Zürich – Die Swiss Re hat nach neun Monaten einen über den Erwartungen liegenden Gewinn erzielt. Der Rückversicherer musste aufgrund von Katastrophen zwar Kosten im Umfang von 1,6 Milliarden schultern, einen hohen Gewinn warf hingegen das Lebengeschäft ab. Und Besserung ist an der Preisfront in Sicht, wo sich zumindest in einigen Nichtleben-Märkten die von der Branche langersehnte Preiswende abzuzeichnen scheint.
Die Swiss Re weist nach neun Monaten einen Gewinn in Höhe von 1’090 Millionen US-Dollar aus, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten demgegenüber im Durchschnitt lediglich mit gut 800 Millionen gerechnet. Und ohne die Sonderbelastung, die durch eine Änderung in der Rechnungslegung hervorgerufen wurde, würde sich der Gewinn gar auf 1,2 Milliarden belaufen.
Im Jahr davor hatten Katastrophenschäden im Umfang von rund 3,6 Milliarden noch dazu geführt, dass nach neun Monaten ein Verlust in Höhe von knapp einer halben Milliarde resultierte. Damals wurde das Ergebnis von den Jahrhundert-Wirbelstürmen «Harvey», «Irma» und «Maria» und Erdbeben in Mexiko zerzaust.
Trotz Katastrophen besser
Im laufenden Jahr haben vor allem die Grossschäden des US-Hurrikans «Florence», der Taifune «Jebi» und «Trami» in Japan oder des Brückeneinsturzes in Genua die Rechnung geprägt. Und die Lage bleibe in den USA aufgrund von Hurrikan «Michael» im Oktober weiter angespannt, so Swiss Re. Eine Kostenschätzung zu dieser Katastrophe gibt die Gruppe in der Mitteilung allerdings noch keine ab.
Besonders von den Katastrophen betroffen ist die Sparte Sach- und Haftpflicht-Rückversicherung (P&C Re), wo der Schaden-Kostensatz gleichwohl mit 99,5 Prozent leicht unter dem für die Profitabilität des Geschäfts massgebenden Niveau von 100 Prozent lag. Verglichen mit den 114,1 Prozent aus dem Vorjahr verbesserte sich die in der Branche wichtige Kennzahl sogar klar.
Noch deutlicher fiel die Verbesserung im Bereich Corporate Solutions aus, wo die Quote um 37,2 Punkte auf 105,4 Prozent zurückging. In dieser Sparte verkauft Swiss Re Erstversicherungen an grosse Firmen. Sie bleibt weiterhin im Aufbau und musste einen kleinen Verlust ausweisen. Der neue Spartenchef Andreas Berger wird sein Amt bereits Anfang März, also einen Monat früher als ursprünglich angekündigt, übernehmen.
Profitable Lebenrückversicherung
Gut lief das Geschäft in der Lebenrückversicherung (L&H Re), die allein 644 Millionen Dollar zum Gruppengewinn beisteuerte. Swiss Re führt dies auf grosse und profitable Transaktionen in Kanada und Neuseeland, auf die solide Geschäftsentwicklung in Asien und Europa zurück. Einen Beitrag hätten auch die soliden Anlageergebnisse geleistet, hiess es.
Die Lebensparte war auch der Wachstumstreiber. Die gebuchten Bruttoprämien wuchsen dort mithilfe aller Märkte um 12 Prozent auf beinahe 11 Milliarden Dollar. Bei P&C Re bleibt Swiss Re aufgrund der tiefen Preise beim Zeichnen von Neugeschäft vorsichtig: Die Einnahmen legten nur leicht auf 13,8 Milliarden zu. Bei Corporate Solutions wuchs das Volumen um deutlichere 9,1 Prozent auf 3,1 Milliarden zu. Insgesamt erhöhten sich die Bruttoprämien der Gruppe um 6,5 Prozent.
Preiswende möglich
Nach vielen Jahren des Preisdrucks scheinen laut Konzernchef Christian Mumenthaler zumindest einige wichtige Märkte des Nichtlebengeschäfts einen Wendepunkt gefunden zu haben. Die Branche verzeichne dort einen leichten Anstieg des Preisniveaus.
Gleichzeitig verfüge Swiss Re weiterhin über eine sehr starke Kapitalausstattung und die entsprechende Flexibilität, um Prioritäten im Kapitalmanagement effektiv umsetzen zu können, so die Mitteilung. Dies unterstreicht die im Rahmen des Kapitalregimes SST berechnete Quote, die per Ende Juli auf 285 Prozent geschätzt wird und klar über dem Ziel von 220 Prozent liege.
Somit dürften die Aktionäre auch nach den zuletzt hohen Katastrophenbelastungen wohl weiterhin mit hohen Dividenden rechnen.
Derweil tritt Ende Juni des kommenden Jahres mit Thomas Wellauer ein langjähriges Geschäftsmitglied in den Ruhestand. Wellauer ist derzeit Chef der operativen Aktivitäten bei Swiss Re, also COO. Er stiess im Jahr 2010 zum Rückversicherer. (awp/mc/pg)