Zürich – Die weltweiten Katastrophenschäden sind im laufenden Jahr markant kleiner ausgefallen als 2018. So richteten Naturkatastrophen und von Menschenhand verursachte Katastrophen 2019 Schäden von 140 Milliarden Dollar an, wie die Swiss Re am Donnerstag anhand von vorläufigen Schätzungen bekannt gab.
Das ist ein Rückgang um einen Fünftel. 2018 hatten Katastrophen noch Schäden von 176 Milliarden Dollar verursacht. Beide Jahre liegen aber deutlich unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre, der sich auf 212 Milliarden Dollar beläuft.
Von den Katastrophenschäden sind schätzungsweise 56 Milliarden Dollar versichert. Das ist deutlich weniger als vor einem Jahr, als die versicherten Schäden 93 Milliarden Dollar betragen hatten.
Die meisten Schäden richteten mit 133 Milliarden Dollar Naturkatastrophen an, was ein Rückgang von 20 Prozent gegenüber 2018 ist. Von Menschenhand verursachte Schäden betrugen 7 Milliarden Dollar. Dies sind gar 31 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Weniger Tote
Zudem waren weniger Tote zu beklagen. Dieses Jahr kamen mehr als 11’000 Menschen bei Katastrophen um. 2018 hatte es 13’500 Opfer gegeben. Die meisten Menschen starben laut Swiss Re bei Monsunfluten in Indien, Bangladesch und Nepal sowie den Hitzewellen in Indien, Pakistan und Japan.
Alleine 1’400 Opfer forderten auch die Zyklone «Idai» und «Kenneth» in Mosambik und den Nachbarländern sowie der Zyklon «Fani» in Indien. Angesichts der tiefen Versicherungsdichte in den betroffenen Regionen waren die versicherten Schäden jedoch sehr gering, schrieb die Swiss Re.
Taifune in Japan am teuersten
Die teuersten Naturkatastrophen für die Versicherer waren die Taifune «Faxai» und «Hagibis», die in Japan wüteten. «Faxai» traf Mitte September die Region Kanto, zu der auch der Grossraum Tokio gehört, und richtete versicherte Schäden von 7 Milliarden Dollar an. Der Taifun «Hagibis» traf Anfang Oktober die gleiche Region und verursachte versicherte Schäden von rund 8 Milliarden Dollar.
Damit haben nach einigen Jahren relativer Ruhe Taifune in den letzten zwei Jahren in Japan wieder massiv zugeschlagen. Noch teurer als «Faxai» und «Hagibis» war für die Assekuranz der Taifun «Jebi» im Jahr 2018, der einen versicherten Schaden von fast 13 Milliarden Dollar anrichtete. Dies liegt an der hohen Exponiertheit der städtischen Regionen von Japan gegenüber Wirbelstürmen und Überschwemmungen.
Inwieweit der Klimawandel schuld ist, ist noch nicht klar. «Auch wenn der Klimawandel nicht als verstärkender Risikofaktor ausgeschlossen werden kann, ist es sicher, dass die letzten drei Ereignisse das historische Muster der verheerenden japanischen Taifune der Mitte des 20. Jahrhunderts bestätigen», schrieb der zweitgrösste Rückversicherer der Welt.
Klimawandel treibt Hitzewellen und Fluten an
Eindeutig ist der Einfluss des Klimawandels jedoch bei den so genannten sekundären Naturgefahren wie Hitzewellen und Dürren, wobei an mehreren Orten auf der Welt – von Europa bis Australien – neue Höchsttemperaturen verzeichnet wurden. Verheerende Waldbrände wüteten unter anderem in Australien, Indonesien, den USA, Kanada, dem Amazonasgebiet und Sibirien. Die jetzigen Feuersbrünste in Australien seien lediglich in ersten Schätzung in den Zahlen enthalten, sagte eine Swiss Re-Sprecherin auf Anfrage.
Der Klimawandel führe zu häufigeren und schwerwiegenderen sekundären Gefahrereignissen, wie mehr lokale Überschwemmungen, sintflutartige Regenfälle, anhaltende Dürre, schwere Waldbrände und andere extreme Wetterereignisse.
Neben den Monsunfluten in Indien, Bangladesch und Nepal trafen Überschwemmungen auch China, die USA, Europa, Kanada und Australien. «Gewitter und Hagelstürme haben in vielen Teilen der Welt Schäden an Eigentum, Fahrzeugen und Landwirtschaft verursacht.
Klimawandel verursacht Milliardenschäden
Zusammengenommen sind sekundäre Naturgefahren in diesem Jahr weltweit für geschätzt mehr als 50 Prozent der versicherten Schäden durch Naturkatastrophen verantwortlich», schrieb die Swiss Re. Das wären über 25 Milliarden Dollar. Dies zeige einmal mehr, welche sehr grossen Auswirkungen diese Ereignisse auf die Gesellschaft haben können.
«Es gibt mehr wissenschaftliche Belege dafür, dass der Klimawandel heute die Häufigkeit und Schwere von sekundären Gefahrereignissen beeinflusst», erklärte Swiss Re-Katastrophenspezialist Martin Bertogg. «Für primäre Gefahren wie Taifune ist die Wissenschaft weitaus weniger schlüssig.»
Zum tendenziellen Anstieg der Naturkatastrophenschäden trage bei, dass sich immer mehr Menschen und Immobilienwerte in Gefahrengebieten aufhalten würden. Dies mache die Vergangenheit zu einem weniger sicheren Indikator für zukünftige Schäden, erklärte Bertogg. (awp/mc/pg)