Swiss Re macht trotz Rückgang überraschend viel Gewinn im Halbjahr
Zürich – Die Swiss Re hat im ersten Halbjahr zwar einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen, aber dennoch überraschend viel verdient. Trotz eines happigen Verlusts im Firmenversicherungsgeschäfts übertraf der Reingewinn selbst die optimistischsten Erwartungen der Finanzgemeinde.
Unter dem Strich klingelten 953 Millionen Dollar in der Kasse. Analysten hatten mit maximal 853 Millionen Dollar gerechnet. Dennoch liegt der Reingewinn um gut 5 Prozent unter dem Vorjahresgewinn von 1 Milliarde Dollar. Das schlechteste Erst-Semesteresultat seit 2011.
Taifun «Jebi» sorgt für grosse Schäden
Grund für den Rückgang sind eine Reihe von Belastungen, wie der Zürcher Konzern am Mittwoch bekannt gab. So schlugen Naturkatastrophen und von Menschenhand verursachte Grossschäden zu Buche. Vor allem sind die Schäden durch den Taifun «Jebi», der im vergangenen September in Japan Zerstörungen hinterliess, nochmals um 400 bis 500 Millionen Dollar gestiegen, wie Finanzchef John Dacey im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP sagte. Insgesamt koste «Jebi» die Versicherungsbranche knapp 13 Milliarden Dollar, sagte Dacey. Davon müsse die Swiss Re rund 10 Prozent tragen.
Zudem führten Naturkatastrophenschäden seit Anfang Jahr bei der Swiss Re zu Schadenbelastungen von 280 Millionen Dollar. Den grössten Teil davon verursachten Überschwemmungen und Hagelstürme in Australien.
Überdies schlug der Absturz eines Flugzeugs vom Typ Boeing 737 Max der Ethiopian Airlines im März und das anschliessende Flugverbot sämtlicher Maschinen dieses Typs aufs Ergebnis der Swiss Re durch. Im ersten Halbjahr 2019 musste der Rückversicherer dafür Kosten von rund 130 Millionen Dollar schultern. Und ein Ende des Flugverbots für die Boeing 737 Max ist noch nicht in Sicht.
Sach-Rückversicherungsgeschäft macht mehr Gewinn
Dies führte zu einer Verschlechterung des Schaden-Kostensatzes (Combined Ratio) im Sach-Rückversicherungsgeschäft (P&C) auf 100,5 Prozent nach 92,9 Prozent im Vorjahr, das kaum Katastrophenschäden ausgewiesen hatte. Bei über 100 Prozent ist das Geschäft versicherungstechnisch nicht profitabel.
Dennoch stieg der Gewinn im Sach-Rückversicherungsgeschäft um 2,5 Prozent auf 771 Millionen Dollar. Dies sei einem profitablen Geschäftswachstum und einer sehr starken Anlageperformance zu verdanken, schrieb die Swiss Re.
Die Geschäftseinheit sei auf Kurs, einen normalisierten Schaden-Kosten-Satz von 98 Prozent für 2019 zu erreichen. Dies unter der Annahme einer durchschnittlichen Belastung durch grosse Naturkatastrophenschäden und ohne Berücksichtigung der Entwicklung der Rückstellungen aus Vorjahren.
Firmenkundenversicherung mit Verlust
Dagegen rutschte das Erstversicherungsgeschäft von Unternehmen (Corso) tief in die roten Zahlen. Die Sparte fuhr einen happigen Verlust von 403 Millionen Dollar ein nach einem Gewinn von 58 Millionen Dollar im Vorjahr. Der Schaden-Kostensatz schnellte auf 132,8 Prozent nach oben von 101,7 Prozent im ersten Semester 2018.
Unter dem neuen Corso-Chef Andreas Berger ist die Swiss Re bei ihrem Sorgenkind über die Bücher gegangen und hat eine umfassende Überprüfung der Strategie und Aktivitäten der Geschäftseinheit vorgenommen. «Wir haben keinen Stein auf dem anderen gelassen», sagte Berger vor den Medien. Nun wird das Messer am problematischen Haftpflichtportfolio in den USA, am Spezialversicherungsgeschäft sowie an der Agrar-, Schiffs-, Luft- und Raumfahrtversicherung angesetzt.
Insgesamt betreffe die Portfoliobereinigung ein Geschäft mit einem Prämienvolumen von rund 900 Millionen Dollar. Zudem habe sich die Erstversicherungssparte mehr Rückversicherungsdeckung im eigenen Konzern besorgt. Und die Reserven von Corso wurden um 328 Millionen Dollar aufgestockt. Bis 2021 soll Corso versicherungstechnisch wieder in der Gewinnzone sein und einen normalisierten Schaden-Kosten-Satz von 98 Prozent ausweisen. Neben der Portfoliobereinigung sollen Preiserhöhungen und Kosteneinsparungen zur Verbesserung beitragen, sagte Berger.
Erhalten bleibt der Swiss Re unfreiwillig vorerst die britische Tochter ReAssure, deren Börsengang vor zwei Wochen in letzter Minute abgeblasen wurde, weil das Interesse institutioneller Investoren zu gering war. Angesichts der politischen Situation Grossbritanniens mit dem Brexit-Termin Ende Oktober wolle man den Börsengang in diesem Jahr auch nicht mehr neu starten. Das wäre nicht weise, sagte Konzernchef Christian Mumenthaler vor Analysten. Man werde einen Börsengang im nächsten Jahr nochmals prüfen. (awp/mc/pg)