Druck abgeschwächt hat.
An der Börse fiel die Reaktion auf die Geschäftszahlen schwach aus, der Titel verlor 1,1% auf 81,35 CHF. Analysten bemängelten die Ergebnisqualität und sahen die tiefen Zinsen sowie den anhaltenden Preisdruck als Risikofaktoren. (awp/mc/upd/ps)