Zürich – Bei der Swiss Re haben im ersten Halbjahr die Kassen geklingelt. Sprudelnde Kapitalerträge beschertem dem zweitgrössten Rückversicherer der Welt einen kräftigen Gewinnanstieg. Zudem wurde der Konzern nur in geringem Ausmass von Naturkatastrophen getroffen.
Unter dem Strich erzielte die Swiss Re einen Reingewinn von 2,1 Milliarden Dollar. Das sind 17 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2023, wie der Versicherer am Donnerstag in einem Communiqué bekannt gab. Die höheren Zinsen trieben die Kapitalerträge um 38 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar in die Höhe.
Zudem profitierte der Konzern von der relativ geringen Belastung durch Grossschäden. Naturkatastrophen hätten in den ersten sechs Monaten weniger als 100 Millionen Dollar gekostet, sagte Finanzchef John Dacey in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Mehr Katastrophen – weniger Schäden für Swiss Re
«Es ist aber nicht so, dass es keine Naturkatastrophen gegeben hätte», sagte Dacey. Das Swiss Re Institute hatte die versicherten Schäden aus Naturkatastrophen im ersten Halbjahr 2024 weltweit auf 60 Milliarden Dollar geschätzt. Das liegt um 62 Prozent über dem zehnjährigen Durchschnitt.
Aber fast alle diese Schäden seien kleinere Ereignisse gewesen, die vor allem von Erstversicherungen getragen worden seien, sagte Dacey. Das sei nicht das Geschäft, in dem die Swiss Re tätig sein wolle.
Die Swiss Re habe einige Schäden in zweistelliger Millionenhöhe tragen müssen. Die teuersten Naturkatastrophen seien die Überschwemmungen in Brasilien und in Dubai gewesen sowie ein Zyklon in Australien und das Erdbeben «Noto» in Japan, sagte Dacey.
Der grösste Schadenfall im ersten Semester wurde von Menschen verursacht: Der Einsturz der Autobahnbrücke in der US-Stadt Baltimore, die durch ein Schiff gerammt worden war, habe aber ebenfalls weniger als 100 Millionen Dollar gekostet, sagte Dacey.
Rückstellungen aufgestockt
Allerdings seien im ersten Halbjahr Grossschäden passiert, die dem Versicherer noch nicht gemeldet worden seien. Deshalb habe man aus Vorsicht die Rückstellungen für Naturkatastrophen und von Menschen verursachte Grossschäden um eine halbe Milliarde Dollar aufgestockt, sagte Dacey.
Dies schlug sich im Ergebnis der Sparte Sach- und Haftpflichtrückversicherung (P&C Re) nieder: Hier sank das versicherungstechnische Ergebnis um 16 Prozent. Der Schaden-Kosten-Satz verschlechterte sich auf 84,5 Prozent von 81,8 Prozent im Vorjahr.
Das ist aber immer noch ein guter Wert. Denn bei einem Satz von unter 100 Prozent ist das Geschäft versicherungstechnisch profitabel. Und dank einem Ergebnissprung an den Kapitalmärkten konnte die grösste Sparte der Swiss Re den Gewinn um 1,6 Prozent auf 989 Millionen Dollar verbessern.
Die beiden anderen Sparten steigerten derweil den Gewinn kräftig. Im Lebenrückversicherungsgeschäft (L&H Re) kletterte der Gewinn um fast die Hälfte auf 883 Millionen Dollar. Die Sparte habe von niedrigeren Sterblichkeitsraten in den USA und höheren Kapitalerträgen profitiert, hiess es.
Auch die Firmenversicherungssparte Corporate Solutions (Corso) erhöhte den Gewinn um 37 Prozent auf 435 Millionen Dollar. Das Ergebnis sei durch einen günstigen Schadenverlauf und durch starke Kapitalerträge begünstigt worden. Der kombinierte Schaden-Kosten-Satz verbesserte sich auf 88,7 Prozent von 89,2 Prozent im Vorjahr.
Einen Strich durch die Rechnung machte dagegen der geplante Ausstieg aus der 2016 gegründeten Digitalversicherungsplattform Iptiq. Diese vergrösserte im ersten Halbjahr wegen eines Goodwillabschreibers den Verlust auf 182 Millionen Dollar von 106 Millionen im Vorjahr.
Jahresziele unverändert
Damit sieht sich Swiss Re auf Kurs zu den Jahreszielen: Ein Konzerngewinn von mehr als 3,6 Milliarden Dollar sei in Sichtweite, sagte Finanzchef Dacey. Allerdings stehe die Hurrikansaison im Nordatlantik noch bevor. «Wir erwarten, dass das dritte Quartal das teuerste Quartal im Jahr 2024 wird.»
Die Finanzgemeinde zeigte sich erfreut über die Swiss Re-Resultate. Die Swiss Re-Aktie schloss in einem freundlichen Gesamtmarkt um 4,5 Prozent im Plus. (awp/mc/ps)